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0420 - Aibons Schlangenzauber

0420 - Aibons Schlangenzauber

Titel: 0420 - Aibons Schlangenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Täuschung. Er hatte zwar die Stimme seiner Tochter erkannt, aber sie mußte aus dem Jenseits gekommen sein. Oder er hatte sie sich eingebildet.
    »Daddy!«
    Da war sie wieder. Dem Mann rann ein Schauer über den Rücken. Jetzt erst drehte er sich schwerfällig um. Sein Blick glitt zur Tür, und einen Schritt davor, direkt im Zimmer, stand seine Tochter Eileen.
    Pernell sah sie, aber er wollte es nicht glauben. Er wischte über seine Augen, die Lippen bewegten sich. Fast lautlos formulierte er den Namen des Mädchens.
    »Eileen?«
    »Ja, ich bin es.«
    »Und nicht tot?«
    »Nein, weshalb?«
    Pernell begann zu lachen. Es war kein normales, dafür ein wildes, überdrehtes Gelächter. »Ja!« schrie er. »Weshalb? Das ist eine sehr gute Frage. Weshalb…?«
    »Bitte, Daddy.« Eileen kam einen zögernden Schritt vor, als hätte sie Furcht vor ihrem Vater.
    Der Mann hörte auf zu lachen. »Es ist gut, Kind. Entschuldige, aber ich habe damit gerechnet, dich tot vorzufinden.«
    »Wieso denn?«
    »Weißt du nicht, was passiert ist?«
    »Nein…«
    »Die Schlange ist gekommen, Kind. Die Riesenschlange aus dem Wald, stell dir das vor!«
    »Hier in unser Haus, Dad?«
    »Ja!« Die Antwort war schon wie ein Schrei. Pernell Hendricks rechnete damit, daß seine Tochter Angst bekommen und jetzt weinen würde, aber sie sagte nichts weiter darauf, sondern stellte nur eine sehr leise Frage: »Und Mummy?«
    Hendricks schluckte. »Sie… Sie hat sich in Sicherheit bringen können. Deine Mutter ist weggelaufen.«
    Da begann das Mädchen zu lächeln und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Nein, Daddy, nein. Sie ist nicht weggelaufen. Das konnte sie nicht. Sie ist tot.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil ich es gespürt habe. Die Schlange hat sie verschlungen.«
    Hendricks war totenblaß geworden. Ein Ruck durchlief seinen Körper. Er stellte sich plötzlich auf die Zehenspitzen und nickte heftig. »Ja!« schrie er. »Ja, sie ist tot! Du hast recht, Kind. Deine Mutter ist gestorben. Sie wurde von dieser verfluchten Riesenschlange einfach verschlungen. Weg ist sie. Du hast keine Mutter mehr. Überhaupt nicht…«
    »Es ist ihre Schuld!«
    Eileen Hendricks hatte so laut gesprochen, daß sie die Stimme ihres Vaters übertönte. Der Mann bekam plötzlich weiche Knie. Er schüttelte den Kopf und hatte Mühe, überhaupt einen Satz zu formulieren.
    »Was hast du da gesagt? Sie ist selbst schuld? Das kannst du nicht behaupten, Kind. Deine Mutter…«
    »Die Schlange ist nicht schlecht.«
    Hendricks wußte nicht, was er darauf erwidern sollte. Er konnte es nicht fassen, und das kleine Mädchen mit dem rostroten Haar und den Zöpfen vor ihm wurde ihm plötzlich unheimlich. »Wie kann man so etwas nur behaupten, Eileen? Du machst mir Angst.«
    »Ich habe aber recht.«
    »Wieso…?«
    »Bitte, Dad, stelle jetzt keine Fragen. Ich habe immer gewußt, daß die Schlange kommt. Sieh dir meine Bilder an. In den letzten Tagen habe ich viel gemalt. Ich habe es gespürt. Es ist eine besondere Schlange, und ich glaube auch, daß sie zu mir will.«
    »Davon hast du mir nie etwas erzählt!«
    »Hättest du mir geglaubt?«
    Pernell Hendricks schüttelte den Kopf. Er war ehrlich seiner Tochter gegenüber, aber er wußte auch, daß sie im Haus nicht bleiben konnten. Deshalb drehte er sich um, öffnete die Tür des Kleiderschranks und holte den dicken Anorak hervor. Er schleuderte ihn seiner Tochter zu, die ihn auffing.
    »Zieh ihn über, wir müssen weg!«
    »Wohin?«
    »Vor der Schlange fliehen, Mädchen. Es ist… Es ist nicht gut, wenn wir im Haus bleiben.«
    »Daddy, ich habe keine Angst.«
    Es war Hendricks egal, ob seine Tochter Angst hatte oder nicht.
    Er wollte raus, und Eileen mußte sich fügen. Welche Gründe sie veranlaßt hatten, so zu reagieren, wußte er nicht. Noch hatte er das Kommando in diesem Haus, obwohl er Eileen nicht mehr verstand, denn sie schien in einer völlig anderen Welt gelebt zu haben, und er, der Vater, hatte davon nichts bemerkt. Er lief auf sie zu. Eileen wollte nicht. Sie hatte zwar die gefütterte Jacke übergestreift, aber sie schüttelte den Kopf und wehrte ihren Vater ab.
    »Nein, Dad, es hat keinen Sinn. Ich darf das Haus hier nicht verlassen. Ich muß auf sie warten!«
    »Das kommt nicht in Frage!« Der Mann keuchte. Hart faßte er seine Tochter am Gelenk. In seinen Augen stand der Wille zu lesen, es trotz allem zu versuchen.
    Und so schleifte er Eileen zur Tür, ohne auf ihre Proteste und Warnungen zu hören.
    Bis in den

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