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0506 - Das unheimliche Grab

0506 - Das unheimliche Grab

Titel: 0506 - Das unheimliche Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ein. »Wie soll ich jetzt fahren?«
    »Erst einmal geradeaus. Wir müssen den Ort hinter uns lassen. Sie wohnt einsam und auch allein.«
    »Kennst du sie näher?« fragte ich.
    Er saß in der Mitte des Fonds und hob die Schultern. »Was heißt näher? Ich weiß, wer sie ist.«
    »Und in der vergangenen Nacht?«
    »Da hatte ich zum erstenmal Kontakt mit ihr. Es ist auch komisch. Viele im Ort halten sie für eine Hexe, und sie schleichen an ihr vorbei, wenn sie ihnen begegnet.«
    »Wohnt sie schon länger bei euch?«
    »Sehr lange.«
    »Und sie kommt aus Rumänien.«
    »Klar.«
    »Ist sie vielleicht geflohen?«
    »Ja, sie ist ein Flüchtling, so erzählt man sich. Galinka Bachmann soll eine Rumänien-Deutsche gewesen sein, das habe ich mal gehört. Hier blieb sie dann.«
    »Wovon lebte sie?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie muß doch Geld bekommen oder eine Arbeit haben.«
    »Ja, manchmal hat sie geputzt. Es gibt auch die Fürsorge, so genau weiß ich das aber nicht.« Er wandte sich wieder an Will Mallmann.
    »Fahren Sie nicht so schnell, Kommissar, wir müssen gleich los.«
    »Ist gut.«
    Ich schaute nach draußen. Sattgrüne Wiesen und Hänge lagen unter dem strahlenden Schein der Sonne, der sich auch auf dem Firn und dem Eis der fernen Bergspitze brach. Dort wollten die blitzenden Reflexe bis in den strahlendblauen Himmel steigen, der glatt wie ein Tuch über der Landschaft lag.
    Es waren viele Menschen unterwegs. Urlauber in Wanderkleidung. Viele hatten sich zu Gruppen zusammengefunden. Sie wanderten gemeinsam, sangen und genossen die noch gute Luft.
    »Von den Unfällen hast du gehört?« fragte ich Tommy.
    »Klar, das hat jeder.«
    »Und wie ist deine Meinung darüber?«
    »Da habe ich keine. Unsereins darf keine haben. Die Bullen…« er entschuldigte sich für das Wort, »haben ja auch nichts herausbekommen. Die stehen vor einem Rätsel. Aber jetzt …«
    »Was meinst du damit?«
    »Sie haben doch gesagt, daß dieses Skelett daran einen Teil der Schuld trägt, oder?«
    »So ist es.«
    »Muß ich jetzt ab?« fragte Will.
    »Ja, die nächste links.«
    Es war ein schmaler Weg, der in das hügelige Gelände führte und sich schlangengleich durch die Landschaft wand. Hier standen nur wenige Wohnhäuser, die meisten Gebäude waren Scheunen oder Ställe. Der Almabtrieb hatte noch nicht begonnen. Die Kühe auf den Weiden sahen fett und gesund aus. Bei jedem Schritt bimmelten ihre schweren Glocken.
    »Immer auf dem Weg bleiben«, sagte Tommy. »Das Haus der alten Bachmann liegt auf der linken Seite. Dort oben ist es!« So gut es ging, streckte er den Arm aus.
    Unser Ziel schmiegte sich in halber Höhe an den Hang. Oberhalb des Dachs war der Hügel mit Bäumen bewachsen. Sie standen dort wie gemalt. Ihre Zweige bewegten sich zitternd im Wind.
    Das Haus war schief. Da paßte nichts mehr zusammen. »Sie hat es von der Gemeinde bekommen«, erklärte Tommy uns. »Manchmal hat sie auch Obdachlose aufnehmen müssen, einmal sogar zwei Asylanten. Niemand hat es lange bei ihr ausgehalten, die sind immer alle schnell wieder verschwunden.«
    »Kennst du den Grund?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Was munkelt man denn?«
    »Die Alte ist eine Hexe.«
    Mittlerweile wühlten sich die Reifen des Manta durch die weiche Erde eines Pfads, der zum Haus hinführte. Sträucher kratzten wie gierige Hände über die Karosserie, was Will einen brummigen Kommentar entlockte.
    »Das macht der Karre auch nichts mehr«, sagte ich.
    »Hast du eine Ahnung, je älter, um so wertvoller. Das ist wie beim Whisky.«
    Vor dem Haus fanden wir genügend freie Flächen für einen Parkplatz. Galinka Bachmann hatte in einem regelrechten Schuppen gewohnt. Wind und Wetter hatten an der Außenfassade Spuren hinterlassen. Das Holz dort schimmerte bleich wie die Knochen einer Leiche. Neben der Tür lag Gerumpel. Hier mußte jemand Sperrmüll abgeladen haben. Eine Bank mit nur mehr drei Beinen sahen wir ebenso wie eine verbeulte Zinkbadewanne. Aber auch verrostetes Eisen und einen vergammelten Tisch, der ebenfalls kaum noch stehen konnte.
    Hinter dem Haus begann der Wald. Die Bäume warfen einen Schatten auf das Dach, wo zahlreiche Schindeln fehlten und es durchregnen konnte.
    »Sieht ziemlich verlassen aus«, bemerkte Will Mallmann. »Ob da überhaupt jemand wohnt?«
    Tommy, er war im Wagen geblieben, hatte die Worte gehört. »Ja, die alte Galinka wohnt hier.« Der Junge wollte nicht mit hineingehen. Den Grund dafür hatte er nicht genannt.
    Ich schlenderte auf die Tür

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