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0382 - Claudines Schreckensnacht

0382 - Claudines Schreckensnacht

Titel: 0382 - Claudines Schreckensnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bringen. So, wie niemand erklären kann, wie es möglich ist, daß durch Geisteskraft Dinge bewegt werden, so kann auch niemand erklären, wie ich mein Wissen erhalte. Aber ich…«
    Er sah, wie Focaults Gesicht sich verhärtete. Er hatte den Mann überschätzt. Focault glaubte ihm nicht. Er hielt ihn jetzt ebenfalls für einen jener Scharlatane, von denen Zamorra anfangs gesprochen hatte. Solange er mit wissenschaftlichen Argumenten kam, war alles klar. Jetzt aber, da seine Erläuterungen ins Fantastische abglitten, wurde er für Henri Focault unglaubwürdig.
    Focault wandte sich ab.
    Da flog die Fahrertür des Mercedes schwungvoll auf, und die Türkante traf Zamorras Hüfte. Mit einem Aufschrei stürzte der Parapsychologe auf die Straße.
    So schnell, wie die Poltergeist-Kraft sie geöffnet hatte, wurde die Autotür auch wieder geschlossen.
    Zamorra erhob sich. Ein paar Leute halfen ihm dabei, stützten ihn und zogen an seinen Armen. Er stellte fest, daß er noch auf beiden Beinen stehen konnte. Die Stelle, wo ihn die Tür getroffen hatte, schmerzte zwar, und er war sicher, dort einen Bluterguß oder wenigstens einen ausgedehnten, blauen Fleck davongetragen zu haben, aber es konnte keine ernsthafte Verletzung sein.
    Das dachte er so lange, bis er die rote Flüssigkeit sah, die seinen Anzug durchtränkte…
    ***
    Die anderen sahen es gleichzeitig. »Blut!« schrie eine Frau auf. »Er blutet! Einen Arzt, schnell!«
    Zamorra wehrte ab. Er durchschaute den Spuk. Wenn er so schwer verletzt gewesen wäre, daß sein Anzug dermaßen schnell mit Blut durchtränkt wurde, hätte er bestimmt nicht mehr auf eigenen Beinen hier stehen können. Es gab keine Verletzung. Die rote Flüssigkeit war alles andere, aber kein Blut. Auch das hier war wieder ein neuer Anschlag des Poltergeistes, diesmal allerdings von der eher harmlosen Sorte.
    Bloß - wie sollte er das den Leuten jetzt klar machen, ohne die beginnende Poltergeist-Hysterie weiter anzuheizen? In der Aufregung merkten die Menschen überhaupt nicht, wie es wirklich um ihn stand!
    Wenn doch wenigstens Teri Rheken auftauchen würde! Aber wenn die Party tatsächlich schon startete, konnte es sein, daß Raffael die Botschaft beim besten Willen nicht so schnell überbringen konnte, oder Teri oder Ted waren miteinander befaßt wie in alten Zeiten, oder…
    Zamorra blockte seine Gedanken ab. Er mußte bei der Sache bleiben. Er faßte Henri Focault an der Schulter.
    »Können Sie mich noch ein paar Minuten in Ihrem Haus beherbergen?«
    Focault preßte die Lippen zusammen. Er war unschlüssig. Er bedauerte, daß er den Parapsychologe überhaupt hierher geholt hatte. Mehr und mehr keimte in ihm dieselbe Erkenntnis, wie sie seiner Frau bereits vorschwebte: daß es wirklich schlimm erst nach dem Auftauchen Zamorras geworden war.
    Aber der hatte keine Lust, sich hier draußen von den Schaulustigen zu Tode bedauern zu lassen, nur weil immer mehr rote Flüssigkeit aus einer unbegreiflichen Quelle drang und seinen Anzug mehr und mehr verfärbte. Mußte nicht inzwischen auch dem letzten klar sein, daß eine so große Wunde, wie sie hierfür hätte verantwortlich sein müssen, längst den Verletzten umgebracht hätte?
    Keiner begriff’s…
    Bis auf Focault. Dem wurde plötzlich klar, daß ein wirklich verwundeter Zamorra sich hier höchstens vor Schmerz verkrümmt auf dem Boden hätte winden müssen.
    »Nein«, sagte er.
    Da schob sich jemand energisch durch die Menge. »Zamorra… wußte doch, daß du inmitten des größten Menschenauñaufs stecken mußt!«
    Der Parapsychologe atmete erleichtert auf. »Teri! Endlich«, stieß er hervor. Die Silbermond-Druidin mit dem hüftlangen, goldenen Haar war per zeitlosem Sprung aufgetaucht, um ihn abzuholen. »Ich dachte schon, das würde gar nichts mehr. Laß uns hier erst mal verschwinden, ehe das Chaos noch größer wird!«
    Sie nickte und griff nach seiner Hand. Körperkontakt war notwendig, um ihn mit sich zu nehmen. Aber Zamorra wollte nicht vor versammelter Menge spurlos verschwinden. Er schüttelte den Kopf. »Nicht hier«, zischte er. »Komm mit…«
    Im gleichen Moment schlug der Poltergeist abermals zu.
    Die Motorhaube des Mercedes wurde meterhoch geschleudert. Der schwere Motorblock folgte augenblicklich nach. Er beschrieb einen leichten Bogen, erreichte in etwa fünf Metern Höhe den Scheitelpunkt seiner Flugbahn und stürzte, der Schwerkraft gehorchend, wieder in die Tiefe.
    Genau auf Zamorra und Teri Rheken zu!
    ***
    Innerhalb weniger

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