0651 - Die Rache der Wölfin
es nicht. Suko ging davon aus, dass die Gegner das Haus der Conollys möglicherweise unter Beobachtung hielten und sich an strategisch günstigen Punkten verbargen, um blitzschnell zuschlagen zu können.
Bill hatte ihm am Telefon von den Beobachtungen seines Sohnes berichtet. Eine wichtige Rolle spielte dabei der große schwarze Wagen, ein amerikanisches Fabrikat. Aus seinem Fenster hatte Nadine Berger geschaut und dem Jungen die Worte gesagt, die so gar nicht zu ihr passen wollten.
Hochsommer in London. Das bedeutete in diesem Jahr Temperaturen, die in Rekordhöhe schnellten und auch in Verbindung mit anderen Faktoren für ein Ansteigen des Ozongehaltes sorgten.
Suko rollte durch eine ruhige Gegend, die noch vom Licht der Sonne gebadet wurde.
Der helle Ball stand zwar in einem anderen Winkel am Himmel, aber seine Kraft reichte auch jetzt noch aus, um die Temperaturen zu halten. Sie lagen allerdings weniger hoch als in der City, wo sich die Menschen vorkamen wie in einem Backofen.
Ruhige Straßen, viel Grün, große Grundstücke, auf denen sich die Häuser versteckten. Alter Baumbestand mischte sich oft genug mit der Architektur der modernen Gartenanlagen, denn gerade englische Gärten waren bei vielen Menschen beliebt.
Für diese Schönheiten hatte Suko keine Augen. Er suchte den sehr auffälligen Wagen.
Auch in der Nähe der Badeanstalt fuhr er vorbei. Dort irgendwo hatte Johnny das Fahrzeug gesehen.
Bis zu den Conollys brauchte Suko nicht mehr als eine halbe Meile zu fahren, doch es gab genügend Seitenstraßen, in die ein Fahrzeug eintauchen und sich verstecken konnte, auch wenn es so auffällig war.
Oft genug wurde Suko von Radlern überholt, da er sehr langsam fuhr. Das dichte Blattwerk der Bäume brach einen großen Teil des Lichts. Auf den Fahrbahnen und Gehsteigen lagen Tupfenmuster aus hellem Licht. Wind wehte kaum.
Etwa eine Viertelstunde kurvte Suko durch das Gelände, ohne etwas von dem Fahrzeug gesehen zu haben.
Schließlich hielt er an, griff zum Telefon und tippte die Nummer der Conollys. Bill war sehr schnell am Apparat, als hätte er daneben gestanden und auf den Anruf gewartet.
»Keine Panik«, sagte Suko. »Ich bin es nur.«
»Hast du eine Spur?«
»Nein.«
Bill schwieg für einen Moment. Anschließend hörte sich seine Stimme anders an. »Aber der Wagen kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. So einer fällt auf.«
»Habe ich mir auch gesagt. Möglicherweise hat er die Gegend auch verlassen.«
Bill lachte scharf auf. »Keine Sorge, Suko, der Fahrer hat nicht aufgegeben.«
»Das meine ich auch nicht. Es kann sein, dass er später noch einmal zurückkommt. Dämmerung und Dunkelheit sind für schwarzmagische Wesen immer von Vorteil.«
»Bleibst du denn in der Nähe?«
»Darauf kannst du dich verlassen. Ich bin nur zwei Straßen von eurem Haus entfernt. Ich fahre gleich vorbei. Hörst du nichts von mir, habe ich auch nichts entdeckt.«
»Klar.«
Sekunden später rollte der Inspektor weiter. Auch die Straße, an der das Grundstück der Conollys lag, zeigte eine nahezu gespenstische Ruhe. Möglicherweise kam sie Suko auch nur so vor.
Er hatte sich einen kleinen Plan zurechtgelegt und fuhr nun einen anderen Bogen. Dabei war er gezwungen, auf den normalen Straßen zu fahren.
Die anderen, die kleinen Stichstraßen, die oft zu den Grundstücken führten oder an ihnen vorbeiliefen, waren für den Autoverkehr gesperrt.
Wer hier wohnte, konnte sich beglückwünschen. Aber nicht alle Häuser waren bewohnt.
Suko fiel auf, dass bei einem Haus - nicht einmal weit von dem der Conollys entfernt - das zweiflügelige Eisentor zum Grundstück hin offen stand. Im Gegensatz zu den anderen Anlagen sah dieser Garten ziemlich verwildert aus, als hätten die Bewohner keine Lust mehr gehabt, ihn zu pflegen.
Das gefiel dem Inspektor überhaupt nicht. Es passte einfach nicht in diese normale Landschaft.
Er hielt an, stieg aus, weil ihm auch ein Schild aufgefallen war. »For sale«, murmelte Suko, »zu verkaufen also…«
Im Prinzip nichts Ungewöhnliches, aber der Inspektor dachte mit. Wenn er sich in der Lage der Gegner befunden hätte, dann wäre ihm dieses Gelände als Versteck sicherlich ins Auge gefallen.
Einen auffälligen schwarzen Wagen entdeckte Suko nicht, als er das Grundstück betrat. Das brauchte auch nichts zu bedeuten haben, denn der Bewuchs war dicht genug, um einiges verbergen zu können.
Sehr vorsichtig bewegte sich der Inspektor weiter. Links von ihm wuchs eine Wand aus
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