0699 - Das Erwachen der Hexe
Schattenkirche lassen sich bewachen.«
»Das kann man umgehen.«
Drake hob warnend seinen Zeigefinger. »Stellen Sie sich das nicht so leicht vor, Inspektor. Diese Leibwächter sind verdammt gut ausgebildet.«
»Das glaube ich schon«, murmelte Suko und dachte daran, was ihm John Sinclair telefonisch mitgeteilt hatte.
Der Überfall am Parkplatz war kein Spaß gewesen.
»Und Sie wollen diese Schattenkirche also auflösen?« stellte Simon Drake fest.
»So ist es.«
»Sehr lebenswert. Und wie sind Sie auf diese Gruppe gekommen, wenn ich fragen darf?«
Suko gab ihm einen knappen Bericht. Er erzählte auch davon, dass die Schrift in dem Buch plötzlich gelöscht worden war, was Simon Drake Rätsel aufgab.
»Ich verstehe das nicht«, murmelte er. »Das hört sich beinahe so an, als wollten die Ratten das sinkende Schiff verlassen.«
»Oder sie sind stärker geworden.«
»Das kann auch sein.«
»Haben Sie je erlebt, dass die Mitglieder der Schattenkirche speziell auf eine Person so stark fixiert waren, dass sie alles andere dafür hintan stellten?«
»Nein, niemals. Was auch nichts zu bedeuten hat. Wie ich Ihnen schon sagte, Inspektor, so genau kenne ich die Mitglieder dieser Kirche nicht. Ich habe es nie geschafft, in ihren inneren Zirkel aufgenommen zu werden. Aber ich denke schon, dass Sie da keiner Ente aufgesessen sind.«
»Was könnte diese Bande denn vorhaben, Mr. Drake? Ich meine, Sie haben mehr Erfahrung als wir.«
Er winkte ab. »So möchte ich das nicht stehen lassen, doch im Prinzip haben Sie Recht. Meine Erfahrung ist vorhanden. Ob sie allerdings ausreicht, weiß ich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass sie auf ein bestimmtes Ziel hingearbeitet hat und dass dieses Ziel jetzt in greifbarer Nähe ist. Um das genau zu erfahren müsste man im Buch nachlesen, was wohl kaum noch möglich ist.«
»Stimmt. Und die Person, um die es geht, hat bei der Herstellung des Buches mitgearbeitet. Sie ist Grafikerin und wohl auch deshalb ausgesucht worden.«
»Hatte sie denn Verbindung zur Großen Mutter?« wollte Drake wissen.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wichtig ist für mich die Adresse. Wo treffen sich die Mitglieder der Sekte? Sie nennen sich zwar Schattenkirche, aber ich glaube kaum, dass sie sich in einer solchen treffen werden.«
»Da haben Sie Recht.«
»Wo dann?«
»Sie haben schon einen Tempel. Es ist ein altes Haus in Chelsea, wo sie sich versammeln. Ein böser Ort, wie man hört.«
»Wieso das?«
»Zuvor hat in diesem Haus ein Vater gewohnt, der es fertig brachte, seine Familie zu ermorden. Die Frau, drei Kinder und die zufällig eintreffende Schwiegermutter. Seitdem liegt über dem Bau ein Fluch, keiner wollte dort einziehen. Der Killer soll angeblich mit dem Teufel im Bunde gewesen sein, hin und wieder - so sagen die Leute - tropft das Blut der Ermordeten noch von den Wänden. Aber das ist natürlich Unsinn. Ich wollte Ihnen damit nur sagen; in was Sie dort hineingeraten.« Er nannte die genaue Anschrift.
Suko nickte. »Das kann wirklich heiter werden.«
»Tragen Sie es mit Fassung.«
»Werde ich machen.«
Simon Drake schaute auf seine Uhr. »Ein Termin ist geplatzt, ich hoffe, dass ich den anderen einhalten kann, wenn ich mich jetzt auf den Weg mache.« Er stand auf und reichte Suko über den Schreibtisch hinweg die Hand. »Viel Glück wünsche ich Ihnen. Und wenn Sie einen Erfolg errungen haben, lassen Sie es mich bitte wissen.«
»Werde ich machen, Mr. Drake. Bis dahin ist es leider noch ein sehr weiter Weg.«
»Sie schaffen das schon.« Er ging zur Tür und erklärte, dass er den Weg allein finden würde.
Stattdessen betrat Glenda Perkins das Büro. Sie trug eine knallrote, enge Jeans und dazu eine weiße Bluse, deren Stoff duftig aussah, als wollte sie damit Reklame für einen Werbefilm machen.
»Nun? Was sagt er?«
Suko hatte Glenda eingeweiht. »Viel konnte er nicht sagen. Aber ich weiß zumindest, wo sich die Mitglieder der Schattenkirche treffen.«
»Da willst du hin?«
»Klar.«
»Allein?«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich werde John Bescheid geben, er soll mit.« Suko kannte die Nummer, unter der sein Freund zu erreichen war, doch er wunderte sich, dass niemand abhob.
»Nicht da?«, fragte Glenda.
»Ja, und das ist verdammt seltsam. Eigentlich hatte er Bescheid geben wollen, wenn er das Haus verlässt…«
***
Ich hatte das Kreuz noch nicht berührt, als ich die beiden Schatten wahrnahm. Sie gingen nicht hintereinander, sondern rahmten mich ein. Allein
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