Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0655 - Der Fund

0655 - Der Fund

Titel: 0655 - Der Fund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Lage empfand ich ihn als widerlich.
    »Fertig?«, hörte ich eine Stimme. »Okay, Budd!«
    »Dann hebt ihn hoch.«
    Kräftige Hände fassten mich unter. Aus eigener Kraft hätte ich nur mit großer Mühe aufstehen können, die Männer aber zerrten mich rücksichtslos hoch und stützten meinen Kopf nicht ab, als er nach hinten sank. Ich war noch immer fertig. Dieses verfluchte Gas hatte mich stärker geschafft, als ich es wahrhaben wollte.
    Wie lange sie mich gehalten hatten, wusste ich nicht. Jedenfalls klärte sich mein Blickfeld und aus den grauen Schatten stachen die Gesichter der Umstehenden hervor, als wären sie einfach in die Luft gemalt worden.
    Sie umstanden mich. Ich hatte sie nicht einmal zählen können, aber es gab jemanden, der sich aus dem Hintergrund so weit nach vorn schob, bis ich ihn genauer sah.
    Den Mann kannte ich nicht. Sein Haar war auf dem Kopf kaum zu sehen. Die Lippen waren so weit vorgeschoben, dass sie so etwas Ähnliches wie ein Fischmaul bildeten. Darunter floh das Kinn förmlich weg. Die Farbe seiner Pupillen erkannte ich nicht. Bestimmt waren sie so wasserhell und ausdruckslos wie Kieselsteine.
    »Bulle«, sagte der Mann. »Du bist ein Bulle.« Bei jedem Wort stieß er mir seine Zeigefingerspitze gegen die Brust. »Und weißt du auch, was wir mit Bullen machen?« Da ich keine Antwort gab, sprach er weiter. »Wir schicken sie in die Hölle.«
    »Beim ersten Versuch ist es uns nicht ganz gelungen, beim zweiten werden wir besser sein. Wir werden dich mit großem Vergnügen ins Jenseits schicken, darauf kannst du dich verlassen.«
    Ich zeigte keine Reaktion. Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit Blei gefüllt. Ich hatte Mühe, den Sprecher anzuschauen, und wurde erst aufmerksam, als der von oben her fallende Schatten beim zweiten Mal mein Gesicht berührte.
    Beim ersten Versuch war er über meine Stirn gestreift, beim zweiten Mal glitt er über den Nasenrücken hinweg, dann schnellte eine Hand vor und hielt ihn fest.
    So dicht, dass ich ihn sehen konnte, allerdings nicht völlig.
    »Weißt du, was das ist, Bulle?«
    Ich schaffte es endlich, ein »Nein« hervorzuwürgen.
    »Das ist eine Schlinge«, flüsterte der Sprecher. »Eine wunderbare oder verdammte Schlinge. Ganz wie man es sieht. Für uns wunderbar, für dich verdammt und tödlich. Alles klar?«
    »Ja.«
    »Und die Schlinge haben wir für dich geknüpft. Wir stehen auch unter einem besonders kräftigen und gesunden Laubbaum. Der von uns ausgesuchte Ast wird dein Gewicht bestimmt halten und nicht brechen, wenn wir den Holzklotz unter deinen Füßen weggetreten haben. Ich will ehrlich sein, Bulle. Du wirst etwas von deinem Tod haben. Das wird nicht jedem zuteil, glaube es mir.«
    Wahrscheinlich war ich noch zu stark mitgenommen, sodass ich erst jetzt begriff, was diese mir nach wie vor unbekannten Männer vorhatten. Sie wollten mich aufhängen.
    Hängen!
    Auf einmal schoss mir der Begriff durch den Kopf. Erst jetzt nahm ich die ganze Tragweite dessen wahr. Erdrosseln, strangulieren, aufhängen, sie waren wirklich die gemeinsten und dreckigsten Mörder.
    Bisher war mein Kreislauf nicht gerade optimal gewesen, nun aber schoss ein Adrenalinstoß durch den Körper. Ich hatte begriffen, ich sah wieder klarer.
    »Kapiert?«
    »Ja.«
    »Was sagst du denn dazu?«
    »Keine Ahnung.« Ich sprach abgehackt und monoton. Dabei hätte ich zahlreiche Fragen gehabt.
    Wenn die Kerle es schafften, mich aufzuhängen, dann wusste ich nicht einmal, wer mich umgebracht hatte und weshalb ich hatte sterben müssen.
    »Keine Antwort, Bulle?«
    »Nein…«
    »Dann will ich sie dir sagen.« Er schlug mir leicht gegen die Wangen. »Wir hassen es, wenn andere Personen anfangen, nach dem Grab zu suchen, das uns zusteht. Klar?«
    »Ja, vielleicht…«
    »Nicht nur vielleicht. So etwas stimmt. Wir haben uns entschlossen, einzusteigen.«
    »Und er steigt aus«, sagte eine Stimme aus dem Hintergrund.
    »Genau.«
    »Das Seil hängt bereits über, Chef!«
    »Und der Klotz?«
    »Den habe ich, Chef!« Jemand keuchte, weil er so schwer tragen musste. Dann ließ er den Klotz fast auf meine Füße fallen. Es war ein Stück Baumstumpf.
    »Okay, bau ihn gut auf. Ich möchte nicht, dass unser Freund schräg in der Schlinge hängt.«
    »Mach ich, Budd.«
    Zwei Männer hielten mich noch immer fest. Die anderen standen in der Nähe. Ich kam mir beinahe vor wie einer der bedauernswerten Schwarzen, die früher einmal in die Fänge des Ku-Klux-Klans geraten waren. Meine Chancen

Weitere Kostenlose Bücher