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0448 - Der Nebel-Henker

0448 - Der Nebel-Henker

Titel: 0448 - Der Nebel-Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gärten strolchen, werden wir auch umständlich über Zäune klettern müssen, und die Eigentümer der Grundstücke hetzen den dicken großen Hund auf uns !«
    Er legte den Kopf in den Nacken und deutete zum Himmel, an dem die Regenwolken sich langsam verabschiedeten, aber dahinter kam schon die Abenddämmerung. Richtig hell würde es heute nicht mehr werden. Höchstens annähernd trocken. Aber das half den vier Menschen nichts; sie waren längst klatschnaß. Zamorras Lederjacke hatte gerade noch das tiemd halbwegs trockengehalten, aber nicht verhindern können, daß ihm Regenwasser in den Kragen gelaufen war.
    »Und in die dritte Dimension aufsteigen können wir auch nicht, weil keiner von uns das Fliegen gelernt hat. Dabei kann ich mir gut vorstellen, daß der Ausgangspunkt des mordenden Unheils auch in einiger Höhe liegen könnte. Vielleicht handelt es sich um ein Weltentor, das in einer anderen Dimension zu ebener Erde liegt, hier aber durch geografische Unterschiede der Landschaften hoch in der Luft, und der Mörder ist von dort oben heruntergestürzt.«
    »Alles Gute kommt von oben, nicht alles Böse«, murmelte Uschi Peters verdrießlich. »Was machen wir jetzt? Den Fehlschlag eingestehen und doch nach Bordeaux?«
    Nicole kam über die Brücke wieder zurückgeschlendert. »Ist von euch Genies noch keiner auf die Idee gekommen, daß der Ausgangspunkt des ganzen örtlich versetzt liegen könnte und das Opfer bis hierher gejagt wurde?«
    Zamorra breitete die Hände aus. »Dann brauchen Wir erst recht nicht weiterzumachen, weil wir dann praktisch das ganze Dorf durchforschen müßten. Bekanntlich findet man das Gesuchte immer ganz zuletzt…«
    In der Ferne, ein paar Straßen weiter, begann in diesem Moment eine Hupe zu gellen. In kurzen Abständen immer wieder. Die Alarmanlage! Und Zamorra glaubte den Hupton auch zu kennen: Das war sein BMW, an dem sich gerade ein Autoknacker zu schaffen machte!
    Zamorra fluchte. Auf spanisch, weil spanische Flüche die besten sind. Dann rannte er los. Ausgerechnet in einem so kleinen hinterwäldlerischen Dorf hätte er nie im Leben damit gerechnet, daß sich jemand für den BMW interessierte und eine illegale Eigentumsveränderung vornehmen wollte.
    Die anderen rannten hinter ihm her. Plötzlich stoppte Nicole mitten im Lauf, das Amulett immer noch in der Hand.
    »Hier ist was!« schrie sie.
    »Bleib dran«, rief Zamorra ihr zu und rannte weiter. Er hatte keine Lust, sich den Wagen stehlen zu lassen, auch wenn er nicht sonderlich daran hing -es war ein Leasingfahrzeug und gut versichert. Aber es würde jede Menge Scherereien geben, und vor allem saßen sie dann erst mal in diesem Lencouaqc fest. Große Hoffnungen hegte er zwar nicht mehr, den Dieb noch stoppen zu können, aber er hörte auch keinen Motor aufsummen, und vielleicht hatte die Anlage den Autoknacker auch abgeschreckt.
    Nicole und die Zwillinge blieben mit dem Amulett zurück.
    Zamorra verschwendete keinen Gedanken an die Möglichkeit, daß es sich um eine Falle handeln konnte. Wer sollte sie ihm hier am Ende der Welt auch stellen? Er hatte hier doch keine Feinde!
    ***
    Pierre Lanart war ein Stadtmensch. Er brauchte das Häusermeer und die Hektik des städtischen Lebens um sich herum. Draußen auf dem Land fühlte er sich in der endlos leeren Landschaft verloren und hilflos. Vor allem, wenn er allein hinaus geschickt wurde. Sein Traum war es, eines Tages von Bordeaux nach Paris umzusiedeln, oder gar über den großen Teich nach New York oder Tokio. Aber in einem Dorf wie Lencouaqc konnte er sich nicht wohlfühlen. Konnte dieser Wahnsinnige, der zwei Frauen grausam ermordet hatte, sich nicht die Großstadt als »Jagdrevier« aussuchen?
    Die Nachtwache, zu der Lanart verdonnert worden war, paßte ihm auch nicht. Der Dienstwagen holperte mehr schlecht als recht über die kurvenreichen und regenglatten Landstraßen. Er hatte einen der älteren Dienstwagen nehmen sollen, um nicht aufzufallen. Der Wagen hatte bei Verfolgungsjagden schon rechts und links ein paar Beulen abbekommen, wies einige Rostflecken auf und war auch ansonsten nicht mehr besonders schön. Was hundertprozentig in Ordnung war, waren die Bremsen, der Motor, das Getriebe und die Lenkung. Das mußte auch so sein. Aber der durchgedrückte Fahrersitz hätte längst mal erneuert werden müssen, der Aschenbecher quoll über, und das Radio funktionierte nur, wenn es mal wollte. Verdrossen hatte Lanart eine Cassette mit bretonischer Volksmusik eingeworfen - und

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