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0645 - Das Teufels-Denkmal

0645 - Das Teufels-Denkmal

Titel: 0645 - Das Teufels-Denkmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegriffen.«
    »Das scheint mir auch so.«
    Bis zum Lager waren es nur ein paar Schritte. Autoren haben gern auf Zigeuner zurückgegriffen, wenn es ihnen darum ging, Opern- oder Operetten-Libretti ein folkloristisches Flair zu geben. Von dieser Buntheit und auch dem bühnenreifen Verhalten der Zigeuner bemerkten wir hier in der Puszta nichts.
    Das Lager lag in einer gewissen Stille. Die Menschen hatten ihre Fahrzeuge abgestellt und Zelte an ihre Wohnwagen gebaut, um mehr Platz zu haben.
    Laternen schaukelten vor den Eingängen im leichten Wind. Tische und kleine Stühle standen draußen, wir hörten keine Kinder lachen oder rufen, und auch die Erwachsenen redeten nur ziemlich leise miteinander. Über dem Lager lag eine gespannte, irgendwie auch unheimliche Atmosphäre, die mich seltsam berührte.
    Auch Harry Stahl erging es nicht anders. »So still habe ich mir ein Zigeunerlager nicht vorgestellt«, meinte er leise. »Verstehen Sie das, John?«
    »Nein, aber es wird einen Grund haben.«
    »Das ja.«
    Die Menschen drehten sich um, als wir das Lager betraten. Ich schaute in zahlreiche fremde Gesichter, in alte und junge. Mir entging auch nicht das Misstrauen der Leute, doch Branco wurde nicht angesprochen, er besaß hier als Sohn des Sippenführers Respekt.
    Wir wandten uns nach links, weg vom Feuer. Unsere Schritte schleiften über das zertretene Gras.
    Neben dem Knistern der Flammen eigentlich die einzigen Geräusche. Es kam mir vor, als würde jeder hier abwarten, wie es wohl weiterging.
    Branco ging vor. Er hatte den wiegenden Gang eines Reiters, bewegte sich aber auch sehr geschmeidig.
    Ob es das größte Zelt war, das wir ansteuerten, wusste ich nicht. Jedenfalls bildete es die Verlängerung eines an der Rückseite offenen Wohnwagens, war aber geschlossen. Im Innern brannte Licht.
    Hinter dem Zelttuch bewegte sich eine schattenhafte Gestalt. An der Figur war eine Frau zu erkennen.
    »Das ist meine Schwester«, erklärte Branco. »Sie hält sich bei meinem Vater auf.«
    »Hat das einen Grund?«, fragte ich.
    Branco nickte. »Ja, er fühlte sich den ganzen Tag über nicht wohl. Er war sehr aufgeregt, nervös, und er hat von der Nacht des Todes und des Sterbens gesprochen.«
    »Hängt das mit dem Denkmal zusammen?«, fragte Suko.
    Branco zuckte zusammen. »Welches Denkmal meinst du?«
    »Davon hast du gesprochen.«
    Der Mann holte tief Atem und drehte den Kopf nach rechts, bevor er über sein glattes Haar strich.
    »Ja, das Denkmal des Bösen. Es ist in dieser Gegend. Mein Vater wollte hin. Er hat gesagt, dass es hier zu einer Entscheidung kommen wird. Seit alters her weiß der Sippenführer jeweils über bestimmte Orte Bescheid. Erst kurz vor seinem Tod gibt er das Wissen an seinen Nachfolger weiter.«
    »Bist du das?«, fragte Harry.
    »Ich werde es werden.«
    »Und was hat es mit diesem bestimmten Ort auf sich?«, erkundigte ich mich.
    Branco wollte nicht so recht mit der Sprache heraus. »Ich kann darüber nicht viel sagen, weil ich persönlich nicht zu den Wissenden gehöre. Erst wenn mein Vater es…«
    »Keine Andeutung?«
    »Glaubt ihr an den Teufel?«
    »Manchmal schon.«
    »Es ist ein Platz oder soll ein Platz sein, wo er sich einmal aufgehalten und ein Zeichen hinterlassen hat. Die Sippe begibt sich immer dann in die Nähe des Denkmals, wenn ihr Führer merkt, dass seine letzten Tage gezählt sind.«
    »Wird dein Vater sterben?«, fragte ich direkt.
    »Ich bin nicht das Schicksal«, erwiderte er orakelhaft. »Ich kann dazu nicht viel sagen, das müsst ihr verstehen. Da werden die Tatsachen sprechen, wenn es so weit ist.«
    Mit einem Ruck öffnete sich die Klappe des Zelteingangs. Das Licht fiel von hinten her gegen die Gestalt einer jungen Frau, die ihr dunkles Haar zu einem seitlichen Zopf geflochten hatte. An den Augen und auch an den etwas vorstehenden Wangenknochen erkannten wir die Verwandtschaft zwischen ihr und Branco. Sie trug Jeans und eine enge Bluse. Das musste Tamara sein. Ihr heftiges Atmen strömte uns entgegen. Sie redete hastig auf ihren Bruder ein. Wenn mich nicht alles täuschte, schimmerten Tränen in ihren Augen.
    Plötzlich stöhnte Branco auf, sank nach vorn, presste die Hände gegen seinen Magen und schüttelte den Kopf.
    Wir verhielten uns still. Wohl war uns dabei nicht, denn wir wurden Zeugen einer Familientragödie.
    »Tamara war bei ihm«, sagte er zu uns.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Harry.
    »Ich - ich muss hin«, flüsterte Branco. »Wahrscheinlich bin ich zu spät

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