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0663 - Das Unheil erwacht

0663 - Das Unheil erwacht

Titel: 0663 - Das Unheil erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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    ***
    Kein Atem, kein Stöhnen - es floss nichts über die Lippen der reglos dasitzenden Frau.
    Sie war im Sitzen gestorben, und der Tod hatte bei ihr seine Spuren hinterlassen.
    Die Brille bestand nur aus Fragmenten. Mit den Bügeln hing sie noch an den Ohren fest, das war auch alles. Das Glas in den Rändern war nicht mehr vorhanden. Die Reste lagen auf ihren Oberschenkeln. Aus den blinden Augen rannen kleine, rote Fäden, die sich zitternd auf den Wangen verteilt hatten. Sie endeten erst dort, wo das Kinn anfing.
    Ansonsten zeigte die Haut eine unnatürliche Bleichheit. Weiß mit einem Stich ins Gelbe. Dazu passten auch die sehr farblosen Lippen. Als blasse Schläuche lagen sie aufeinander.
    Jade rührte sich nicht vom Fleck. Sie schaute ihre tote Mutter an und suchte nach einem besonderen Detail, das ihr in Erinnerung bleiben würde.
    Es waren die Hände der Frau. Sie sahen aus, als hätte sie versucht, im letzten Augenblick nach irgend etwas zu greifen, was ihr aber nicht gelungen war.
    Eigentlich hätte Jade schreien und weinen müssen. Der Schock wäre wie eine Sturzflut über sie hinweggekommen, statt dessen stand sie da und schaute nur.
    Was vor einer Woche noch eine mittlere Katastrophe bei ihr ausgelöst hätte, ließ sie jetzt völlig kalt. Ihre Seele kühlte aus, das Blut hatte sich ins Eis verwandelt, und es setzte sich noch etwas anderes in ihr fest. Die Gleichgültigkeit. Sie nahm den Tod der Mutter hin wie den einer völlig fremden Person.
    Noch auf der Stelle stehend, ließ sie ihre Blicke kreisen, denn sie suchte nach einem bestimmten Gegenstand. Die Mutter interessierte sie nicht mehr, das Ei war für Jade wichtiger. Leider sah sie es nicht. Es musste die Küche verlassen haben.
    Jade wollte sich davon überzeugen und durchschritt den Ort des Todes.
    Sie ging durch die Stille. Ihre eigenen Füße verursachten kaum ein Geräusch.
    Die Mutter verglich sie mit einer mit Blutstreifen bemalten Puppe. Selbst aus den Ohrlöchern war das Blut gedrungen und hatte sich am Hals verteilt.
    Hinter dem Stuhl mit der Toten blieb sie stehen und schaute durch das Fenster.
    Auch draußen war die Natur gestorben oder lag in den letzten Zügen, denn der November zählte zu den Totenmonaten.
    Der Garten zeigte eine trübe Farbe. Dunstschleier krallen sich, Leichengewändern gleich, am Boden fest. Wenn sie sich bewegten, bekamen die Bäume beinahe ein gespenstisches Eigenleben. Der Anblick passte zum Tod ihrer Mutter.
    Jade drehte sich wieder um. Auf ihrer Stirn bewegte sich die Haut, ein Zeichen, dass sie nachdachte, und die Gedanken drehten sich um das Ei.
    Ohne es gesehen zu haben, wusste sie genau, dass dieser unheimliche Gegenstand ihre Mutter blutleer gesaugt hatte. Da war er wie ein Vampir auf der Suche nach Menschenblut.
    Sie traute sich auch, die Haut der Toten anzufassen. Dabei glitten die Fingerspitzen streichelnd über die Wange. Sie spürte die Kälte der Haut, die Leiche kühlte sich allmählich ab. Das war wie bei einer normalen Toten.
    Wo aber befand sich das Ei?
    Jade schluckte. Ihre Blicke durchstreiften noch einmal die Küche, sie schaute in jeden Winkel nach, ohne es allerdings entdecken zu können.
    Wenn es sich nicht mehr im Haus aufhielt, dann musste es ihm gelungen sein, die vier Wände zu verlassen.
    Sie ging weiter. Die Küche interessierte sie nicht mehr. Obwohl es ihr Mühe bereitete, wollte sie das Haus durchsuchen. Irgendwo musste das Ei zu finden sein. Jade konnte sich nicht vorstellen, dass es für diesen Gegenstand draußen optimaler lief.
    Plötzlich blieb sie stehen.
    Etwas hatte sie irritiert, gestört. Sie wollte nicht mehr weitergehen. Da war ein Geräusch gewesen, das zu der normalen Stille im Haus einfach nicht passte.
    Aber wo?
    Sie vernahm einen dumpf klingenden Laut - und wusste Bescheid. Nicht im Haus, sondern draußen war das Geräusch ertönt. Dort musste also jemand gekommen sein.
    Bisher hatte Jade Prentiss die Nerven behalten. Plötzlich bekam sie das Flattern. Sie wünschte sich ihren Bruder Larry herbei. Der hätte sicherlich einen Ausweg gewusst.
    Leider konnte sie nicht zaubern. Larry lag in London, war verletzt und konnte ihr nicht helfen.
    Draußen also…
    War jemand gekommen?
    Jade hatte den Gedanken kaum beendet, als sie zum zweiten Mal heftig zusammenzuckte.
    Der Grund war einfach.
    Es hatte an der Haustür geklingelt!
    ***
    Rotblonde Locken, ein rundes Gesicht, ein etwas blasser Mund, große Augen, die ein wenig verwirrt auf uns, die Fremden,

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