0478 - Wir jagten Mr. Unbekannt
mich umwandte, um ihr nachzugehen, sah ich Phil von der anderen Seite herankommen. Ich warf ihm einen Blick zu und machte eine Kopfbewegung zu der Frau hin.
Phil musterte sie genau, als sie an ihm vorbeiging. Ich konnte nicht erkennen, ob sie den forschenden Blick bemerkte.
Als ich bei Phil ankam, ging sie bereits die Treppe zur Straße hinunter.
»Sie ist es«, sagte ich, und wir folgten ihr.
Die Frau wollte auf eines der Taxi am Rande des Bürgersteiges zugehen, sah aber zwei Straßen weiter die Neonreklame des Ringford Hotels aufleuchten, schüttelte den Kopf zu dem Taxifahrer hin und ging zu Fuß die Straße hinunter.
»Was machen wir?« fragte Phil. »Wollen wir abwarten, bis sie…«
»Nein, wir schnappen sie gleich. Ich möchte nicht noch einmal hinterher hinken. Hol meinen Wagen.«
Ich ließ Phil ein paar Minuten Zeit, die er brauchte, um den Wagen zu holen. Dann ging ich näher an die Frau heran.
»Guter. Abend, Miß Polly«, sagte ich, als ich dicht hinter ihr war.
Ihr Gesicht fuhr zu mir herum. »Woher wissen…« Sie blieb stehen und erkannte mich. Aber sie hatte sich in der Gewalt. »Was wollen Sie von mir?« fragte Sie hochmütig. »Ich kenne Sie nicht.« Sie blickte sich nach allen Seiten um. Aber außer uns war im Umkreis von fünfzig Yard niemand zu sehen.
»Wir kennen uns doch, Miß Polly.«
»Nein.«
»Das letzte Mal sahen wir uns bei Rechtsanwalt Winslaw. Schade, daß er Sie nicht begleitet!«
In diesem Augenblick kam Phil mit meinem Wagen an, bremste scharf und rutschte an die Bordkante heran.
Pollys Gesicht zog sich vor Schreck in die Länge. Sie sprang von mir zurück.
Ich lief ihr nach und hielt sie an der Schulter fest.
Sie wehrte sich, bis Phil ausstieg. »Steigen Sie ein«, sagte ich kühl. »Ich möchte nicht, daß wir einen Volksauflauf verursachen.«
Polly nahm ihre Tasche und stieg ein.
Wir saßen hinten. Phil fuhr.
Sie schwieg, bis wir ein paar hundert Yard weg waren.
»Bringen Sie mich zur Polizei?«
»FBI«, gab ich einsilbig zurück. »Weswegen?«
»Fisher und Winslaw.«
»Ich habe nichts damit zu tun. Ich weiß überhaupt nicht, wäs Sie meinen.«
»Um so besser für Sie, Miß Polly. Villeicht können wir Sie gleich wieder entlassen.«
»Ich habe ein reines Gewissen.« Sie legte eine Hand auf meinen Arm und brachte ihr Gesicht ganz nahe an das meine heran. »Sie halten mich für ein Gangsterliebchen, nicht wahr? Warum glauben Sie das?«
»Ich hab’s mir nicht ausgedacht. Aber meine Erfahrungen mit Ihnen lassen solche Schlüsse zu.«
Phil stoppte den Wagen vor unserem Distriktgebäude in der 69. Straße.
Wir gingen hinauf und brachten das Girl in unser Zimmer. Ich zog den Durchschlag eines Fahndungsersuchens heraus und reichte es ihr.
Wir holten eine Kollegin von der Innendienstabteilung, die sich des Girls annahm.
Wir gingen ins Nebenzimmer.
Fünf Minuten später konnten wir wieder ’reinkommen. Maud Elvins schüttelte den Kopf, was soviel bedeutete, daß sie bei der Leibesvisitation nichts gefunden hatte.
Ich nahm mir die Handtasche vor, die auf dem Schreibtisch lag. Sie enthielt die üblichen Utensilien, die eine Frau mit sich herumträgt. Außerdem eine Damenpistole vom Kaliber 6,35. Das Geldtäschchen enthielt 270 Dollar in Scheinen und etwas Kleingeld. Außerdem einen Gepäckschein. Im Seitenfach steckte ein Reisepaß, ausgestellt auf den Namen Pamela Brighton.
Ich klingelte nach meinem Kollegen Hamilton, der zur Zeit den Zellenträkt betreute.
»Bring die Dame nach unten!«
»Kommen Sie«, forderte George sie höflich auf. »Wir haben schon seit einer Woche keine Dame mehr hier gehabt. Sie haben eine Suite ganz für sich allein, genau wie im Hilton.«
***
Es war Mitternacht, als ich zu Hause ankam. Ich ging gleich ins Bett, denn in den letzten Tagen hatte ich nur wenig geschlafen.
Das Telefon weckte mich kurz nach 2 Uhr.
George war am Apparat. »Du mußt sofort kommen, Jerry!«
»Wo brennt es denn?« fragte ich verschlafen.
»Miß Brighton! Sie hat einen Selbstmordversuch gemacht.«
»Tot?«
»So sieht sie aus. Der Doc ist gerade bei ihr.«
***
»Du hättest sie nicht aus den Augen lassen dürfen. Vom Ringford Hotel bis zum Bahnhof sind es nicht einmal zehn Minuten.«
»Reg dich nicht auf, Peter. So was kann jedem einmal passieren.«
»Dir passieren solche Dinge in letzter Zeit aber recht häufig, Ted! Erst das Theater bei Fisher, und dann die Sache im Rasthaus. Beinahe wäre es schiefgegangen!«
Ted lächelte. »Ist es aber
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