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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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auf!«
    »Tillman?«
    »Ja - da staunst du?« Sie lachte böse. »Du weißt also nicht, wer Tillman ist? Aber ich habe eine Ahnung.«
    Sein Gesicht war kreideweiß.
    »Du bist wahnsinnig, Millie, du wirst mich doch nicht so elend verraten, das kannst du nicht ...«
    »Willst du mit mir fahren?«
    Der Zinker war an schnelle Entschlüsse gewöhnt, seine Gedanken rasten, um einen Ausweg zu finden.
    »Der Zug geht erst nach zehn - wir wollen die Sache in Ruhe besprechen. Hier ist das unmöglich. Wir treffen uns im Leopard-Club, genau in einer Stunde!« Er sah den Zweifel und das Mißtrauen in ihren Augen und bot seine ganze Überredungskunst auf, um sie umzustimmen.
    »Du hast doch jede Sicherheit - wenn ich nicht in den Club komme, kannst du mich ja an der Bahn abfangen! Du hast dann immer noch zwei volle Stunden Zeit, etwas zu unternehmen, wenn ich mein Versprechen nicht halten sollte!«
    »Ich sage dir aber ...«
    Erschrocken hielt er seine Hand vor ihren Mund.
    »Ruhig, man kann dich in der Halle hören!« zischte er.
    Die Tür zur Halle stand halb offen. Er eilte durch den Raum und schloß sie. Als er zurückkam, sah er, daß er gewonnen hatte.
    »Also, im Leopard-Club, in einer Stunde! Ich schwöre dir, Millie, daß du mir unrecht tust. Ich habe nicht die Absicht, dich ...«
    »Du lügst«, sagte sie etwas ruhiger. »Aber ich will dir noch eine Gelegenheit geben, es wieder gutzumachen. Wenn du in genau einer Stunde nicht im Leopard-Club bist, warte ich in Euston Station mit zwei Polizisten auf dich, um dich verhaften zu lassen. Ich habe genug Beweismaterial - es genügt, um dich lebenslänglich nach Dartmoor zu schicken! Alle sollen es wissen, John Leslie und Friedman .«
    »Ruhe!«
    Er öffnete leise die Tür, schaute hinaus und winkte ihr. Lautlos eilten sie durch die Halle zur Haustür.
    Er zeigte nach der kleinen Nebenstraße, in der sein Wagen stand.
    »Ich will mich jetzt bei Friedman entschuldigen und komme dann in die Stadt nach. Nimm den Wagen bis zur Station Wimbledon, von dort kannst du ein Taxi nehmen. Aber, Millie - du meinst doch nicht wirklich, was du da eben gesagt hast? Du wirst doch deinen alten Kameraden nicht ins Gefängnis ...«
    »Du kannst sicher sein, daß ich es tun werde!« stieß sie hervor. »Und du kannst froh sein, wenn du nur ins Gefängnis kommst!«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Was ich damit sagen will?« Sie trat ganz dicht an ihn heran und sah ihm fest in die Augen. »Sollte es John Leslie zuerst erfahren, dann dreht er dir bestimmt noch heute nacht das Genick um!«

24
    Am frühen Abend kam Josua Harras in die Redaktion zurück. Mr. Field, der Redakteur, fiel buchstäblich über ihn her. Er wollte für die Frühausgabe einen zugkräftigen Artikel haben, wußte aber nur zu gut, daß er Josua scharf anfassen mußte, wenn er ihm etwas entlocken wollte. Nur mit größter Überredungskunst konnte Harras dazu bewogen werden, in letzter Minute etwas zu Papier zu bringen, obschon alle seine Taschen mit kleinen Zetteln vollgestopft waren, auf denen lauter wichtige Informationen standen. Allerdings konnte nur er selbst und niemand sonst das Gekritzel entziffern.
    Mr. Field hatte alle Minen springen lassen, doch Josua zierte sich.
    »Ein Zeitungsartikel ist wie ein Zusammensetzspiel«, meinte er. »Man kann lange darüber sitzen und die Teile aneinander reihen. Manchmal hat man sogar schon eine Idee, wie die ganze Sache ausgehen mag, aber bevor nicht jeder Stein an die richtige Stelle gerückt ist ...«
    »Halten Sie mir gefälligst keine Vorlesungen über Zeitungsartikel!« fuhr ihn der Redakteur an. »Ich muß einen Artikel von Ihnen haben - einen Artikel! Er braucht ja nicht einmal richtig geschrieben zu sein, das bringen wir hier schon in Ordnung. Schreiben Sie, was und wie Sie wollen. Und wenn der Stil noch so schauerlich ist - auch das können wir richten. Aber wir brauchen den Inhalt! Alles andere besorgen wir selbst. Liefern Sie die Tatsachen! Einen Artikel von einer halben Spalte -.«
    Josua sah ärgerlich auf.
    »Nein, Mr. Field«, widersprach er mit Würde, »nicht eine halbe Spalte - drei Spalten, verstehen Sie? Aber die kann ich Ihnen jetzt nicht geben, erst muß ich noch alle möglichen Dinge zusammenbringen. Das Finale der Geschichte spielt sich vermutlich im Leopard-Club ab.«
    »Was ist denn das für eine Spelunke?« fragte Field.
    »Sie haben das Etablissement ganz richtig bezeichnet, es ist wirklich eine Spelunke. Ich bin zwar Ehrenmitglied - aber habe ich Ihnen das

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