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073 - Dämonenrache

073 - Dämonenrache

Titel: 073 - Dämonenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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hätte eine Riesenfaust es am Stadtrand von Leningrad gepackt und nach hierher versetzt. Der Architekt hatte nicht einmal den Hausheiligen vergessen, der sich in einem großen Mosaik verbarg. Es handelte sich um den Heiligen Stanislaus.
    Doch sehr gläubig konnte, der ehemalige Besitzer und Erbauer nicht gewesen sein, denn in der Mitte des spiralig endenden Bischofsstabes befand sich ein Knopf, an dem man ziehen musste, wenn die Glocke im Inneren des Hauses bimmeln sollte.
    Roland zog daran.
    Lange Zeit war auf der anderen Seite der Tür kein Ton zu hören.
    Copernic dachte schon, er hätte den ganzen Weg umsonst gemacht, als eine kleine Klappe in der oberen Mitte der geschnitzten Tür geöffnet wurde. Die Schnitzereien waren so kunstvoll gemacht, dass Roland die Klappe auch aus nächster Nähe nicht erkannt hatte.
    Er sah einen kirschroten Mund.
    »Anwalt Copernic?«
    Roland nickte bestürzt. Er hatte seinen Besuch nicht angemeldet.
    »Der Meister erwartet Sie bereits.«
    Ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht, die Pforte schwang auf. Sie lief nach oben spitzgiebelig zu.
    Das Alter der Frau war nicht zu schätzen. Sie konnte achtzehn und auch fünfunddreißig sein, Roland hatte das Alter von Asiaten noch nie schätzen können. Nur dass sie schön war, auch nach westlichen Begriffen schön war, das sah er so.
    Ihre grazile Figur war unter einem weit fallenden bestickten Gewand verborgen, wie es Roland vorher noch nie gesehen hatte.
    Das Kleid fiel glockig dem Boden entgegen. In der Taille wurde es von einem seidenen Gürtel zusammengehalten. Als Schnalle war das Drachenzeichen gewählt.
    Die Frau verbeugte sich mit vor der schmalen Brust gekreuzten Armen. Ihr Haar war blauschwarz.
    »Wenn Sie mir bitte folgen würden?«
    Sie lispelte in einem reizenden Akzent.
    Roland trat ein.
    Innen hatte die Villa nichts mehr mit russischen Häusern gemein. Kostbare Seidentapeten verbargen die Wände. Die Säulen der Empfangshalle waren vergoldet. Mit Edelsteinen besetzte Gebetsmühlen hingen an silbernen Drähten.
    Diffuses Licht strahlte blau von der Kuppeldecke herunter auf den kreisrunden Boden, eine Arbeit aus blauen glitzernden Mosaiksteinen, in der sich leuchtend rot ein Feuer speiender Drache wand.
    Roland hatte keine Zeit, sich noch länger umzusehen, denn seine Führerin verschwand in einer Nische mit einem Rundbogen darüber.
    Der junge Anwalt folgte ihr in einigem Abstand. Er hatte diese Pracht nicht erwartet und konnte seine Blicke nur schwer von diesem Raum lösen.
    Er kam in einen langen Gang, in den seitwärts ebenfalls Nischen eingelassen waren. In ihnen saßen vergoldete Löwenstatuen.
    Am Ende des Ganges führte eine schmale Wendeltreppe nach oben.
    »Kommen Sie, Monsieur.«
    Roland hörte das Getrippel ihrer kleinen Füße nach oben entschwinden. Die enge Treppe wand sich beinahe endlos dahin. Roland hätte nie gedacht, dass das Haus so hoch sein würde.
    »Wir sind gleich da. Nur noch ein paar Schritte.«
    Roland sah an den runden Wänden, dass sie in der vermutlich höchsten Kuppel der Villa gelandet waren. Über sich sah er das Glasdach. Sie standen in einem runden Gang, der den Rand der Kuppel umlief. Das Innere war durch eine Mauer, die bis zum Dach reichte, vom Gang abgetrennt.
    Die Frau öffnete eine Tür. Sie hatte keine Klinke, und doch ging sie auf.
    Die Frau blieb draußen stehen und machte eine einladende Geste. »Der Meister...«
    Roland trat ein.
    Er kam in einen runden, von einer glasklaren Kuppel überspannten Raum. Die letzten Strahlen der Sonne fielen auf einen Mann, der genau in der Mitte des Raumes auf einem etwas erhöhten Podest saß.
    Der Mann war bis auf einen weißen Lendenschurz nackt. Seine Beine hatte er vor sich gekreuzt. Seine Hände hielt er vor der knochigen Brust gefaltet. Ein dünner weißer Bart rann wie Wasser von seinem Kinn. Seine Augen waren geschlossen.
    Er öffnete sie, als die Frau hinter Roland die Tür zugedrückt hatte.
    Sein Blick kam wie aus weiten Fernen.
    Roland hatte nie erwartet, dass der Mann ihn in fließendem Französisch ansprechen würde.
    »Monsieur Copernic. Es freut mich, dass Sie gekommen sind. Nehmen Sie bitte vor mir Platz.«
    Rolands Mund war trocken. Er musste schlucken, bevor er antworten konnte. »Woher wissen Sie, dass...?«
    »Ich habe Sie erwartet. Sie kommen wegen Leon. Wundern Sie sich nicht, dass ich das weiß. Diese Welt hat keine Geheimnisse mehr für mich. Sie sind Roland Copernic. Sie wurden 1942 in Dijon geboren. Ihre Eltern kamen

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