04 The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nebel der Vergangenheit
sich vorbeugte. Ihre blauen Augen leuchteten.
»B itte schön, meine Liebe.« Mrs Duckworth legte zwei Scheiben auf ihren Teller. Ohne abzuwarten, bis der Rest der Familie bedient worden war, und ohne sich Kartoffeln, Bohnen und Brötchen zu nehmen, die in Schalen auf dem Tisch standen, fiel Violet über das Fleisch her. Sie benutzte kaum ihr Besteck, während sie sich die noch zart blutigen Scheiben in den Mund schob.
»S ie müssen aber Hunger haben«, trällerte Gertrude, als sie aufstand, um Luke zu helfen, sein Fleisch zu schneiden. Luke, der sich vielleicht ein Beispiel an Violet nahm, verzichtete prompt auf sein Messer und spießte stattdessen die ganze Scheibe Fleisch mit seiner Gabel auf.
»I ch weiß nicht, was über mich gekommen ist«, entschuldigte Violet sich und tupfte sich den Mund mit ihrer Serviette ab. Ihr Blick ruhte immer noch auf dem Braten. Stille lag über dem Raum.
»N ur die frische Landluft«, wiederholte Gertrude, doch ich konnte einen gewissen Unterton in ihrer Stimme hören. Ich wusste, die Abbotts spürten, dass irgendetwas nicht stimmte, auch wenn sie noch nicht den Finger darauf legen konnten. Verzweifelt wünschte ich mir, dass sie Violet mochten und dass Violet hier die gleiche Art von Frieden fand, die ich auf dem Gut gefunden hatte. Aber natürlich war Violet verwirrt und ausgehungert. Damon hin, Damon her, vielleicht wäre es doch besser gewesen, sie in der Anonymität des belebten Londoner West Ends sterben zu lassen.
»H aben Sie schon immer in London gelebt?« Gertrude hatte Violet noch nicht abgeschrieben, stellte ich erleichtert fest.
»I ch stamme ursprünglich aus Irland«, antwortete Violet mit vollem Mund. Luke und Oliver beobachteten sie fasziniert.
»I rland.« George räusperte sich. »I ch dachte, Ihre Verwandten kämen aus Italien, Stefan?«
»M eine Verwandtschaft väterlicherseits, ja. Mütterlicherseits fließt irisches Blut in meinen Adern«, log ich. Wenn Damon sich als Graf neu erfinden konnte, dann konnte ich wohl ein paar irische Verwandte erfinden.
»A h«, machte George und schnitt das Fleisch auf seinem Teller klein. »N un, wie dem auch sei, es ist schön, Sie hier zu haben, Violet. Betrachten Sie unser Haus als Ihr Haus.«
»S ie sind zu freundlich«, murmelte Violet. Ihr Blick huschte hektisch auf dem Tisch umher, auf der verzweifelten Suche nach irgendetwas, das ihren Hunger zu stillen vermochte.
In diesem Moment zupfte Emma verstohlen an Violets Arm. Violet schaute hinab und ihr gequälter Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein breites Lächeln. »O h, hallo, du kleiner Schatz«, sagte Violet sanft.
»H allo«, erwiderte Emma, schob sofort den Daumen in den Mund und wandte schüchtern den Blick ab.
»A lso, Emma, du kannst dich Miss Violet aber schon richtig vorstellen, oder?«
Ich beobachtete Emma nervös. Mir kam wieder in den Sinn, wie Oliver Violet angestarrt hatte. Konnten die Kinder irgendetwas an Violet wahrnehmen, das ihren Eltern verborgen blieb?
»I ch bin Emma«, sagte sie ernst, bevor sie den Daumen wieder in den Mund steckte.
Violet lächelte und sah plötzlich viel gesünder aus als zuvor.
»H allo, Emma. Ich bin Violet. Und du bist sehr hübsch. Weißt du, was ich gedacht habe, als ich vorhin ins Wohnzimmer kam und dich das erste Mal sah?«
»N ein.« Emma schüttelte den Kopf.
Violet lächelte. »I ch dachte, dieses Mädchen muss eine Elfenprinzessin sein. Auf keinen Fall kann sie ein Mensch sein. Sie ist viel zu entzückend. Bist du eine Prinzessin?«, fragte Violet.
Ohne irgendetwas zu sagen, kletterte Emma auf Violets Schoß. Violet ließ sie auf dem Knie auf- und abhüpfen.
»N a Emma, du hast wohl eine neue Freundin gefunden«, sagte Gertrude, sichtlich begeistert über die Verehrung, die Emma Violet entgegenbrachte.
»I ch denke, ich habe ebenfalls eine gefunden, und ich bin überaus dankbar dafür«, strahlte Violet. »Z u Hause in Irland habe ich eine kleine Schwester, die ungefähr in ihrem Alter ist. Ihr Name ist Clare und ich vermisse sie sehr. Und dann habe ich noch eine Schwester, Cora. Sie wohnt in London«, fügte Violet hinzu, und ein sehnsüchtiger Ausdruck trat in ihre Augen.
»E s muss hart sein, so weit von zu Hause entfernt. Was hat Sie nach London geführt?«, erkundigte sich George mitfühlend. Emmas Zuneigung hatte jedes Eis gebrochen und jetzt behandelten die Abbotts Violet wie ein geringfügig älteres Mitglied ihrer eigenen Kinderschar.
»N un, ich dachte, ich könnte Schauspielerin
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