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050 - Monsterburg Höllenstein

050 - Monsterburg Höllenstein

Titel: 050 - Monsterburg Höllenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Wirklichkeit nicht mehr voneinander
unterscheiden. Sie hatte ihren toten Onkel erblickt, obwohl er ihr ein
Testament hinterlassen hatte. Nur ein Toter konnte ein Testament hinterlassen.
Deshalb war sie noch am gleichen Tag wegen der merkwürdigen Bedingungen des
Testaments nach Europa geflogen. Dieser seltsame Modus, der sie als Nichte, und
jene Ellen Maroth, von der sie nie zuvor gehört hatte, betraf, war auch
befremdlich. Anormal… Und jetzt sah sie Särge… Die Särge ihrer Eltern. Die in
Amerika waren anders gewesen. Das grauenhafte Karussell ihrer Gedanken begann
sich immer schneller zu drehen. Aber das Merkwürdige an allem war noch, daß sie zwischendurch
offensichtlich helle Momente hatte, in denen sie ihre Lage erkannte. Sie konnte
über ihren vermeintlichen Wahnsinn noch Gedanken anstellen. Einer, der wirklich
verrückt war, wußte es ja nicht! »Da stimmt etwas nicht«, sagte sie leise. Ihre
Stimme zitterte. Sie starrte noch immer auf die Särge. »Da treibt einer ein
böses Spiel, e i n e… « Der Gedanke, so absurd er ihr im Moment selbst
vorkam, ergriff schließlich vollends von ihr Besitz. Es ging um eine Erbschaft,
die eine Million Dollar betrug. Dafür tat man einiges, wenn man erkennen mußte,
daß man Gefahr lief, sie zu verlieren. Es gab jemand, der fürchten mußte, auf
der Strecke zu bleiben. Jene Ellen Maroth, die uneheliche, leibliche Tochter
von Crazy Joe ! Ellen Maroth hatte erkennen müssen, daß sie keine Chance
hatte, daß ihr Anreiseweg, durch den Umweg zur Anwaltskanzlei Harpers, länger
dauerte. Sie hatte sich etwas einfallen lassen.
    »Ein grausames Spiel…
ja, jetzt beginne ich es zu erfassen…« Jessica konnte plötzlich klar denken.
»Nein, ich bin nicht verrückt, aber man versucht, mich wahnsinnig zu machen…«
Sie wußte nichts von dieser Ellen Maroth, nichts von ihrer Lebensart, ihrem
Charakter… vielleicht eine Kriminelle? Die Tochter einer Wahrsagerin… die
Tochter einer Frau, die durch die Lande gereist war, überall und nirgends zu
Hause… In dem Milieu verkehrten einige zwielichtige Gestalten. Wer wußte, mit
welchen Typen diese Ellen Maroth zusammengekommen und groß geworden war, in
welchen Kreisen sie verkehrte? »Wer wahnsinnig ist, weiß nicht mehr, was er
tut, und er kann kein Erbe übernehmen… keine Burg… kein Geld… wenn sie dahinter
steckt und die anderen besticht… auch Demare… dann wird der möglicherweise zum
Schluß bezeugen, daß sie die erste war, die durch das Tor trat…«
    Gedanken, die sie nie
zuvor in ihrem Leben gehabt hatte, erfüllten sie mit einem Mal in einer Stärke,
die sie selbst erschreckte. Von solchen Dingen hatte man schon gehört.
Unbequeme Erben schaltete man geschickt aus. Sie konnte zum Schluß behaupten,
was sie wollte, kein Mensch würde ihr diese verworrene Geschichte abnehmen!
Wenn diese Ellen Maroth, vorausgesetzt, sie steckte dahinter, sich mit den
Verantwortlichen in Verbindung gesetzt und alles hier inszeniert hatte, dann
wußte sie eine ganze Menge mehr über Jessica als diese über sie. Die Särge
waren ein Kriterium. An ihnen würde sich beweisen, ob alles nur Kulisse war.
    Wieder kam ihre
Festigkeit und Entschlossenheit zum Ausdruck, den Dingen auf den Grund zu
gehen. Sie ärgerte sich, daß sie jedoch grundsätzlich erst einen Schritt
zurückging, ehe sie wieder zum Angriff startete. Der Sarg ihres Vaters…
    Sie nahm ihn ins Visier.
Mit Festigkeit ging sie darauf zu, griff unter den Deckel, und unwillkürlich
lächelte sie, als sie merkte, daß der Deckel nicht zugenagelt war. Also doch
eine Attrappe! Und damit hatte man sie erneut schocken, ihren Geist verwirren
wollen…
    Ruckartig hob sie den
Deckel an und warf ihn auf die Seite. Das Poltern und ihr gellender Schrei
waren eins. In dem Sarg lag eine Leiche. »Vater!«
     
    ●
     
    »Du hast ihn also
wiedererkannt. Obwohl so viele Jahre vergangen sind!« Die Stimme ertönte direkt
hinter ihr. Stöhnend warf Jessica Paine ihren Kopf herum. Diese Stimme!
    Die Besucherin aus
Amerika meinte, eine unsichtbare Hand würde ihr den Boden unter den Füßen
wegreißen.
    »Crazy Joe!« Sie schrie den Namen
heraus. Da stand er vor ihr, wie er leibte und lebte, wie sie ihm schon in der
letzten Nacht begegnet war. Kräftig, groß, ein alter Mann mit eisgrauen Haaren,
dem dennoch jugendliche Elastizität anhaftete. Er lachte leise und trat weiter
in den Lichtkreis, den das Kerzenlicht warf. Sie sah sein vom Wetter gegerbtes
Gesicht vor sich, die grauen Augenbrauen, die

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