0478 - Der Horror-Kalender
seiner neuen Begleiterin lernte.
Allerdings gab es bei ihr auch so etwas wie Angst. Sie lauerte tief in ihrem Innern, denn sie erzählte immer wieder, daß sie nicht die einzige gewesen ist, die den Untergang des Kontinents Atlantis überlebt hatte.
Es gab noch zahlreiche Personen, denen dies widerfahren war. Darunter befanden sich auch Feinde.
Sie hatte von einem Eisernen Engel gesprochen, den sie haßte, wobei sie gleichzeitig hoffte, ihm nicht mehr zu begegnen.
Bisher war sie ihm auch nicht mehr begegnet. Die Harpyie war stets mächtiger geworden. Ihre Kräfte konnte man fast als grenzenlos bezeichnen, was die Malerei anging.
Sie brachte Leben in die Bilder, und es gelang ihr auch, das Böse, das von ihr ausging, allmählich und tropfenweise wie Gift in das Bewußtsein des Malers zu träufeln.
Er vergaß sein eigentliches Ich und glaubte nur noch an die Dinge, die Myrthe ihm vorgab.
An das Böse im Menschen, an die geheimnisvollen Dämonen und alten Götter, die nicht ihre Leben und ihre Existenz verloren hatten, auch wenn viele es wollten.
Und die Götter hatten der Harpyie die nötige Kraft gegeben, um überleben zu können. Sie gab die Kraft weiter, transformierte sie um auf die moderne Zeit, so daß beide zusammen einen grauenhaften Plan entfalten konnten.
Am übernächsten Tag wollten sie zuschlagen.
Valentinstag…
Mit diesen Gedanken beschäftigte sich der Maler, als er die Kammer verlassen hatte und durch den großen ehemaligen Kinosaal schritt, der vom Publikum verlassen worden war. Die Stände waren nicht mehr besetzt, nur noch die Poster, Magazine, Zeichnungen und Comics lagen auf den Tischen.
Viele von ihnen zeigten Javankalas Zeichnungen. Einige nahm er in die Hand und legte sie wieder fort. Er lächelte kalt. Sie hielten ihn für einen Trendsetter, fast für einen kleinen Gott. Dabei ahnten sie nicht, welches Geheimnis ihn tatsächlich umgab. Keiner seiner Fans wußte etwas über Myrthe, die geheimnisvolle Harpyie.
Er wollte sich schon wieder abwenden, als er Schritte hörte. Sie näherten sich dem Saal, was dem Bärtigen überhaupt nicht paßte. Er lief auf die Tür zu, sah im erleuchteten Gang eine Frau, die sonst an der Kasse saß und kassierte.
Javankala war beruhigt. Auch die Frau hatte ihn entdeckt und winkte ihm zu, bevor sie die Tür aufstieß und den großen Raum betrat.
»Was wünschen Sie, Ruth?«
»Ich wollte nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist.«
»Sicher.«
»Ich gehe jetzt nach Hause.«
»Machen Sie das. Wir sehen uns morgen wieder.«
»Natürlich, Mr. Javankala.« Sie hatte noch eine Frage. »Schließen Sie hier ab?«
»Selbstverständlich, ich habe ja einen Schlüssel.« Er hatte sie bei der Antwort starr angeschaut, und über den Rücken der Frau rann dabei ein Schauder. Sie mochte Javankala nicht. Er war ein Mensch, der ihr einfach Angst einflößte. Sein Aussehen bezeichnete sie stets als unheimlich.
Der Maler wartete, bis die Frau verschwunden war, ließ nur die Notbeleuchtung brennen und öffnete die Tür zur Lagerkammer.
Myrthe kam noch nicht. Sie erkundigte sich, ob die Luft rein wäre.
»Ja, ich habe auch die letzte Person weggeschickt.«
Erst nach dieser beruhigenden Antwort verließ das Wesen sein Versteck. Der Maler trat zur Seite, als er das heftige Summen hörte, das die sich bewegenden Flügel hinterließen, dann flog die Harpyie in den Raum und ließ sich auf einem Tisch nieder.
Dort hockte sie wie ein böses Untier, drehte den Kopf mit dem alten Gesicht und schaute auch gegen das Licht der Notbeleuchtung.
Der Maler hatte sich früher vor dem Gesicht erschreckt. Es war einfach Böse. Da reichten sich das Innere und auch das Äußere die Hände. Die dunkle, aschige Haut, die Gräben und Furchen darin, so daß der Kopf wie zusammengeschoben aussah.
Im Gegensatz dazu stand, der Körper. Schlank, geschmeidig, sogar an manchen Stellen fraulich, wenn auch wie aus feinem Glas zusammengesteckt erscheinend.
»Laß uns gehen.«
Die Harpyie sprang vom Tisch. Sie glitt dabei vorauseilend rasch über den Boden, ohne ihn zu berühren, weil sie sich dabei etwa in Schienbeinhöhe hielt.
Den Weg kannte sie genau, und sie brauchte auch keine Furcht davor zu haben, entdeckt zu werden, denn beide hatten sich ein Wohnmobil besorgt, in dem sie lebten. Es besaß noch den Vorteil, beweglich zu sein, und es parkte hinter dem Gebäude.
Dennoch schaute der Maler nach, ob die Luft rein war. Die Kassiererin war ebenfalls verschwunden, und die Frontseite der Halle
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