0399 - Kesseltreiben auf eine Killer
Schusslinie seines Chefs, als ich mit Schwung die Wagentür zuklappte und einen Schritt auf Awin zutrat.
Vor Überraschung fiel ihm das Kinn auf die Brust. Er starrte mich mit hervorquellenden Augen an, während ich ihm die Waffe in die Rippen bohrte.
»Stehen bleiben«, donnerte ich. Noch bevor sich das Echo an den Wänden gebrochen hatte, war Douglas Swifton verschwunden. Einfach weggetaucht, und ich konnte den Wagen nicht verlassen, weil ich nicht wusste, hinter welcher Ecke er mit der Kanone in der Hand auf mich wartete.
»Umdrehen«, befahl ich dem noch immer sprachlosen Awin. Er gehorchte langsam wie ein schlafendes Zirkuspferd.
»Vorwärts, aussteigen, aber dicht vor mir«, raunte ich ihm zu. Er machte einen zögernden Schritt, dann stoppte er.
»Er wird mich erschießen«, stieß er hervor. Wenigstens die Sprache hatte er wiedergefunden.
»Swifton? Nicht möglich«, tat ich erstaunt.
»Doch, er tut es bestimmt.«
»Und ich dachte, ihr seid so gute Kumpane, dass du sogar einen Mord für ihn begehst. Aber viel Zutrauen hast du wohl nicht zu deinem Boss?«
Er schwieg. Ich konnte ihn natürlich nicht der Gefahr aussetzen, erschossen zu werden von einem kaltblütigen Killer, der keinen Pardon kannte. Mit der linken Hand ließ ich den Kofferraumdeckel des Jaguar aufschnappen. Dann entwaffnete ich Awin. Ergeben zwängte er sich in den Kofferraum. Ich ließ den Deckel wieder einschnappen.
Zwei der Gegner waren ausgeschaltet, blieb noch der gefährlichste, Douglas Swifton, der skrupelloseste und raffinierteste des Trios, lauerte irgendwo in der Nähe.
***
Die Minuten vertropften zähflüssig. Schließlich wurde mir die Warterei zu dumm. Ich probierte einen der ältesten Tricks. Leute mit angespannten Nerven fallen fast immer darauf, herein.
Ruckartig steckte ich den Hut um die Ecke, der neben Awin zu Boden gefallen war. Augenblicklich peitschten zwei Schüsse auf. Einer riss ein Loch in den Filz.
Ich wusste wenigstens, in welcher Richtung der Schütze saß. Er hatte fast parallel zur hinteren Wand geschossen, sodass ich auf keinen Fall aussteigen konnte, ohne getroffen zu werden. Noch hielt er mich gefangen. Als ich erneut mein Gefängnis musterte, dessen Tür zwar sperrangelweit offen, aber trotzdem unpassierbar war, kam mir eine Idee.
Ich schloss den Kofferraum des Jaguar wieder auf und befahl dem gekrümmt daliegenden Awin, auszusteigen. »Versuch aber keine Tricks! Du weißt selbst, dass dein Boss keine Rücksicht auf dich nimmt.« Ich drückte ihn an die Schnauze des Jaguar und befahl ihm, ihn leicht zu schieben. Er sollte sofort hinter die schützende Wand des Transporters springen, wenn der Jaguar genug Schwung hatte, um von selbst zu laufen.
Wir schoben an der linken Seite, sodass der Wagen beim Hinunterrollen zwischen uns und Swifton sein musste. Langsam schob der Jaguar sein Hinterteil ins Freie und fing dann schneller zu rollen an.
Ich benutzte den Schutz und sprang ab. Mit einem Satz war ich uin die Ecke, Awin kam nach. Der Jaguar nickte ein paar Mal tief in die Federung und rollte dann aus.
Doch zu meinem Erstaunen fiel kein Schuss.
Ich ließ mich vorsichtig auf die Knie nieder und peilte an den überdimensionalen Reifen des Lastwagens vorbei. Ich konnte niemanden sehen.
Schließlich riskierte ich einen offenen Blick über die Landschaft. Und da entdeckte ich ihn. Bereits über dreihundert Yards entfernt, rannte eine gebückte Gestalt durch die Landschaft, verschwand hinter verkrüppeltem Unterholz und tauchte noch ein paar Mal auf.
Douglas Swifton hatte die Beine in die Hand genommen. Und jetzt drehte ich mich plötzlich überrascht um.
Mir blieben zwei Möglichkeiten: Wenn ich die Spur Swiftons nicht verlieren wollte, musste ich sofort losstürzen, ohne den noch bewusstlosen Clay auf Nummer sicher zu bringen. Kümmerte ich mich aber zuerst um Clay, würde Swifton über alle Berge sein.
Swifton war der Boss, er war der brutalste und rücksichtsloseste. Ohne länger zu überlegen, zwängte ich Awin in den Jaguar-Kofferraum und setzte Swifton nach. Ich hatte gesehen, wie der Gangster durch ein Getreidefeld in die Richtung des nahe gelegenen Waldes geflüchtet war.
***
Nach zwanzig Minuten gab ich resigniert auf. Man hätte eine Hundertschaft Polizisten gebraucht, um Swifton zu stellen. Es gab tausend Gelegenheiten für ihn, in dem unwegsamen Gelände zu türmen. Außerdem war das Risiko zu groß. Wenn er hinter einem Baum stand, bot ich mich wie auf dem Präsentierteller.
Hastig
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