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0399 - Kesseltreiben auf eine Killer

0399 - Kesseltreiben auf eine Killer

Titel: 0399 - Kesseltreiben auf eine Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kesseltreiben auf eine Killer
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Grabesstille. Ich trommelte ein kurzes Stakkato auf der Holzfüllung, doch nichts rührte sich. Leider hätte ich kein Recht, gewaltsam die Tür zu öffnen.
    »Aufmachen, Polizei«, donnerte ich. Ich hörte Stühlerücken, dann schlurften langsame Schritte heran. Umständlich wurde ein Schlüssel im Schloss gedreht. Als endlich die Tür aufklappte stand ein Tattergreis in einer grünen Schürze vor mir.
    »Was schreien Sie denn so, junger Mann«, nuschelte er und blinzelte mich aus seinen Schweinsaugen an. Ich ging an ihm vorbei und war mit zwei Schritten im Zimmer.
    »Wo ist Swifton?«, fragte ich sofort. Das Zimmer war leer, das Fenster war verschlossen, und einen zweiten Eingang gab es nicht.
    »Wen meinen Sie, mein Freund?«, grinste der Alte breit und kam schlurfend näher. Ich war bereit, meinen Wagen gegen ein altes Fahrrad zu wetten, dass Douglas Swifton vor etwa zwei Minuten noch im Raum gewesen sei. Kurz entschlossen untersuchte ich das wenige Mobiliar, doch auf den zweiten Blick schon konnte ich feststellen, dass er sich nicht im Raum versteckt haben konnte.
    Als ich auf den abgeschabten Teppich blickte, kam mir die Idee. Mit einem Ruck hob ich das Prunkstück an dem einzigen Ende an, auf dem kein Möbelstück stand. Und richtig, ich hatte den Fluchtweg. Eine in den Holzboden eingelassene Falltür lag einladend vor mir.
    »Und das hier?«, sagte ich ironisch und musterte das personifizierte Mittelalter vor mir. Ohne seine Antwort abzuwarten, klappte ich den Deckel nach oben. Eine dürftig zusammengenagelte Treppe führte in den darunterliegenden Keller.
    »Sie haben doch sicher nichts dagegen?«, setzte ich hinzu und schwang mich nach unten. Ich ließ mein Feuerzeug aufflammen und erkannte einen ehemaligen Lagerraum. Der Fußboden war zolldick mit einer langjährigen Staubschicht bedeckt. Umso leichter konnte ich die Fußspuren verfolgen, die zur eisernen Feuertür führten. Außerdem wirbelten noch Millionen aufgerührte Staubpartikel in der Luft herum.
    Es war kein Kunststück, den Fluchtweg weiter zu verfolgen. Über eine normale Kellertreppe landete ich wieder im Flur, in dem ich vorhin gestanden hatte. Nur dass ich aus einer anderen Tür trat. Von Swifton war allerdings weit und breit nichts mehr zu sehen.
    Langsam ging ich zu dem Alten zurück. Er murmelte irgendetwas Undefinierbares und wartete ergeben auf meine Fragen.
    In dem drehbaren Schreibtischsessel nahm ich Platz. Dann musterte ich den Alten, dem die Kneipe gehörte.
    Ich schob meinen Ausweis zu ihm hin und sagte: »Und jetzt die Wahrheit, bitte!«
    Es war bestimmt nicht sein erster Zusammenstoß mit der Polizei. Er hatte sich über mein Eindringen nicht im geringsten aufgeregt und machte jetzt auch keine Anstalten, etwas abzuleugnen, was ich doch längst wusste.
    »Swifton hieß er«, sagte er. »Er wollte unbedingt wissen, ob ich nicht jemand kenne, der für ihn einen Job übernehmen würde. Well, ich gab ihm die Adresse eines Säufers, der mich ständig anbettelte, ich sollte ihm doch einen Job verschaffen.«
    »Und was für eine schmutzige Geschichte ist das?«, hakte ich ein.
    »Keine Ahnung. Der Kerl sah nicht so aus, als erzählte er jedem seine Pläne.«
    »Wie heißt der Handlanger?«
    »Ein gewisser Rye Wilson, wohnt am Fulton Fish Market drüben.«
    Ich stieß einen lang gezogenen Pfiff aus. Daher wehte also der Wind.
    »Swifton hat doch vor, irgendein Ding heute Nacht zu drehen«, klopfte ich auf den Busch.
    Nachdenklich wiegte der Alte den Kopf.
    »Sorry, G-man. Genaues weiß 'ich nicht. Er scheint was Großes vorzuhaben. Vielleicht täusche ich mich aber auch. Auf jeden Fall hatte er Interesse für Schneidmaschinen.«
    Er war eine merkwürdige Type. Ich war überzeugt, dass er mit jedem Verbrecher jedes Geschäft machen würde, wenn dabei etwas Kies für ihn herausspringen würde. Mit der gleichen Unbekümmertheit wollte er aber bei der Polizei nichts verderben.
    Mit unbewegtem Blick ließ mich der Alte ziehen. Er schloss die Tür ab, nachdem er den Teppich wieder gerade geschoben hatte und begab sich in die Schenke zurück.
    Den Weg zu Rye Wilson hatte ich noch deutlich im Gedächtnis. Unverzüglich richtete ich den Kühler des Jaguar in diese Richtung und kämpfte mich durch die verstopften Straßen.
    ***
    Das Wohltätigkeitsfest Polo Gardens ging seinem Ende entgegen. Hier, Ecke Achte Avenue und 155. Straße, hatten sich etliche Tausend zu einer Big Show eingefunden. Der Höhepunkt des Abends war eine große Tombola, bei der

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