0575 - Vampir-Gespenster
Schulter.
Der Vampir konnte direkt auf den gebeugten Rücken des Polizisten schauen, um den sich der Stoff des blauen Hemdes spannte.
In den Augen leuchtete es.
Da war das Opfer, da war das Blut, er brauchte nur noch zuzugreifen.
Er tat es!
Irvin Clanton hatte sich so stark auf den Waschvorgang konzentriert, daß er erst etwas merkte, als es zu spät war. Die harte Hand riß ihn zurück, schleuderte ihn sogar bis gegen die geflieste Wand, wo er nicht mehr wegkam, denn der Blutsauger sprang ihn an.
Beide Hände drückte er gegen die Schultern des jungen Polizisten, hatte dabei sein Maul aufgerissen und präsentierte Clanton die beiden Zähne.
Dann hackte er zu.
Er war nicht so routiniert wie einer der uralten Vampire, und Clanton konnte schnell reagieren. Er riß einen Arm hoch schützte damit das Gesicht, so daß der Vampir die Zähne nicht in den Hals hacken konnte, dafür den Hemdstoff am Unterarm zerriß.
Zornig fauchte er auf und drosch Clanton eine Faust in den Magen. Dem Polizisten wurde die Luft genommen, er sackte an der Wand nach unten, streckte dabei seinen Arm aus, um sich abzustützen, wobei er mit dem Handballen den Griff der Waffe berührte. Es durchzuckte ihn wie ein elektrischer Schlag.
Als er saß, hatte er die Waffe hervorgerissen, wollte sie auf den Vampir richten, der die Hand jedoch zur Seite schlug und mit seinen Zähnen den Hals suchte.
Clanton schoß trotzdem und spürte gleichzeitig die Berührung dieser spitzen Zähne an seinem Hals, während sein Schrei im Echo des Schusses unterging…
***
Als wir erfolglos von der Suche zurückkehrten, fanden wir Sergeant Gillis allein und telefonierend. Er redete mit irgendeiner Dienststelle und machte sich Notizen. Wir hatten kaum Platz genommen, als er auflegte und seine Stirn fürchte.
»Probleme?« fragte Suko.
»Kaum oder ja.«
»Ist der Vampir aufgetaucht?«
»Keine Sorge, Inspektor. Es geht um eine andere Sache. Auf einem Teilstück weiter nördlich ist Glatteis gemeldet worden. Zwei Fahrer sind bereits im Graben gelandet. Ich sage ja immer, diesen Temperaturen darf man nicht trauen.«
»Stimmt.«
Er legte den Kugelschreiber zur Seite und kam auf unser Problem zu sprechen. »Haben Sie Erfolg gehabt?«
»Leider nicht.«
»Es tut mir leid. Ich bin auch nicht sicher, ob der Blutsauger in jeder Nacht erscheint. Der kann auch Pause machen. Oder was meinen Sie dazu, wo Sie die Vampire ja besser kennen.«
»Pause ist gut«, lächelte ich. »Meiner Ansicht nach kommt es darauf an, wie groß sein Drang nach Blut ist.«
»Das heißt, wenn er nicht so stark ist, könnte die Bestie auch mal eine Pause einlegen.«
»Da haben Sie irgendwie recht.«
»Dann wollen wir auf eine Pause hoffen.«
»Und wir säßen in der nächsten Nacht wieder hier. So lange, bis sich der Blutsauger zeigt.«
»Das könnte ja eine Woche…«
»Keine Sorge, wir haben auch Fälle in London zu lösen. Manchmal in der gesamten Welt.«
Gillis nickte staunend. »Dann sind Sie so eine Art Feuerwehr, nehme ich an.«
»So ähnlich.«
»Wo befindet sich eigentlich Ihr Kollege?« wollte Suko wissen.
Gillis winkte ab. »Den habe ich auf die Toilette geschickt. Er soll sich mal mit kaltem Wasser die Müdigkeit aus dem Gesicht waschen. Eine alte Methode, die wir schon früher angewendet haben.«
»Das kenne ich auch.« Ich streckte meine Beine aus. Mein Blick fiel auf die Uhr.
Himmel, die erste Morgenstunde war schon fast vorbei. Auch ich merkte, daß ich nicht mehr der frischeste war, im Gegensatz zu Suko, dem die Warterei überhaupt nichts auszumachen schien, obwohl er die Strecke noch gefahren war.
Gillis drehte sich nach links, um das Radio einzuschalten. Sein Finger berührte bereits die Taste, als es geschah.
Wir alle hörten den Schuß!
Für einen Moment saßen wir wie erstarrt, bis Gillis hervorstieß.
»Das war hier im Haus. Verdammt, der Junge!«
Er flitzte mit einer Geschwindigkeit aus dem Stuhl hoch, die ich ihm nicht zugetraut hätte.
Dann rannten wir…
***
Wir hatten Gillis den Vortritt gelassen. Als er jedoch die Toilettentür aufziehen wollte, hielten Suko und ich ihn zurück. »Nein!« sagte ich, »Sie nicht!«
Suko hatte bereits die Tür aufgerissen. Er sprang mit gezogener Beretta in den kleinen Raum, ich konnte ihm wegen der Enge kaum folgen, sah aber, was geschehen war.
Das Bild aufzunehmen, dauerte höchstens eine Sekunde, die mir schrecklich lang vorkam.
Irvin Clanton hockte auf dem Boden, lehnte mit dem Rücken an der
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