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04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit

04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit

Titel: 04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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recht, Kumpel ?«, fragte Henry sarkastisch, während er mich noch fester an sich zog. Offensichtlich versuchte er, mir das Genick zu brechen, um mich dann zu verbrennen oder einfach vom Zug zu werfen oder… Ein Dutzend Todesmöglichkeiten schossen mir in rasender Abfolge durch den Sinn.
    »W as? Willst du etwa nicht mit mir sprechen?«, stachelte Henry mich auf. Ich starrte nach unten. Der Boden schoss unter dem Zug dahin, während ich versuchte, all meine Kraft zu sammeln. Ich dachte an Callie, deren Tod noch ungerächt war. Ich dachte an Violet, die als Nächste dran sein würde.
    »J etzt ist Schluss!«, brüllte ich und wirbelte herum, die Fäuste kampfbereit erhoben. Ich war größer als er, aber nachdem ich seinen Arm um meine Kehle gespürt hatte, wusste ich, dass er stärker war. Also würde ich schneller und klüger sein müssen.
    »D as ist es also, was du haben willst?« Henrys Stimme war kaum mehr als ein Knurren, als er sich auf mich stürzte. Ich wich ihm aus und rutschte auf dem Dach ab. Im letzten Augenblick bekam ich das Abzugsrohr zu fassen. Doch Henry hatte bereits ausgeholt und traf mich mit der Faust an der Schläfe. Für einen Moment sah ich Sterne.
    Henrys tiefes Lachen riss mich aus dem Nebel meines Schmerzes.
    Ich tat so, als würde ich schwanken und den Halt verlieren. Ich wollte Henry überraschen. Und dann holte ich aus und schlug zu. Blut spritzte aus Henrys Lippe, was mir grimmige Befriedigung verschaffte.
    »N icht so einfach, wie du gedacht hast, hm?«, fragte ich angewidert. Damon hatte seinen Leuten wahrscheinlich gesagt, dass ich Konflikten aus dem Weg ging, selbst wenn ich mich dadurch in Gefahr brachte. Aber das gehörte der Vergangenheit an. Ich hatte genug von Damons Spielchen.
    Henry zog sich ein paar Meter zurück, fasste sich an seine Wunde und versuchte, das Gleichgewicht wiederzufinden. Der Riss in seiner Lippe heilte zusehends und ich wusste, dass ich mich beeilen musste.
    Ich ging etwas in die Knie und hoffte, dass mein Instinkt mir helfen würde. Aus meinem jahrelangen Training im Springreiten wusste ich, dass es entscheidend war, dort hinzublicken, wo man landen wollte, ohne den Blick auch nur einmal abzuwenden. Ich fixierte also eine einige Meter entfernt liegende kleine Delle in der Mitte des metallenen Waggondachs und sprang.
    Mein Körper segelte wie eine Stoffpuppe durch die Luft, während ich Henry unter mir knurren hörte. Aber ich ließ mich nicht ablenken und konzentrierte mich auf die kleine Einwölbung im Dach, bis meine Füße dumpf auf das Metall prallten. Dann wirbelte ich herum und griff an; ich hatte es auf sein Gesicht abgesehen und versetzte ihm mit aller Kraft einen Fausthieb. Und landete einen Volltreffer. Er taumelte, hielt sich noch kurz auf einem Bein und schwebte einen Augenblick lang wie ein Tänzer, der auf den nächsten Takt der Musik wartete, bevor er vom Zug stürzte. Ich beobachtete, wie er sich ein paar Mal auf dem Boden überschlug und dann liegen blieb. Während der Zug weiterraste, war er schon bald nur noch als Punkt auszumachen. Und dann war er ganz verschwunden.
    »W ir sehen uns in der Hölle«, murmelte ich. Jeder andere hätte das als Fluch begriffen. Aber für mich war es ein Versprechen.
    Ich kletterte über die wacklige Leiter wieder vom Dach herunter und in den Waggon hinein; ich hoffte, dass ich keinem Schaffner oder Passagier begegnete, denn ich war schwach, zittrig und voller Blut und Ruß.
    Zurück im Abteil atmete ich erleichtert auf. Violet schlief noch immer; ihr Atem ging in flachen Stößen und wurde von einem gelegentlichen Keuchen unterbrochen und nur sie selbst wusste, ob es von Schmerzen oder einem Traum herrührte.
    Ich konnte nicht still sitzen. Stattdessen tigerte ich wild auf und ab, um wenigstens irgendetwas zu tun. Damon hatte also Henry für die Drecksarbeit eingespannt. Die Frage war: Wer steckte noch mit drin? Ich hatte die Kraft gehabt, einen abzuwehren, aber für wie viele mehr würde sie noch ausreichen? Und würden wir uns lange genug versteckt halten können, damit Violet zumindest in Frieden sterben konnte?
    Die Lokomotive ließ einen durchdringenden Pfiff ertönen und Violet regte sich. Wir hatten den winzigen Bahnhof von Ivinghoe fast erreicht.
    »W ach auf«, sagte ich und weckte sie sanft. Meine Schläfe pochte; die Wunde brauchte lange, um zu verheilen, ein Zeichen dafür, dass ich jetzt ziemlich schnell an Macht verlor.
    »S tefan«, murmelte Violet verschlafen, bevor sie die Augen öffnete.

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