0478 - Wir jagten Mr. Unbekannt

wir beide auch ins Geschäft.«
    »Um was handelt es sich?«
    »Ich arbeite in einer ähnlichen Branche wie Mr. Winslaw.«
    »So?«
    »Wie gesagt, es ist kein alltägliches Geschäft. Aber ich zahle gut. Sagen wir… das Doppelte?«
    Er war ein harter Brocken. Sein Gesicht verriet keinerlei Regung. »Das Doppelte? Das Doppelte wovon? Könnten Sie nicht deutlicher werden, Mr. Terry?«
    »Von der normalen Frachtrate, natürlich.«
    Ich schien gewonnen zu haben, aber da kam der Kerl von vorhin herein und legte einen Zettel auf den Schreibtisch.
    Mr. Keefer warf nur einen kurzen Blick darauf, knüllte ihn zusammen und steckte ihn in die Tasche. Seine Stimme wurde so süß, daß sie einem Zuckerkranken den Tod gebracht hätte.
    »Tut mir leid, wirklich außerordentlich leid, Mr… äh… Terry. Aber solche Geschäfte mache ich nicht.« Er stand auf und deutete damit an, daß unser Gespräch beendet sei. »Vielleicht ein andermal, Mr. Terry. Ich freue mich jederzeit über ihren Besuch.« , Der Hinkende begleitete mich die Treppe hinunter und brachte mich sogar über den Hof bis vor das Tor. Mir kam es so vor, als ob er über mich grinste. Wahrscheinlich hatte er sich nach mir erkundigt, während ich im Büro war und seinem Chef das Ergebnis übermittelte.
    Mein Ziel hatte ich nicht erreicht. Aber jetzt war ich absolut sicher, daß die Reederei Keefer & Albury faul war, oberfaul.
    Ich ging die Straße entlang bis zur Ecke. Dann blieb ich stehen, wartete ein paar Minuten und lief wieder zurück.
    Das Tor der Einfahrt war jetzt geschlossen. Es sah so aus, als wäre die Firma Keefer & Albury in Konkurs gegangen.
    Zwei Grundstücke weiter gab es einen Abstellplatz, der eine direkte Verbindung zum Hof der Reederei haben mußte. Niemand war in der Nähe, als ich zwischen Eisenträgern und Autowracks hindurchbalancierte.
    Ich kletterte auf das Dach eines zerbeulten Buick und blickte zum Hof der Reederei hinüber.
    Dort mußte der Teufel los sein. Mindestens acht oder zehn Mann rannten durcheinander und schleppten schwere Kisten aus dem Haus, die sie auf zwei bereitstehende Trucks verluden.
    Es war klar, daß mein Besuch die plötzliche Aktivität ausgelöst haben mußte. Aber wo waren die Lastwagen so plötzlich hergekommen? Und von wo die Leute?
    Darüber konnte ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Ich sprang hinunter, lief auf die Straße und suchte die nächste Telefonzelle.
    Schnell bekam ich Phil an die Strippe. »Hör zu, Alter, ich bin ’ner dicken Sache auf der Spur, Reederei Keefer & Albury. Am besten kommst du selbst. Außerdem brauchen wir noch zwei unauffällige Privatwagen.«
    »Drück dich deutlicher aus, Jerry. Ich bin kein Hellseher!«
    »Beeil dich«, sagte ich nur noch und hängte ein.
    ***
    Die Fahrt ging nicht zum Hafen, wie ich vermutet hatte, sondern 'rüber nach Ridgefield. Wir hängten uns an sie wie die Kletten, wechselten immer wieder in der Reihenfolge ab, überholten und blieben zurück, wie es die Lage gerade erforderte.
    Ich saß neben Phil, der den Wagen steuerte. Den anderen fuhr Dick Borden.
    »Erzähl doch mal«, forderte mich Phil zum x-ten mal auf. »Was haben die Burschen geladen?«
    »Vielleicht Honigbonbons, was weiß ich? Im Augenblick ist das ganz nebensächlich. Viel wichtiger ist, daß ich den ehrenwerten Mr. Keefer durch meinen Besuch aufgescheucht habe. Er hatte es verdammt eilig, seine Firma aufzulösen.«
    »Und was hat das mit unserem Fall zu tun? Mit den verschwundenen Bomben?«
    »Du scheinst heute auf der Leitung zu sitzen. Sie können sich die Dinger schließlich nicht an die Uhrkette hängen und sie anschließend im Glasschrank aufbewahren. Sie müssen weg! Und wer ist für so einen Transport geeigneter als eine Reederei, wenn man die Dinger außer Landes bringen will?«
    »Wollen sie das?«
    »Weiß ich nicht«, gab ich ärgerlich zurück. »Ich glaube kaum, daß sie damit einen schwunghaften Handel treiben können. Dafür sind die Mengen viel zu gering. Aber die Bomben stammen aus einer neuen Versuchsreihe. Sind sozusagen ›top secret‹! Wenn sie die Zusammensetzung herausbringen, können sie ein tolles Geschäft machen.«
    »Wer?«
    Ich gab es auf. Phil hatte mal wieder seine Fragestunde, in der er den Sanftmütigsten auf die Palme bringen konnte.
    »Paß auf!« rief ich ihm zu. »Beinahe hättest du den entgegenkommenden Laster gestreift!«
    Phil verringerte die Geschwindigkeit und fuhr mehr nach rechts. »Beinahe«, sagte er gemütlich. »Aber auch wirklich nur