039 - Tod in der grünen Hölle
mitgerissen, bekam eine ausgespülte Wurzel zu fassen und wollte sich an Land ziehen. Da begann er fürchterlich zu schreien. Um ihn herum kochte und brodelte das Wasser. Silbrige Fischleiber hingen an seinem Körper. Es waren jene Fische, die Bruce Ehrlich im Rio Negro so harmlos aussehend erschienen waren. Piranhas. Jetzt stellte sich heraus, daß die Hälfte ihres handlangen Körpers nur aus Maul und Zähnen bestand. Das Wasser färbte sich rot. Der Unglückliche ging mitsamt seiner Traglast unter. An eine Bergung war nicht zu denken.
Durch versumpftes Gelände ging der Marsch weiter. Die Pygmäen führten. Arturo Pesce kam unvorsichtigerweise vom Weg ab. Er stieß einen jähen Schrei aus, als der Boden unter seinen Füßen nachgab. Im Nu war er bis zu den Hüften eingesunken. Flehend sah er die anderen an. »Helft mir doch, Kameraden! Um Gottes willen, helft mir doch!«
Das Pflaster auf seiner linken Wange, das den Peitschenstriemen bedeckte, war schmutzig.
Dorian Hunter hielt ihm den Karabinerkolben hin, aber das nützte nichts. Ein paar Kaimane und Schlangen waren im Sumpf aufgestört worden. Sie glitten auf Arturo Pesce zu. Als er sie sah, begann er wie am Spieß zu schreien.
»Knallt die Biester ab!« rief Dorian den anderen zu. »Sacheen, wirf Arturo die Peitschenschnur zu!«
Die Bullpeitsche pfiff zum erstenmal durch die Luft und enthauptete eine grüne Wasserschlange, die nur noch einen Meter von Arturo Pesce entfernt war. Er war nun bis zur Brust eingesunken. Schüsse aus Gewehren und Revolvern krachten und trieben die Kaimane und Schlangen zurück. Dann schleuderte Sacheen Arturo Pesce die Peitschenschnur zu. Dorian Hunter und Bruce Ehrlich zogen ihn heraus. Es war ein schweres Stück Arbeit, denn der Sumpf gab sein Opfer nur widerwillig frei.
Als Arturo Pesce endlich schlammverkrustet vor den anderen stand, schlotterten ihm die Knie. »Das werde ich euch nicht vergessen, Kameraden«, versprach er.
Dorian sagte nichts. Er kannte Leute vom Schlage Arturo Pesces. Jetzt hätte er allen die Füße geküßt, aber in zwei, drei Stunden würde er wieder der alte sein.
Nachdem sie durch den Sumpf hindurch waren, stießen drei Pygmäen zur Expedition. Sie schnatterten aufgeregt mit den dreien, die sich bereits bei der Suchexpedition befunden hatten.
»Sie haben etwas gefunden«, sagte Jean Daponde, der kleine, achtundvierzigjährige Franzose mit dem rötlichen Vollbartgestrüpp. »Sie wollen es uns zeigen.«
Sie legten eine Pause ein, die nach dem Marsch durch den Sumpf auch dringend nötig war. Dorian Hunter, Elliot Farmer, Bruce Ehrlich und Jean Daponde begleiteten die Pygmäen.
Sie wurden zu einem Riesenbaum geführt, über dessen Wurzeln, halb im Buschwerk verborgen, ein menschliches Skelett lag. In der ausgestreckten, abgewinkelten Knochenhand hielt es einen verrosteten Revolver, dessen Trommel fehlte.
Jean Daponde, der Naturwissenschaftler, untersuchte das Gerippe flüchtig. »Die Knochen sind uralt. Wie alt, kann ich nicht sagen. Ich glaube, aus dem Boden hier steigen Dünste auf, die sie konserviert haben, sonst müßten sie längst zerfallen sein.«
Dorian Hunter nahm seinen Tornister vom Rücken, öffnete ihn und suchte darin herum. Er fand den Inkadolch und die verrostete Revolvertrommel, die nach Aussage der Experten über vierhundert Jahre alt sein sollte. Er nahm den Revolver aus der Skeletthand und setzte die Trommel ein. Sie paßte genau; auch der Zustand entsprach dem des übrigen Revolvers.
Hunter nickte. »Das Skelett muß über vierhundert Jahre alt sein. Die geheimnisvolle, über vierhundert Jahre alte Revolvertrommel, über die wir bereits sprachen, paßt genau zu der Waffe.«
»Wenn ein anderer als Sie mir das sagen würde, würde ich ihn auslachen«, sagte Jean Daponde. »Aber hier gehen Dinge vor, die der normale Menschenverstand nicht erklären kann.«
»Diese Dinge sind sogar noch viel geheimnisvoller, als Sie annehmen, Monsieur Daponde«, sagte Bruce Ehrlich ernst. »Das Skelett da ist nämlich nichts anderes als das Überbleibsel von Fernando Parras, der zu Jeff Parkers Expedition gehört hat. Seht ihr die Silberplatte im Schädel und die goldenen Zähne? Das ist Fernando. Die Silberplatte mußte er nach einem Flugzeugabsturz in den Anden eingepaßt bekommen.«
»Wie kann ein Mann der Gegenwart schon vierhundert Jahre tot sein?« fragte Jean Daponde und sah Dorian Hunter fragend an. »Oder, wenn sein Skelett noch nicht so lange hier liegt, wie kann er dann einen
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