0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits
der Wölfin Nadine bewacht wurde. Auch das Tier war eingeschlafen, aber es würde bei den ersten verdächtigen Geräuschen aufwachen und sich schützend vor den Jungen stellen.
Johnny lag auf dem Rücken. Seine ruhigen Atemzüge erfüllten den Raum. Hin und wieder bewegte er sich im Bett, aber an diese Laute hatte sich auch die Wölfin gewöhnt.
Sie schlief weiter.
Bis zu dem Augenblick, als plötzlich ein Zucken durch ihren Körper fuhr.
Sofort war sie hellwach. In ihre menschlichen Augen trat ein lauerndes Leuchten. Sie öffnete ihre Schnauze und zeigte zwei Reihen gefährlich aussehender Zähne, zwischen denen die Zunge hervorschaute.
Irgendetwas hatte das Tier gestört. Ein Mensch hätte diese Störung kaum bemerkt, aber die Wölfin besaß für so etwas die richtigen Antennen. Sie wusste auch nicht, was es gewesen war, aber sie stemmte sich hoch, streckte sich, damit die Müdigkeit des Schlafes verschwand, und tappte so leise wie möglich auf die Tür zu, die von Johnnys Eltern nie verschlossen wurde.
Der Spalt war groß genug, um hindurchschlüpfen zu können. Nadine drängte ihren Körper in den Flur, wo eine kleine Lampe brannte, die nur sehr wenig Licht verstreute.
Sie blieb stehen, bewegte den Kopf in beide Richtungen, aber sie konnte nichts sehen.
Links von Johnnys Raum befand sich das Zimmer, in dem Sheila und Bill schliefen. Auch dort war alles ruhig. Dennoch wollte sich die Wölfin genauer davon überzeugen, lief hin und drückte die ebenfalls nicht verschlossene Schlafzimmertür auf.
Sie warf einen Blick in den Raum.
Beide Conollys lagen in den Betten. Bill auf der Seite. Er schnarchte leise. Sheila hatte sich in die Decke gedreht, von ihr schaute nur das blonde Haar hervor.
Nadine war sicher, dass dort keine Gefahr lauerte. Sie zog sich ebenso leise wieder zurück, weil sie die anderen Zimmer absuchen wollte.
Gemächlich, aber sehr gespannt, spazierte sie durch den Flur, um in den großen Wohnraum zu gelangen.
Da sah sie!
Eine Gestalt hockte in einem Sessel. Nadine, die den Raum kaum betreten hatte, blieb stehen, begann zu knurren und hörte plötzlich eine leise Stimme.
»Ich bin es doch…«
Die Wölfin lauschte dem Klang für einen Moment nach. Dabei machte sie den Eindruck, als würde sie sich wieder erinnern, und sie schritt auch auf die Gestalt zu, von der plötzlich ein sanftes grünliches Leuchten ausging, so dass ein schmales Gesicht zu sehen war, das irgendwie alter los wirkte.
Der Mann war klein und wirkte noch kleiner, weil er in einem großen Sessel saß.
Aber es kommt nicht auf die Körpergröße an. Obwohl er nicht einmal die Schulterhöhe der meisten Menschen erreichte, war er doch etwas Besonderes und in ihm schlummerten gewaltige Kräfte, denn er war Myxin, der Magier, und ein Freund der Conollys sowie von John Sinclair und Suko. Demnach bezeichnete ihn auch Nadine als einen Freund, ging näher und hockte sich vor Myxin nieder.
Der kleine Magier beugte sich vor. Dabei streckte er seinen Arm aus. Die Finger seiner rechten Hand durchwühlten das weiche Fell der Wölfin, die diese Berührung sehr genoss und sich streckte.
Aber Myxin hatte nicht viel Zeit, sich um die Wölfin zu kümmern. Er musste andere Dinge erledigen.
»Ich werde zu Sheila gehen. Schläft sie?«
Die Wölfin schaute den kleinen Magier so an, als hätte sie ihn verstanden. In ihren Augen schimmerte förmlich das »Ja« einer Antwort.
»Dann ist es gut«, sagte der kleine Magier, stand auf, und Nadine machte ihm Platz. »Nur Sheila«, sagte er. »Ich soll es ihr sagen, das trug man mir auf.«
Nadine verstand. Sie würde Bill Conolly von sich aus nicht wecken, aber sie hielt sich an Myxins Seite, als dieser das Zimmer verließ und durch den Gang schritt, um das Schlafzimmer der beiden Conollys zu erreichen.
Vor dem offenen Türspalt blieb er stehen und warf einen Blick in den Raum.
Nur die Atemzüge der schlafenden Menschen waren zu hören, ansonsten nichts.
Myxin nickte der Wölfin zu und trat lautlos über die Schwelle. Sheila lag günstig. Er brauchte nicht erst um das Doppelbett herumzuschreiten.
Nahezu lautlos folgte ihm die Wölfin. Und sie beobachtete, wie Myxin neben dem Bett stehenblieb, seine Hände vorstreckte und die Finger abspreizte.
Es war eine bestimmte Bewegung. Wie ein Signal, das die Schlafende erreichte und sie aus ihrem Schlummer riss.
Sheila öffnete die Augen!
Erschrecken malte sich in ihrem Blick ab, als sie das grünlich schimmernde Gesicht über sich sah. So
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