0505 - Der japanische Geist
ich dem Ringer.
Dann erwischte es mich.
Igeno war raffinierter, als ich angenommen hatte. Trotz des gefährlichen Griffs veränderte sich die Lage schlagartig, als er seinen Fuß anhob und die Hacke sofort wieder nach unten rammte.
Sie traf meinen rechten Fuß genau dort, wo sich die Zehen befanden, und ich trug nur dünne Schuhe.
Der Schmerz und der Schrei waren wie zwei Blitze, die ineinander übergingen. Die Tränen schossen mir in die Augen. Ich sah auf einmal nichts mehr und spürte nur, wie sich mein Gegner schlangengleich bewegte, denn ich hatte, ohne es bewußt zu wollen, den Griff gelockert.
Diese Chance nutzte Igeno natürlich aus. Er wand sich unter mir hinweg, als ich nachfaßte, griff ich ins Leere, und ich hörte ihn auch hämisch lachen.
Naginata hatte gewußt, was es geben würde. Auf der Stelle drehte er sich um. Den Mund hielt er offen. Aus seinem Rachen drang ein röhrendes Lachen der Vorfreude.
»Jetzt wird er dich zerstampfen, Sinclair!« versprach Igeno…
***
Der grüne Schatten jagte wie ein Geschoß der Decke entgegen, stoppte dort allerdings nicht, sondern wischte parallel zur Decke einer offenen Zimmertür entgegen, um dort zu verschwinden.
Suko hatte sich, als der Geist aus dem Mund raste, zur Seite geworfen und dabei auch auf den Rücken gerollt. Deshalb konnte er den Weg dieses grünen Schattens so gut verfolgen, der dabei keinen Laut abgab und verschwunden war.
Der Inspektor stand auf. Er sah auf Dr. Madson, der noch vor kurzer Zeit quicklebendig in Sukos Büro gesessen hatte und nun tot war. Der japanische Geist hatte ihm den Atem geraubt, Dr. Madson mußte jämmerlich erstickt sein.
Lauerte er auf sein zweites Opfer?
Suko hatte genau mitbekommen, wohin der Geist verschwunden war. Die Tür zu diesem Zimmer befand sich nur ein paar Schritte entfernt und stand offen.
Suko lief hin. Er war sehr vorsichtig und schob sich mit dem Rücken an der Wand entlang. Kein Geräusch war aus dem Raum zu hören, den sich Dr. Madson als Arbeitszimmer eingerichtet hatte.
Suko erkannte dies, als er die Tür mit dem Fuß aufstieß.
Er sah die beiden hohen Regale, auch das Fenster, davor den Schreibtisch, nur keine Spur des Geistes.
Mit welchen Waffen konnte man ein gestaltloses Wesen wie diesen Geist bekämpfen?
Eine Kugel würde nichts bringen. Vielleicht der magische Stab.
Damit hielt er die Zeit an. Es mußte auch jemand in der Nähe sein, der ihn hörte, und ein Geist besitzt keine Ohren.
Blieb die Dämonenpeitsche. Eine sehr geringe Hoffnung für den Inspektor. Wenn der Gegner nur feinstofflich war, würden auch ihre Riemen sicherlich hindurchhuschen.
Suko blieb noch auf der Schwelle stehen. Ein kleiner Nervenkrieg hatte begonnen. Der Geist hatte etwas von Dr. Madson gewollt, bestimmt würde er auch Suko, den Zeugen, nicht so ohne weiteres entkommen lassen. Auch Suko dachte ähnlich, denn er war fest entschlossen, sich diesem Wesen, vor dem Shao gewarnt hatte, zu stellen.
Noch lauerte er.
Auch der Geist »meldete« sich nicht. Er blieb im Zimmer verborgen, obwohl es dort nicht so viele Verstecke gab. Unter Umständen lauerte er hinter der Tür.
Das wollte Suko genau wissen.
Urplötzlich startete er. Er jagte in den Raum, die Dämonenpeitsche hatte er inzwischen gezogen und die drei Riemen auch ausfahren lassen, aber den Geist sah er nicht.
Erst als er den Schreibtisch erreichte und sich umdrehte, konnte er ihn erkennen.
Sein feinstofflicher Gegner stand tatsächlich hinter der Tür im toten Winkel.
Er war schmal, nicht mehr als ein grüner, nebliger Streifen, der am Boden begann und an der Decke endete.
So bildete er kaum eine Gefahr. Doch schon mancher hatte Gegner wie ihn unterschätzt, Suko beging diesen Fehler nicht. Wenn der Geist töten wollte, tat er das auf eine bestimmte Art und Weise. Er drang durch den Mund in den Körper des Menschen ein, wo er ihm den Atem raubte. Darauf konzentrierte sich Suko.
Sekunden waren seit Sukos Eintritt in das Zimmer vergangen.
Nichts tat sich, beide belauerten sich gegenseitig. Der eine wartete auf einen Fehler des anderen oder auf eine Aktion.
Suko wollte nicht ewig warten. Dr. Madson hatte sich nicht wehren können, Suko würde es tun. Er ging sogar zum Angriff über. Seine Dämonenpeitsche beherrschte er meisterhaft. Schon mancher Schwarzblütler war durch ihre Treffer vernichtet worden.
Suko hoffte, daß er den Geist zumindest schwächen konnte.
Nach zwei Schritten reagierte das feinstoffliche Wesen. Es zog sich plötzlich
Weitere Kostenlose Bücher