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0412 - Wo Canaro wütet

0412 - Wo Canaro wütet

Titel: 0412 - Wo Canaro wütet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte.
    Im Moment spürte er keinen Zwang, der ihn zu ungewolltem Handeln veranlassen sollte. Der Dämon in Sibyl Darrow ließ Pascal gewähren. Das Mädchen schien die Fahrt zu genießen. Den Kopf zurückgelehnt, lächelte sie und ließ das Haar im Fahrtwind fliegen.
    Wenn es sich um Nadine gehandelt hätte, hätte Pascal den Anblick sogar genossen. Aber jetzt hatte er nur eine dumpfe Angst.
    Er fühlte sich dem Dämon ausgeliefert.
    Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, daß der Dämon es ausgerechnet auf ihn, Pascal, abgesehen hatte. Er fand keine vernünftige Erklärung dafür, zumal am Nachmittag in Mostaches Lokal der Angriff Zamorra gegolten hatte. Und er, Pascal, war immerhin ebenfalls zurückgeschleudert worden, als er versuchte, den Angriff zu verhindern.
    Er jagte den Wagen die Serpentinenstraße hinauf, kurbelte wie ein Wilder am Lenkrad und zwang den großen Wagen in schnelle Kurven. Die Reifen kreischten protestierend. Aber wer sollte es hier draußen um diese Zeit schon hören…
    Er spürte die Gemme auf seiner Haut.
    Und plötzlich war ihm klar, weshalb er dem auf ihn einwirkenden Zwang noch einigermaßen hatte Widerstand leisten können. Er wußte jetzt, daß er unter anderen Umständen rettungslos verloren gewesen wäre. Der Dämon hätte ihn völlig unter seine Kontrolle gebracht…
    Aber er trug die schützende Gemme. Jenen kleinen Gegenstand am Halskettchen, der über und über mit Symbolen der Weißen Magie versehen war. Diese Gemme bewahrte Pascal vor dem Schlimmsten.
    Und das wäre es in diesem Moment gewesen, seine Frau betrügen zu müssen…
    Endlich sah er Château Montagne als dunklen Schattenriß am Nachthimmel vor sich. Er peitschte den Wagen weiter darauf zu.
    »He, wohin willst du?« fragte Canaro/Sibyl. »Warum hältst du nicht an? Hier sind wir ungestört…«
    Eben drum, dachte Pascal. Ich will ja gerade, daß wir gestört werden – vor allem du…
    »Halt an!« schrie der Dämon.
    Und der Wagen raste weiter. Mit aller Konzentration, zu der er noch fähig war, versuchte sich Pascal zu wehren. Nicht hinhören! Laß Sibyl reden! Hör einfach nicht hin, hämmerte er sich ein. Seine Hand fand den Drehkopf des Radios, das er sofort auf volle Lautstärke brachte, um die Stimme zu übertönen.
    Er drückte den Hupring nieder.
    Der Signaldauerton hallte durch die Nacht. Pascal jagte den Wagen auf das Tor in der Mauer zu. Die Zugbrücke war wie gewohnt unten, die Türflügel standen offen – es wäre ihm in diesem Augenblick auch gleichgültig gewesen, das Portal geschlossen vorzufinden. Blechschäden am Wagen und am Portal ließen sich reparieren. Wichtig war es, diesen Dämon unschädlich zu machen…
    Er mußte durchs Portal in den Innenhof! Nur das durfte geschehen, sonst nichts. Sonst war er verloren…
    Und er trat noch einmal kräftig aufs Gas…
    ***
    Zamorra hörte den Hupton.
    »Was ist denn los?« entfuhr es ihm. Er sprang auf, von einem Moment zum anderen wieder hellwach. Nicole setzte das Weinglas ab, das sie gerade hatte an die Lippen führen wollen.
    »Auto mit Dauerhupe? Mitten in der Nacht?«
    Da stimmte etwas nicht.
    Jäh riß der Hupton ab. Für Zamorra und Nicole, die die Nacht bei einem letzten Glas Wein gemütlich hatten ausklingen lassen wollen, gab es jetzt kein Halten mehr. Sie stürmten aus dem Zimmer, über den langen Korridor, die Treppe hinunter… es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich nach draußen kamen. Die langen Korridore erwiesen sich jetzt als Handicap, so schön es auch manchmal war, mit Platz im Übermaß verwöhnt zu werden.
    Als sie ins Freie traten, war alles still.
    Langsam ging Zamorra, sich immer wieder vorsichtig umsehend, auf das Tor in der Außenmauer zu. Es gab zwar den weißmagischen Schutzschirm, der das Château in all seiner Ausdehnung unsichtbar einhüllte, aber man konnte nie absolut sicher sein. Vielleicht, überlegte er mißtrauisch, war es möglich, mit einem genügend schnellen Auto die unsichtbare Wand zu durchstoßen…
    ***
    Es war nicht möglich gewesen…
    Canaro erkannte die Gefahr buchstäblich im allerletzten Moment. Der Dämon spürte die Existenz der weißmagischen Schutzglocke ein paar Sekunden, ehe das Auto über die Zugbrücke rollen konnte. Und Canaro begriff, daß es ihn das Leben kosten konnte, wenn er in diesen Schutzschirm geschleudert wurde.
    Sibyl Darrow würde dabei nichts geschehen. Sie würde von dem Durchgang nicht einmal etwas bemerken. Der war wie ein Filter, in dem der Dämon

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