0478 - Wir jagten Mr. Unbekannt

Titel: 0478 - Wir jagten Mr. Unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:

Vom Netzwerk:

sich auf das Trittbrett und zündete sich eine Zigarette an. Er glaubte, sie verdient zu haben, denn eben hatte er das Geschäft seines Lebens gemacht. Niemand würde ihm etwas nachweisen können. In den Halterungen ruhten sechs Bomben, die sich durch nichts von den anderen unterschieden.
    Kurze Zeit darauf kam der Lieutenant zurück. »Läuft die Kiste wieder?« rief er schon von weitem.
    »Alles okay, Sir, es lag am Unterbrecher. Kleinigkeit für einen Fachmann.«
    ***
    Ich hatte Mühe, Sam Brighton loszuwerden. Wie eine Klette hängte er sich an mich, stellte hunderttausend Fragen, die ich nicht beantworten konnte, und fiel mir — kurz gesagt — auf die Nerven.
    Ich entschuldigte mich schließlich mit .einem dringenden Telefongespräch, das ich führen wollte.
    »Dann bis heute abend, Mr. Cotton, oder besser Mr. Pherson, wie Sie ja ab jetzt heißen.« Er lachte meckernd, wahrscheinlich sollten seine Worte ein Witz sein. »Wir treffen uns bei ,Camerons Wood'. Ich habe ein Zimmer für Sie bestellt.«
    Ich nickte ihm zu und ging davon. Aber die Sache paßte mir nicht. Mir paßte überhaupt manches nicht, darunter besonders die Eigenmächtigkeiten, die sich Sam Brighton herausnahm.
    Ich ging hinüber zum Verwaltungsgebäude und ließ mich bei Generaldirektor Robinson melden.
    Als ich meinen Namen nannte, wurde ich sofort vorgelassen.
    Robinson war ein Mann von ungefähr fünfzig Jahren, mit sehr harten und sehr blauen Augen.
    »Kai Chester ist also tot«, sagte er, nachdem wir uns bekannt gemacht hatten. »Eine unangenehme Sache. Ich weiß nicht, wie so etwas überhaupt passieren konnte.«
    Ich gab nicht zu erkennen, wie ich darüber dachte.
    »Ihr Werk arbeitet ausschließlich für die Air Force«, stellte ich fest. »Ist schon überprüft worden, ob irgendwelche Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind?«
    Er blitzte mich entrüstet an. »Unregelmäßigkeiten? So etwas gibt es bei uns nicht, Mr. Cotton.«
    »Trotzdem werden Sie mir ein paar Fragen beantworten müssen, Mr. Robinson. Ich verspreche Ihnen, daß ich Sie nicht unnötig belästigen werde.«
    »Hoffentlich«, knurrte er ungnädig. »Ist in der letzten Zeit in Ihrem Werk etwas vorgekommen, das man außergewöhnlich nennen könnte?«
    »Warten Sie mal, Mr... eh… Pherson da war doch vor ungefähr vier Wochen so eine undurchsichtige Sache. Wundert mich, daß Ihnen Brighton nichts darüber erzählt hat. Wir arbeiten nämlich an einer neuen Bombe. Und vor vier Wochen vierschwand plötzlich dieser Ingenieur — Frighton war sein Name — der mit einem Teil der Entwicklungsarbeiten vertraut war.«
    Ich wurde hellhörig. »Ich kann mich nicht erinnern, daß wir eine Vermißtenanzeige bekommen haben. Das wäre unser Zuständigkeitsbereich gewesen.«
    Der Generaldirektor lächelte. »Ich weiß, aber eine Anzeige erübrigte sich. Frighton tauchte zwei Tage später wieder auf und bat mich um seine sofortige Entlassung. Er hat in Europa eine Riesenerbschaft gemacht, und das war auch der Grund seines plötzlichen Verschwindens. Der arme Kerl hatte völlig den Kopf verloren. Wie er mir sagte, ging es um ein paar Millionen. Ich legte ihm nichts in den Weg.«
    »Können Sie mir die Personalien des Mannes heraussuchen lassen, und zwar so, daß möglichst niemand davon erfährt?«
    Er stand auf und sagte ernst: »Rufen Sie mich morgen früh an. Bis dahin habe ich alles für Sie, was Sie brauchen.«
    ***
    »Camerons Wood« sah bei abendlicher Beleuchtung nicht besser aus als am Tag. Aber es war gut besucht.
    Der Wirt schoß auf mich zu und dirigierte mich unter vielen Verbeugungen zu dem einzigen freien Tisch. Es war der mit dem Lautsprecher darüber.
    »Was darf ich Ihnen bringen lassen, Mr. Pherson?« fragte er allzu freundlich.
    »Ein Steak«, bestellte ich kurz, nur um ihn loszuwerden. »Und einen Whisky!«
    Sam Brighton kam fünf Minuten später. Ich sah ihm an, daß etwas passiert sein mußte. Er hatte eine käsige Gesichtsfarbe.
    »Eine tolle Schweinerei«, sagte er atemlos. »Wir sind nur durch einen Zufall dahintergekommen. Es ist unerklärlich.«
    »Was?«
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Schnurrbart hing traurig herunter wie bei einem Walroß. »Sechs Bomben sind verschwunden, einfach weg! Aber die Zahl stimmt! Das ist unheimlich.«
    »Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich verstehe nicht.«
    »Wir auch nicht. Das ist es ja eben. Zahlenmäßig ist alles in Ordnung, nur haben wir jetzt sechs Übungsbomben mehr. Dafür fehlen sechs aus der neuen