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0439 - Todesspiel in Samt und Seide

0439 - Todesspiel in Samt und Seide

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Deckenventilator bekämpfte ohne sichtbaren Erfolg die blaugrauen Rauchschwaden, die sich vielschichtig und zäh in der Luft hielten.
    Ein Mann drehte sich um und starrte mich an, als sähe er einen Geist. An der Theke bediente ein junges Mädchen.
    Sie hatte ein leidlich hübsches Gesicht.
    Die Härte in ihren Augen und ein paar kaum auffallende dünne Kerben an den Mundwinkeln machten deutlich, daß sie gelernt hatte, sich in dieser sehr unweiblichen Umgebung zu behaupten.
    Ich trat an die Theke. Jetzt starrten mich auch die anderen an. »Haben Sie etwas mit der Knallerei zu tun gehabt?« fragte mich einer der Männer.
    Ich ignorierte die Frage und blickte das Mädchen an »Gehört Ihnen das . Lokal?«
    »Nein«, sagte sie. »Möchten Sie’s kaufen?« Einige der Männer lachten.
    »Wer ist der Besitzer?« fragte ich. »Stanley. Wollen Sie ihn sprechen?«
    »Ja, wo finde ich ihn?«
    »Er hat im Augenblick zu tun. Wer sind Sie überhaupt?«
    Ich zeigte ihr meinen Ausweis. Sie betrachtete ihn sehr genau und gab ihn dann zurück. »Ein FBI-Agent!« sagte sie. Es war klar, daß die Information die Gäste aufklären sollte. Die Stimme des Mädchens klang verächtlich.
    Die Männer an der Theke musterten mich, weder feindselig noch freundlich, eher neugierig. Es war schwer, ihre Gedanken zu erraten. Ob der Mann mit der heiseren Stimme oft hier unten getrunken hatte? Ob sie ihn kannten?
    »Kommen Sie mit«, sagte das Mädchen. Als ich ihr folgte, stellte ich fest, daß sie lange, schlanke Beine und eine gute Figur hatte. Sie bewegte sich wie ein Mädchen, das es liebt, die Vorzüge ihrer Erscheinung ins rechte Licht zu rücken. Durch eine Tür am hinteren Ende der Kneipe gelangten wir in einen Lagerraum. Zwischen gestapelten Bier- und Flaschenkisten führte ein schmaler Zugang zu einer weiteren Tür, auf der »Privat« stand. »Gehen Sie da ’rein«, sagte das Mädchen. Sie blieb stehen, um mich vorbeizulassen.
    »Wie heißt der Wirt mit Nachnamen?«
    »Stanley Biggers«, sagte sie. Ich ging an ihr vorbei. Sie machte mir keinen Millimeter Platz, so daß ich sie streifte. Ich konnte mich täuschen, aber mir schien es, als hätte sie die Berührung absichtlich herbeigeführt. Ich ging auf die Tür zu und klopfte. Das brummige »Ja?«, das unmittelbar darauf ertönte, klang unwirsch. Ich Öffnete die Tür und trat über die Schwelle.
    Das Zimmer war ziemlich groß. Es enthielt eine seltsame Mischung von Büro-, Wohnzimmer- und Kneipenmöbeln. Die Lampe brannte nicht, aber ich erkannte die säuberlich aufeinandergelegten Chips in der Mitte des Tisches. Wahrscheinlich wurde hier oft gepokert.
    Die einzige Lichtquelle des Raumes war eine Schreibtischlampe. Ihr Schein reichte bis zu dem kleinen eisernen Ofen, in dem ein Feuer brannte. Es roch nach verbranntem Papier. Der Mann stand direkt vor dem Ofen. Er hatte einen Schürhaken in der Hand. Offenbar lag ihm viel daran, das verbrannte Papier zu Asche zu zerstoßen.
    »Wer, zum Teufel, sind Sie?« herrschte er mich an.
    »Jerry Cotton ist mein Name«, sagte ich. »Leiden Sie zufällig an Malaria?«
    »Nein, warum?«
    »Es ist ein bißchen ungewöhnlich, Feuer zu machen, wenn das Thermometer 25 Grad Celsius anzeigt.«
    »Ich verbrenne Altpapier. Haben Sie was dagegen?« Er kam auf mich zu, den Schürhaken in der Hand.
    »Sie sind doch Mr. Biggers?« fragte ich.
    »Wollen Sie ein Autogramm von mir?« erkundigte er sich drohend. »Wenn Sie Wert darauf legen, schreibe ich’s mit dem Schürhaken.«
    Stanley Biggers war ein großer muskulöser Mann mit einem zu kurz geratenen Hals, einem runden Gesicht und kleinen, weit auseinanderstehenden Augen, in denen es tückisch funkelte: Er sah nicht aus wie ein sehr jovialer Gesprächspartner. Seine Worte, seine Haltung und der Schürhaken in seiner Rechten trugen dazu bei, diesen Eindruck zu vertiefen.
    »Jerry Cotton«, knurrte er und blieb dicht vor mir stehen. Er roch nach Schweiß und Bier. Bekleidet war er mit einer Hose, die seinen vorstehenden Bauch unterstrich, und einem Polohemd aus giftgrüner Baumwolle. »Darf ich erfahren, was Sie von mir wollen? Fassen Sie sich kurz, Cotton, ich habe noch eine Menge zu tun!«
    »Viel zu verbrennen, meinen Sie?«
    Er grinste. »Vielleicht. Ab und zu lasse ich mein Geld in Flammen aufgehen. Ich habe zuviel davon, wissen Sie.« Sein Ton wurde ruppiger, aggressiver. »Weshalb blödle ich mit Ihnen herum?« fragte er. »Es geht Sie einen feuchten Schmutz an, was ich tue! Beantworten Sie mir lieber

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