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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zurück und verließ durch eine zweite, zu den Dienstbotenräumen führende Tür das Zimmer.
    »Herrlich«, rief Mr. Kandeman unterdessen aus. »Ich fühle mich schon wie ein richtiger Croupier.«
    Viele Male setzte er das Rad in Bewegung. Plötzlich öffnete sich die Tür.
    Ein Polizeiinspektor, gefolgt von drei uniformierten Beamten, stand auf der Schwelle. Mr. Kandeman stand wie vom Schlag getroffen. Er kannte den Führer der Beamten.
    »Mr. Wilson?« stotterte er. »Was soll das Eindringen in mein Haus bedeuten?«
    Der Inspektor schüttelte den Kopf.
    »Ich wundere mich über Sie, Mr. Kandeman. Sie wissen, wie sehr wir hinter Spielhöllen her sind, und Sie, der Sie uns unterstützen sollten, um diesem Treiben ein Ende zu bereiten, haben selbst eine private Spielhölle aufgemacht? Was werden die Leute sagen, wenn sie es in den Zeitungen lesen?«
    »Sie wollen mir doch nicht etwa ernstlich den Vorwurf machen, ich betreibe eine Spielhölle, wie? Wo ist Mr. Jackson?«
    Er war spurlos verschwunden.
    »Ich will Ihnen alles erklären, Mr. Wilson«, meinte der verzweifelte Kandeman. »Diese Herrschaften hier sind alle mit mir befreundet, und ...«
    »Schenken Sie sich das übrige, Sir!« gab der Inspektor brüsk zurück. »Ich weiß Bescheid. Alles andere können Sie dem Schnellrichter erzählen.«
    Der gelehrte Herr war noch ungläubiger als der Inspektor. Er begnügte sich damit, den Beamten zu vernehmen:
    »Uns ist ein Brief zugegangen, der von einem Mr. Jackson unterzeichnet war und uns darauf aufmerksam machte, daß im Haus Mr. Kandemans, 903 Prince's Gardens, ein Spielklub betrieben werde«, lautete die Aussage des Razzialeiters. »Ich begab mich mit meinen Leuten in das angegebene Haus und fand dort die angeklagten Herrschaften mit Roulettespielen beschäftigt. Mr. Kandeman schien als Croupier tätig zu sein. Eine größere Summe Geldes lag auf dem Tisch. Ich habe sie mit den übrigen Beweisgegenständen beschlagnahmt.«
    Auf diese Bekundungen hin war die Verurteilung aller Teilnehmer so gut wie sicher.
    »Wieder ein Spielklub ausgehoben, Paul«, meinte der Preller und legte die Zeitung, in der er den betreffenden Bericht gelesen hatte, zur Seite.
    »Da du selbst die Razzia veranlaßt hast, glaube ich dir raten zu können, Polizeibeamter zu werden«, gab Paul ironisch zurück.
    »Der Gedanke ist der Überlegung wert«, sagte Anthony in aller Seelenruhe. »Ich werde mir ihn durch den Kopf gehen lassen.«

Der Gelegenheitskauf
    Unbedingt wurde dem Preller und seinen Komplicen nach dem letzten Streich, dem Mr. Kandeman zum Opfer gefallen war, der Boden in Brighton zu heiß. Es wurde höchste Zeit, daß er sich ein neues Hauptquartier suchte. Er fand es in einem möblierten Haus in Westminster, wo er und seine Freunde als Studenten der Medizin auftraten.
    Kandeman sah sich zu seinem Erstaunen nicht nur seines Rufes als unentwegter Bekämpfer aller Auswüchse der heutigen Gesellschaft beraubt, sondern beklagte auch den Verlust einer Summe von zweitausend Pfund, die er dem heuchlerischen Mr. Jackson zum Wetten auf Greylegs anvertraut hatte. Dieses Pferd, seinerzeit eines der besten auf den Rennplätzen, war seit Jahren schon zu seinen Vätern versammelt - eine Tatsache, die Mr. Kandeman leider zu spät bekannt wurde, um wieder zu seinem Geld zu gelangen. Die versuchte Sperrung des Schecks war dadurch hinfällig geworden, daß Mr. Jackson das Geld bereits abgehoben hatte, als Kandeman die Bank avisierte. Die ausnehmend hohe Geldstrafe, die über das unschuldige Opfer des Prellers vom Schnellrichter verhängt worden war - einhundert Pfund Sterling oder dreißig Tage Gefängnis -, hatte er, da er Berufung einlegte, zwar noch nicht bezahlen müssen; die Wahrscheinlichkeit sprach aber für diesen weiteren Verlust.
    Immerhin war die Polizei von dem neuesten Streich des Prellers unterrichtet worden, und aus diesem Grund hatten sich die drei Freunde nach London zurückgezogen, da sie hier leichter unterzutauchen hofften als in dem zwar angenehmeren, immerhin aber leicht übersehbaren Brighton.
    Der Preller kam mit seinen Freunden in der neuen Wohnung an. Alle drei versuchten, sich das akademische Äußere, das für ihren angeblichen Beruf als Medizinpraktikanten notwendig war, durch Philosophenbrillen zu verleihen. Anthony und Paul waren darin einigermaßen erfolgreich, während Sandy auch beim besten Willen nichts von einem Akademiker an sich hatte.
    Um dem Pförtner des Hauses gleich von Anfang an ihren Beruf bekanntzugeben,

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