Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
erwachte vom Lärm und eilte zum Fenster. Unter den Bäumen sah ich undeutlich zwei Gestalten, von denen eine nur Arthur sein konnte. Wo haben Sie ihn denn getroffen?«
    »Bei der Abtei.«
    »Was mag das alles nur bedeuten?« fragte sie verwirrt.
    »Das weiß der Himmel! Ich wünschte, Puttler wäre schon hier.«
    Sie fuhren durch den Hohlweg, dann schoß der Wagen die lange, gerade Allee das Willow-Haus zu.
    »Da ist ja Ihr verlorengegangener Arthur!« rief Dick plötzlich, auf einen Mann zeigend, der gleichfalls dem Haus zustrebte.
    Arthur, ja - wenn auch in einem jämmerlichen Zustande! Die zerschundene Nase blutete heftig, das linke Auge war blau unterlaufen und halb geschlossen. Unter anderen Umständen würde sich Dick nicht wenig über den verunstalteten Dandy amüsiert haben. Doch Leslie war über die Verletzungen ihres Bruders derart beunruhigt, daß ein Lachen taktlos gewesen wäre. »Nichts von Bedeutung!« wehrte Arthur ihre eindringlichen Fragen ab. »Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit einem Wilddieb.«
    Die Knie seiner eleganten Knickerbocker starrten vor Schmutz. Sein rechtes Handgelenk war stark angeschwollen. Er schien sich in seiner Verfassung sehr unbehaglich zu fühlen, denn als sie das Haus erreichten, verschwand er, jede Hilfeleistung zurückweisend, in seinem Schlafzimmer, während Alford dankbar die schnell zubereitete Tasse Kaffee annahm.
    »Was kann sich wohl zugetragen haben, Dick?« fragte Leslie, als sie allein waren.
    »Er sagte es ja - ein ganz gewöhnliches Handgemenge mit einem Wilderer. Eine jener peinlichen Situationen, denen auch der beste Mann nicht immer auszuweichen vermag.«
    »Glauben Sie wirklich? Mein Instinkt sagt mir, daß es überhaupt kein Wilderer war, sondern daß er mit Gilder zusammengeriet.«
    Auch er hatte diesen Gedanken schon erwogen.
    Zu Fuß kehrte Dick nach Fossaway zurück und begab sich geradewegs hinauf in sein Schlafzimmer, um noch einige Stunden zu schlafen.

18
    Am nächsten Morgen wurde die gesamte Praxis von Gine & Gine durch den Umstand, daß Mr. Fabrian Gilder zum erstenmal seit fünfundzwanzig Jahren nicht zum Dienst erschien, in größte Aufregung versetzt. An diesem Vormittag erhielt der älteste Angestellte einen Brief von ihm mit der Weisung, ein bestimmtes Fach in seinem Schreibtisch zu öffnen und den Inhalt durch Boten in die Wohnung am Regent's Park bringen zu lassen.
    Das Schreiben enthielt folgenden Nachsatz: ›Es ist sehr unwahrscheinlich, daß ich noch einmal ins Büro kommen werde, da ich meine Entlassung eingereicht habe und beabsichtige, mich nur noch Privatgeschäften zu widmen.‹
    Telegrafisch ernannte Arthur Gine den ältesten Angestellten zum Nachfolger Gilders, was den Beförderten nur zum Teil befriedigte, da seit einiger Zeit unerquickliche Gerüchte über die Firma im Umlauf waren.
    Der Anwalt selbst ließ sich an diesem und am nächsten Tag nicht im Büro blicken, und das Rätsel um Mr. Gilders Ausscheiden blieb ungelöst, als auch der Bote, der die verlangten Papiere hintrug, nichts Näheres über den plötzlichen Entschluß in Erfahrung bringen konnte. Er wurde nicht, wie man allgemein gehofft hatte, von Mr. Gilder persönlich empfangen; der Hausherr hätte, so hieß es lediglich, einen Autounfall gehabt und müßte das Bett hüten.
    An diesem gleichen Vormittag fand Dick Alford, als er gebadet und rasiert zum Lunch erschien, einen Gast vor, in dem er unschwer Sergeant Puttler erkannte. Ein Hüne mit tiefliegenden braunen Augen, deren sanfte Melancholie an einen kranken, bekümmerten Schimpansen erinnerte. Seine Stirn war niedrig, die Oberlippe sehr lang, die Arme reichten fast bis zu den Knien. Der arme Puttler mußte wissen, wie wenig einnehmend, ja eigentlich abstoßend sein Äußeres auf Fremde wirkte.
    »Nun, Mr. Alford«, begrüßte er Dick mit einem verlegenen. Augenzwinkern, »wie gefalle ich Ihnen? Es gibt Leute, speziell romantische, die bei meinem Anblick in Ohnmacht fallen.«
    »Das beabsichtige ich nicht zu tun - aber vermutlich bin ich auch nicht romantisch veranlagt.«
    Der Diener allerdings, der gerade eintrat, zuckte beim Anblick des seltsamen, langarmigen Gastes sichtlich zusammen.
    »Zeigen Sie Mr. Puttler das Zimmer!« befahl ihm Alford.
    Als der verdutzte Thomas den Fremden hinaufgeleitet und den Handkoffer abgestellt hatte, fragte er kleinlaut:
    »Haben Sie noch Befehle, Sir?«
    Sergeant Puttler sah ihn forschend an.
    »Danke, nein. Wie heißen Sie?«
    »Thomas Glück.«
    »Thomas Unglück

Weitere Kostenlose Bücher