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0682 - Das Geisterkind

0682 - Das Geisterkind

Titel: 0682 - Das Geisterkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schwieg. Sie war überhaupt nicht fähig, einen Kommentar abzugeben, ihr Blick galt einzig und allein der toten Tochter, deren Körper einerseits starr und unbeweglich auf dem Bett lag und andererseits wie eine Kopie als durchscheinender Astralleib daneben stand.
    »Was - bitte…«
    »Nicht reden, Kate, nicht reden!«, warnte Ray. »Du darfst deine Tochter nicht erschrecken. Sie muss sich erst an die neue Umgebung gewöhnen. Es ist wie eine Rückkehr, verstehst du?«
    »Nein, nicht…«
    »Sie hat ihre Welt verlassen, in der sie sich wohl fühlte. Jetzt braucht sie eine gewisse Zeit.«
    »Und dann? Kann sie auch reden, sprechen, handeln, etwas tun? Kann ich mich mit ihr unterhalten und…«
    »Geister können nicht sprechen!«, erklärte Ray. »Sie sind stumm. Sie werden versuchen, sich auf eine andere Art und Weise Gehör zu verschaffen, aber reden können sie nicht.«
    Noch hatte sich der Astralleib nicht bewegt. Dann aber drehte er sich zur Seite, um seine Arme nach vorn zu strecken. Zwei geisterhafte Hände ergriffen die Kerze und zogen sie aus dem Halter. Es sah so unglaublich aus, die brennende Kerze schien in der Luft zu schweben, nur gehalten von den nebelhaften Händen.
    Es war unglaublich.
    Millie machte den Eindruck eines Kommunionskindes, das einfach dastand, seine Kerze hielt und auf etwas wartete.
    »Ich - ich bin deine Mutter, Millie!«, flüsterte Kate. »Ich bin deine Mutter. Erkennst du mich…?«
    Zuerst gab Millie keine Antwort. Auch als sie redete, bewegte sich ihr Mund nicht.
    Aber die Stimme war zu hören. Und die erschreckte Kate Foreman zutiefst. Es war nicht ihre. Sie hörte sich auch nicht an, als hätte Millie nur geflüstert.
    Es war die dumpfe, unheimlich und hohl klingende Stimme eines Mannes!
    ***
    Nicht nur Kate Foreman wurde bleich. Auch Rami und Ray erschraken zutiefst. Sie zuckten dabei zusammen, sie drehten sich gegenseitig ihre Gesichter zu, und auf ihren Zügen malte sich der Schrecken ab. Die Stimme des Mädchens hatte sie tief getroffen, es war nicht ihre gewesen, etwas anderes musste sich in die Gestalt hineingeschlichen haben. Etwas, mit dem sie nicht gerechnet hatten.
    Sie waren ratlos…
    Auch Kate wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Zwar stand sie unter Schock, aber sie hatte Augen im Kopf, und sie konnte auch spüren, dass nicht alles glatt gelaufen war.
    Wie hatte Millie noch gesagt?
    »Ich bin wieder da…«
    Schaurig, unheimlich und dumpf. Das war sie nicht, das war ein anderer, ein furchtbarer Geist, der irgendwie zusammen mit ihr in die Freiheit gelangt sein musste.
    Endlich schaffte Kate es, sich von ihrem Stuhl zu erheben. Ihre Gelenke waren angespannt, sie spürte das Ziehen der Muskeln und den leichten Schmerz, der sich in ihren Oberarmen ausbreitete. Die Beine wollten ihr Gewicht kaum tragen. Instinktiv war ihr klar geworben, dass sie von Rami und Ray kaum Hilfe erwarten konnte, deshalb wandte sie sich an ihre Tochter, darauf hoffend, dass der Verbindungsfaden zwischen ihr und Millie noch nicht ganz gerissen war.
    »Millie - wer bist du? Sag es mir! Ich - ich bin deine Mutter! Schau mich an!«
    Der Geist schaute sie auch an. Ohne Augen, denn Pupillen hatte die Gestalt nicht. Wo sie eigentlich hätten sein sollen, da waren nur noch Einschnitte zu sehen.
    »Du bist es nicht mehr…«
    Kate schloss die Augen. Wieder hatte Millie die Antwort mit ihrer dumpfen, röhrenden Grabesstimme gegeben. Sie hätte auf einen Friedhof gepasst, aber nicht in eine Wohnung wie diese hier.
    Überhaupt war alles anders geworden, überhaupt…
    Dann drehte sie sich weg.
    Es war niemand da, der sie aufhielt, auch die Wand nicht. Millie schritt einfach hindurch, und die Kerze nahm sie mit…
    ***
    Drei Personen und ein toter Körper blieben in dem Raum zurück. Weder Kate noch die jungen Männer sprachen ein Wort. Sie alle mussten den Vorgang erst einmal verkraften.
    »Was habt ihr getan?«
    Kates Frage rüttelte die beiden auf. Sie schauten sich kurz an, senkten danach die Köpfe, als hätten sie ein furchtbar schlechtes Gewissen.
    Aber die Frau ließ nicht locker. Sie war zu sehr Mutter und zu eng mit ihrer Tochter verbunden. Sie spürte, dass in ihrem Innern etwas geschah. Da war eine Grenze durchbrochen worden, denn nun gab es allein den Weg nach vorn, den Kampf.
    Sie ging auf ihre Besucher zu. Vor Rami blieb sie stehen, der nicht wagte, den Blick zu heben.
    »Ich will eine Antwort haben, Rami!«
    »Ja, Kate, ich weiß!«
    »Und?«
    Er ging einen winzigen Schritt zurück, als

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