039 - Tod in der grünen Hölle
Sittichschlange von seiner Schulter glitt. Die giftige Baumschlange mußte herabgefallen sein. Sie verschwand in der Dunkelheit. Oiziri, der Sprecher der Träger, machte sofort einen Kreuzschnitt in die Schulter des Mannes und saugte an der Bißstelle das Blut aus. Doch es war zu spät. Während rundum die Elemente tobten, als ginge die Welt unter, bekam der Indio Schüttelfrost und Krämpfe.
James Rogard spritzte ihm ein Schlangengiftserum aus der Expeditionsapotheke, doch entweder war der Organismus des Aruak besonders anfällig, oder das Serum half gegen das Gift der Sittichschlange nicht. Der Indio krümmte sich. Seine Schulter schwoll an, sein Hals blähte sich wie ein Ballon.
Als Dorian sah, daß die Adern am Hals schwarz und geschwollen hervortraten, wußte er, daß es zu Ende ging. Der Indio erstickte qualvoll, noch ehe sein Herz versagte.
In der Nähe krachte es, und diesmal war es nicht der Donner. Ein Urwaldriese, dessen mächtige Brettwurzeln unterspült worden waren, stürzte zu Boden und riß ein Dutzend kleinerer Bäume mit sich. Er brach eine Schneise in den Dschungel. Auch andere Bäume stürzten; die Brettwurzeln, die sich bis zu sechs Meter vom Baum weg ausdehnten, sahen zwar mächtig aus, reichten aber nicht tief in den Boden. So konnten auch riesige Bäume umfallen.
Plötzlich knackte es ganz in der Nähe. Dorian leuchtete mit der Stablampe. Ein mächtiger, über vierzig Meter hoher und über dem Wurzelwerk mehr als zweieinhalb Meter dicker Baum erzitterte und neigte sich in Zeitlupe.
»Achtung!« schrie Dorian. »Weg von hier, sonst schlägt er uns tot!«
Die Indios und die weißen Männer flüchteten nach allen Seiten. Der Baum stürzte und fiel genau über das Feuer. Er riß ein paar kleinere Bäume um.
Dorian und Elliot Farmer schlugen mit der Machete ein paar Baumäste ab, stapelten sie auf und legten einen viereckigen, sehr heiß und lange brennenden Zündwürfel darunter. Aber selbst mit dem chemischen Zünder dauerte es eine Weile, ehe das nasse Holz endlich zu brennen begann. Wärme spendete die kleine Flamme noch lange nicht.
Das Tropengewitter endete so abrupt, wie es begonnen hatte. Als es endlich vorbei war, konnten die Expeditionsmitglieder ihre Abendmahlzeit aus Dosen, ein paar Riegel Schokolade und Brot essen. Elliot Farmer braute auf dem Propangaskocher starken Kaffee, den alle gut gebrauchen konnten. Sogar die Pygmäen schlürften den heißen Trank, obwohl sie Tabak und Genußmittel sonst strikt ablehnten.
Ein Teil der Ausrüstung war vernichtet oder von dem umstürzenden Baum schwer beschädigt worden. Doch zum Glück war das Funkgerät heil geblieben. Nachdem das Gewitter vorbei war, meldeten sich auch die mannigfaltigen Tierstimmen wieder.
Bevor ans Schlafen zu denken war, war zuerst noch eine unliebsame Aufgabe zu erledigen. Ins Gepäck und die Ausrüstungsgegenstände der Expedition hatten sich, vor der Nässe flüchtend, alle möglichen Käfer, Larven und Insekten eingenistet, sogar große Tausendfüßler und Spinnen. Sie wurden herausgelesen, die Sachen überprüft.
Die Indios und Pygmäen schliefen in dieser Nacht im Sitzen, Rücken an Rücken, da der Boden zu naß war, um sich hinzulegen. Die Weißen konnten auf ihren Luftmatratzen verhältnismäßig gut schlafen.
Dorian trank noch eine letzte Tasse Kaffee, während Jean Daponde die erste Wache übernommen hatte. Der Dämonenkiller sah ein paar glühende Augen vor sich in der Dunkelheit. Als er mit der Stablampe leuchtete, sprang eine Zwergtigerkatze weg.
Dorian hatte den Colt Government bereits in der Hand gehalten. Fluchend steckte er sie in die Halfter zurück. Als er den auf den Boden gestellten Kaffeebecher aufnehmen wollte, platschte es leise. Etwas war von oben hineingefallen. Nach kurzem Überlegen hielt Dorian den Becher schräg und ließ den Kaffee herauslaufen. Ein fingerlanger Tausendfüßler fiel aus dem Becher. Dorian schüttete ärgerlich den Rest weg und kroch unter seine Decken. Er hatte vom Dschungel die Nase voll.
In dieser Nacht hatte Dorian keine Wache. Am Morgen weckten ihn Tierstimmen. Nach dem spartanischen Frühstück ging es weiter. Das Tropengewitter hatte die Bäche und Flüßchen anschwellen und überall Tümpel entstehen lassen.
Sie überquerten einen Bach, der über die Ufer getreten war, auf einem gestürzten Baumstamm. In der Mitte des Baumstamms glitt einer der Indianer aus, ausgerechnet der, der den Großteil der Munition trug. Er stürzte ins Wasser, wurde ein Stück
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