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0589 - Die Kugelköpfe

0589 - Die Kugelköpfe

Titel: 0589 - Die Kugelköpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zurückgekehrt war, um sich frisch zu machen.
    Es gab da eine kleine Dusche. Nach dem kalten Wassersegen fühlte sie sich besser.
    Nach Hause wollte sie noch nicht. Mit der U-Bahn fuhr sie zwar in die Richtung, aber Helen brauchte jetzt eine gewisse Ablenkung. Die Ereignisse des vergangenen Tages ließen sich allein nicht bewältigen. Und wenn sie nur andere Menschen sah, in der Wohnung fühlte sie sich jedenfalls nicht wohl.
    Noch immer trug sie den dunklen Pullover mit den aufgedruckten Sommerblumen und den gelben Rock. Ihr blondbraunes Haar hatte sie hochgesteckt, es glänzte an einigen Stellen, war stellenweise noch feucht von der Dusche.
    Sie hatte einen Sitzplatz in der »tube« ergattern können und streckte die Beine aus.
    Ihr schräg gegenüber hockte ein junger Mann, der sie unentwegt anstarrte, manchmal grinste und die Hände so bewegte, als wollte er sie jeden Moment um ihren Hals legen.
    Dazu kam es nicht, denn der Knabe stieg an der nächsten Station aus. Vor der Scheibe grinste er noch einmal und zeigte ihr seine Zunge. Helen schüttelte nur den Kopf, dann fuhr der Zug an, und der junge Mann verschwand innerhalb einer Sekunde.
    Über London hatte sich die Dämmerung gelegt. Ein weites, graues Tuch, den gesamten Himmel überspannend, doch Kühlung hatte sie leider nicht gebracht. Nach wie vor war es heiß und stickig, das Atmen bereitete Mühe, selbst draußen in den Straßenlokalen.
    Helen entschied sich für ein kleines Bistro, das in einem Park gelegen war. An einem Stehtisch fand sie noch einen freien Platz, bestellte sich einen kalten Longdrink, lauschte den Gesprächen der anderen Gäste, ohne die Worte richtig zu hören, denn mit ihren Gedanken war sie ganz woanders.
    Noch immer geisterte die Szene mit dem Koffer durch ihren Kopf und natürlich die Geiselnahme durch den Killer. Himmel, was hatte sie eine Angst ausgestanden. Sie war wie ein Hammerschlag in ihren Magen gefahren und hatte sie fast erdrückt.
    So auch jetzt.
    Plötzlich zitterte sie. Die anderen Gäste kamen ihr bedrohlich vor.
    Helen merkte, daß sie das Bistro verlassen mußte, auf keinen Fall konnte sie länger bleiben.
    Sie zahlte drinnen.
    »Sie wollen schon gehen?« erkundigte sich der blonde Kellner und schaute sie bedauernd an.
    »Ja, es wird Zeit.«
    »Die Nacht ist noch lang.«
    »Bestimmt. Vielleicht komme ich auch zurück.«
    »Würde mich freuen.«
    Helen lächelte knapp, nickte, ging. Schon fluchtartig verließ sie das Bistro. Unter den Bäumen blieb sie stehen, saugte den frischen Geruch der Blätter auf, schloß sekundenlang die Augen und dachte daran, daß sie allein war.
    Ein Single, der eine Ehe hinter sich hatte. Im nächsten Jahr wurde sie dreißig, eine magische Zahl. Komisch, wie gern hätte sie sich jetzt an die Schulter eines Mannes gelehnt, um mit ihm die Probleme zu besprechen. Diese Gefühle zeigte sie tagsüber nicht, an manchen Abenden jedoch kamen sie ziemlich wuchtig.
    Wie jetzt…
    Okay, sie kannte einige Leute, war auch befreundet, aber nichts Festes. Mit denen konnte sie Spaß bekommen, nur mit Problemen mußte man ihnen vom Hals bleiben. Die anderen erzählten ja selbst nicht, wenn es ihnen schlecht ging. In diesen Kreiden hatte einfach eitel Sonnenschein zu herrschen, sonst war man out.
    Bis zu ihrer Wohnung ging sie zu Fuß. Auf den Straßen war noch zuviel los, um einsam zu sein. Dennoch fühlte sie sich so. Allein auf weiter Flur.
    Sie sah die Blicke nicht, die man ihr zuwarf, sie ignorierte auch die Anmachversuche, sie schlenderte dahin, gedankenversunken oder gedankenverloren.
    Keinen Gedanken verschwendete sie an ihre Clique. Erst als sie vor dem Haus stand, überlegte Helen, ob sie richtig gehandelt hatte, in die leere Wohnung zurückzukehren.
    Ja, sie wollte es!
    Die Haustür klemmte wie immer. Mit müden Schritten ging sie die Treppe hoch. Im Flur staute sich die Luft, in ihrer Wohnung ebenfalls.
    Zwei Zimmer und ein kleines Bad, mehr Platz benötigte sie nicht.
    Der Schlafraum glich mehr einer Kammer. Ihn betrat sie zuerst und öffnete das Fenster.
    Schaute sie hinaus, lag eine Etage tiefer ein schmaler Hinterhof, in dem einige Nachbarn an runden Sommertischen saßen und den herrlichen Abend feierten.
    Helen überlegte, ob sie hinuntergehen und mitfeiern sollte. Nein, sie wäre heute keine gute Gesellschafterin gewesen, sie blieb allein, auch wenn es ihr schwerfiel.
    Das Fenster kippte sie, damit kühlere Luft in den Raum strömen konnte. Licht hatte sie keines gemacht. Die Helligkeit

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