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073 - Dämonenrache

073 - Dämonenrache

Titel: 073 - Dämonenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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weil er es nicht besser verdient hat. Er tötet um des Geldes willen. Wegen der lumpigen zweitausend Franc, die er dafür bekommt. Der Nächste wird Gautier sein, dieser aufgeblasene Richter, der sich anmaßt, im Namen des Volkes Recht zu sprechen und vom Volk nicht so viel Ahnung hat.«
    Dumarche schnippte mit den Fingern.
    »Nicht so viel. Es hat ihm richtig Spaß gemacht, mich auf die Guillotine zu schicken. Manchmal nehme ich die Strömungen anderer Menschen wahr, ich kann ihre Gefühle erkennen, als würde ich sie aus einem Buch herauslesen. Gautier hat sich richtig gefreut. Deshalb muss er sterben. Wie es dann weitergeht, weiß ich jetzt noch nicht. Vielleicht Aymé, der Sprecher der Geschworenen. Er hat die anderen überredet, mir den Kopf abschlagen zu lassen. Und die anderen haben sich überreden lassen. Deshalb müssen auch Sie sterben. Aber ich sehe, ich erschrecke Sie, Copernic. Lassen wir also das Thema. Seien Sie nur noch einmal versichert, dass Ihnen nichts passieren wird. Außer Sie werden es sich in den Kopf setzen, meine Pläne zu durchkreuzen. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie meine Zelle jetzt wieder verlassen.«
    Leon Dumarche hatte ihm die Hand hingestreckt, und Roland hatte sie ergriffen.
    Er hatte gefröstelt, als er nach einigen weiteren, nichts sagenden Floskeln den Trakt mit den Todeszellen wieder verlassen hatte. Dann hatte er nicht mehr an dieses Gespräch gedacht.
    Bis er vom ›Unfall‹ Rimbeauds erfuhr. Deshalb, war er auch so schnell zu Gautier gegangen, als der Richter ihn zu nachtschlafender Zeit zu sich gebeten hatte.
    Er hatte ihn warnen wollen.
    Und die Liste der Todeskandidaten war noch lang.
    Ein paar Mal war er versucht gewesen, Breton von diesem Gespräch zu erzählen, doch er wäre nur Gefahr gelaufen, dass der Kommissar ihn von einigen weiß gekleideten Männern mit einer Zwangsjacke hätte abholen lassen.
    Roland Copernic war zu dem Schluss gekommen, dass er selbst etwas unternehmen müsse, wenn er den anderen Gefährdeten helfen wollte. Deshalb auch den Gang zu der Großmarkthalle, deshalb das Gespräch mit Edmont Lardin.
    Doch jetzt fühlte er, dass die Aufgabe, die er sich aufgebürdet hatte, zu groß für ihn war. Und er hatte niemanden, der ihm dabei hätte helfen können.
    Er musste Leon Dumarche oder seinen Geist, oder was immer es auch war, das mordend durch die Stadt zog, an weiteren Verbrechen hindern.
    Doch Roland Copernic war auf sich allein gestellt.
    Was zieht man an, wenn man zu einem Sektenpriester geht?, dachte er und sah in seinen Kleiderschrank. Er entschied sich für einen grauen Sweater und eine dunkelblaue Hose.
    Fünf Minuten später stand er unten bei seinem gelben Peugeot 204 und schloss auf.
    ***
    Die Rue St. Clarin lag am südlichen Ende der Stadt. Dort wurden die Abstände zwischen den Villen immer größer, die Grundstücke immer teurer. Dort wohnten die Reichen.
    Roland wunderte sich, warum Lardin einen Onkel dort gehabt hatte. Vielleicht war er Hausmeister in irgendeiner der pompösen Villen gewesen.
    Der junge Anwalt verfuhr sich ein paar Mal, bevor er die Straße fand.
    Sie führte vom Tal in einer weiten Schleife einen Hang hinauf.
    An diesem Tag hatte es nicht mehr geregnet. Die Sonne wurde schon rötlich, und ihre Strahlen ergossen sich in verschwenderischer Fülle über den Hang, leuchteten auf Türmchen, Stuckfassaden, Freitreppen und weiträumige Parks hinter mannshohen Mauern.
    Roland fand das Haus, das nach der Schilderung Lardins wie eine russische Kirche aussehen sollte, auf Anhieb. Es war in der Straße das Einzige mit Kuppeldächern und Keramikschindeln. Vermutlich hatte es sich ein von der Oktoberrevolution geflohener russischer Fürst nach alten Plänen seiner Heimat errichten lassen, um so die Sehnsucht nach seinem Zuhause besser unterdrücken zu können.
    An der rechten Steinsäule des Portals stand auch ein Name eingemeißelt: ›Igor Korsakow‹. Die Inschrift war schon verwittert. Darunter hing ein graues, unscheinbares Metallschild: ›Leloc‹.
    Sonst nichts.
    Die Russen schienen gegangen zu sein. Doch auch Leloc klang alles andere als französisch.
    Roland Copernic fand keinen Klingelknopf. Es gab keinen.
    Er drückte leicht gegen das kunstvolle, schmiedeeiserne Gitter, dessen stählerne Arabesken bei näherem Hinsehen Jagdszenen zeigten. Das Tor war offen.
    Der junge Anwalt fühlte sich wie in einem schlechten Fernsehkrimi, als er langsam auf dem ausgetretenen Kiesweg weiterging, auf das Haus zu.
    Es sah aus, als

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