0507 - Die Lady mit dem Schädeltick
sehr jung eingerichtet. Die Möbel bestanden aus buntem Kunststoff, auch die Regale leuchteten rot.
In ihnen standen zahlreiche Krimis, die Claudia so gern las. Sie war noch kurz in die Dusche gegangen, hatte sich umgezogen und trat jetzt ans Fenster, weil sie in den Garten schauen wollte, um etwas von dem Trubel mitzubekommen.
Der Blickwinkel war nicht sehr gut. Sie mußte sich schon auf die Zehenspitzen stellen und sich nach vorn beugen, um das Zelt erkennen zu können.
Der blaue Himmel hatte sich verändert. Wolkenbänke waren aufgezogen. Das Grau schob sich immer weiter vor, aber die Temperatur hatte sich gehalten. Es war niemand gezwungen, wegen der Kühle das große Haus zu betreten.
Die Lampen brannten schon, noch spielten die Kammermusiker, aber auch die Mitglieder der Tanzkapelle waren bereits eingetroffen.
Auf dem etwas abseits des Zelts gelegenen Podium bauten sie ihre Instrumente auf. Die Musiker trugen rote Jacken und weiße Hosen.
Plötzlich entdeckte Claudia ihre Chefin. Sie stand zusammen mit zwei Männern, die sie einrahmten wie Bodyguards. Gesehen hatte Claudia die Männer noch nie.
Vielleicht waren es tatsächlich Leibwächter.
Das Mädchen ließ sich in einen Sessel fallen, stellte die Glotzkiste an, drückte auf die Tasten und ließ die einzelnen Programme durchlaufen. Es lief nichts, was sie interessierte, daher schaltete sie den Apparat wieder aus, griff zu einem Krimi, konnte sich aber nicht auf die Geschichte konzentrieren und legte das Buch wieder zur Seite.
Zuviel ging ihr durch den Kopf. Der Tag war aufregend gewesen, und er war auch noch nicht beendet.
Irgendwie kam sich das Mädchen unter dem Dach eingeschlossen vor. Sie wollte nicht mehr länger in ihrem Zimmer bleiben. Unten in der Küche fand sie bestimmt Unterhaltung. Außerdem wollte sie sehen, wie die Köche das Dinner zubereiteten. Da sie selbst gern kochte, konnte sie von den Profis noch immer etwas lernen. Außerdem wußte sie Lady Eleonore im Garten bei den Gästen gut aufgehoben.
Sie trug noch ihre Dienstkleidung und streifte sicherheitshalber ihre leichte rote Strickjacke über. Der Abend konnte kühl werden.
Zu den eigentlichen Fluren, Gängen und großen Zimmern des herrschaftlichen Hauses führte vom Dach aus nur eine relativ schmale Stiege hinab. Das Mädchen kannte jede Stufe, sie wäre auch mit verbundenen Augen nicht einmal gestolpert.
Claudia wußte selbst nicht, weshalb sie so leise ging. Wäre sie lauter aufgetreten, hätte sie unter sich die Stimmen nicht gehört.
Zwei Personen unterhielten sich.
Jedes Dienstmädchen ist neugierig, auch Claudia machte da keine Ausnahme. Auf halber Strecke der Treppe verhielt sie ihren Schritt, stützte sich am Lauf des Geländers ab, schaute und horchte in die Tiefe, ob sie eventuell etwas verstehen konnte.
Zumindest redeten ein Mann und eine Frau miteinander. Sie war noch zu weit entfernt, um die Worte verstehen zu können. So leise wie möglich ging sie zwei Stufen vor, beugte sich über das Geländer und schaute hinab in den Gang.
Sie konnte die beiden Personen noch immer nicht sehen, aber sie hörte die Stimme des Mannes und identifizierte sie auch.
Es war….
Claudia schluckte. Das konnte doch nicht stimmen. Dieser Mann redete mit einer eigentlich Fremden. Er himmelte sie mit seinen Worten an, er leistete regelrechte Liebesschwüre, und die Frau sorgte mit einer lockenden Stimme dafür, daß der Mann immer stärker in ihren Bann geriet, aus dem er sich kaum befreien konnte.
»Tu es für mich, für uns! Ich muß einfach weitermachen. Das Schicksal hat mich ausersehen. Wenn du es tust, werde ich dich nicht enttäuschen, dann kannst du mich haben…«
»Ja, das werde ich!« lachte die rauhe Antwort.
Einen Moment später klangen schwere Schritte auf.
Claudia zuckte zurück. Sie sah den Mann gehen. War sie vorhin wegen seiner Stimme noch unsicher gewesen, so erkannte sie ihn jetzt. Claudia hob die Arme, ballte die Hände zu Fäusten und preßte einen Handballen vor ihre Lippen.
Der Mann ging weiter. Er wandte der zuschauenden Claudia den Rücken zu, aber das Dienstmädchen konnte trotzdem erkennen, was er in der rechten Hand hielt.
Der Gegenstand warf einen langen Schatten über den Boden und wanderte mit.
Es war ein Schwert!
***
Vor dem breiten Eingang und im Licht einer mehrarmigen Laterne entdeckte ich meinen Chef, Superintendent Powell. Er stand dort mit drei Gästen zusammen, von denen ich einen vom Ansehen her kannte.
Ich blieb stehen und gab Sir
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