0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker!
ich sie.
Eine Salve aus einer Maschinenpistole peitschte durch den Flur. Es dröhnte grauenhaft in meinen Ohren. Unwillkürlich drückte ich mich noch tiefer in den zollhohen Dreck, der auf mich herabgestürzt war. Im gleichen Moment bellte es auch hinter mir auf. Meine Kollegen gaben mir Feuerschutz.
Irgend etwas splitterte in dem Raum, in dem sich die Gangster aufhielten. Ich konnte nichts sehen, meine Augen schmerzten unerträglich. Dennoch spürte ich es instinktiv, daß jemand auf mich zusprang. Ein harter Tritt traf mich an der linken Schulter.
Mit aller Energie schnellte ich herum, faßte ein Bein, wurde mitgerissen. Mit einem Ruck riß ich das Bein unter meinen Körper und drückte mich gleichzeitig vom Boden ab. Noch einmal traf mich ein Tritt. Es war das freie Bein meines Gegners. Er stürzte jetzt in den Sand.
Ohne etwas sehen zu können, warf ich mich auf ihn. Im gleichen Moment, in dem ich nach seinem Arm faßte, spürte ich, daß die Hand meines Gegners eine Maschinenpistole hielt. Mit aller Kraft drückte ich diese Hand auf den Boden. Ich ahnte nicht, daß unter dem Unterarm des Unbekannten ein großer Stein lag.
Erst der Aufschrei des Mannes zeigte mir, daß ich mit meinem verzweifelten Zugriff meinen unbekannten Gegner außer Gefecht gesetzt hatte.
Ich ahnte auch, daß es Chuck Deeph sein mußte, als ich die Stimme meines Kollegen Stewart Bowler hörte.
»Schön hoch damit«, sagte er gelassen, »und einzeln herkommen!«
***
Es dauerte mehr als dreißig Minuten, ehe unser Doc mir das letzte Sandkorn aus den Augen gewischt hatte.
»Am besten ist es«, sagte er, »wenn Sie sich jetzt hinlegen und die Augen bis mindestens morgen früh schonen. So was kann böse Entzündungen geben.«
»Danke für den guten Rat, vielleicht kann ich mich morgen früh hinlegen«, antwortete ich und steckte mir erst mal eine Zigarette an.
Er nickte ergeben. Schließlich war er ja Kummer mit uns gewöhnt. Sicher hatte er ja auch im Ernst nicht daran gedacht, daß ich mich wegen einer solchen Sache ins Bett legen würde.
Sofort mußte ich wieder an Phil denken.
Während er ganz tief in der Patsche saß, ließ ich mich von wild gewordenen Gangstern mit Sand überschütten. Dennoch mußte ich mich darum kümmern, was diesen Chuck Deeph veranlaßt hatte, ein derartiges Theater zu veranstalten.
Mr. High, bei dem ich mich aus ärztlicher Behandlung zurückmeldete, hatte bereits die ersten Vernehmungsergebnisse zusammengefaßt.
»Dieser Chuck ist tatsächlich ohne erkennbaren Grund von einer anderen Bande angegriffen worden. Natürlich haben wir ihn wegen Bandenverbrechens auf Nummer Sicher. Der Grund des Angriffs ist aber unbekannt. Sein Gegenspieler ist ein gewisser Ritchie Winslow. Spezialität Wettschwindel, Kreditwucher und Erpressungen. Winslow ist schwer verletzt und nur sehr beschränkt vernehmungsfähig. Er erzählte uns etwas von einem großen Geschäft, bei dem Deeph ihn gestört habe.«
»Also nichts für mich«, stellte ich fest.
»Doch«, sagte Mr. High, »einer der Gangster aus Winslows Bande hat ausgesagt, Winslow habe etwas von einem Geschäft um 100 Millionen Dollar gesprochen.«
Mir war zwar nicht danach zumute, aber ich mußte laut lachen.
»Wohl wieder mal ein Überfall auf Fort Knox, was? Die wollen an die Goldvorräte der Nation.«
Mr. High ging nicht darauf ein.
»Jerry«, sagte er vielmehr, »vergessen Sie nicht, was ich Ihnen vor ein paar Stunden gesagt habe. Es ist irgendwie eine Sache im Gange, für die keine Schwierigkeiten und keine Kosten gescheut werden.«
»Chef! Aber 100 Millionen Dollar…!«
Ich glaubte nicht daran. Weder Deeph noch Winslow waren Größen in der New Yorker Unterwelt. Und die sollten ausgerechnet 100 Millionen Dollar…
Ich hätte es lieber glauben sollen.
***
»Madison Square Garden!« sagte der Mann mit der roten Nase.
»Ich muß zum Rockefeller Center«, sagte die etwas zu grell geschminkte Frau.
»Und mich setzen Sie an der 52. Straße ab«, wünschte Bill Smith.
Der Fahrer des Yellow Cab nickte zufrieden. Die Fahrt lohnte sich wieder. Im stillen bewunderte der Fahrer seine sonst manchmal so ungeduldigen New Yorker Fahrgäste. Der Streik des Subway-Personals hatte sie zu vollendeten Kavalieren gemacht. Keiner bestand darauf, ein Taxi allein für sich zu bekommen, und keiner beharrte darauf, als erster an sein Ziel gebracht zu werden.
Der Mann am Steuer ließ das Fahrzeug vorsichtig in den dichten Verkehrsstrom des Broadway rollen.
»Wo an der
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