0755 - Blutnacht für Assunga
getan.«
»Du wirst daran ersticken«, prophezeite Assunga keuchend. »Es ist mein Mantel, er gehorcht nur mir, keinem anderen. Du kannst versuchen, ihn dir umzuhängen, was ja leicht ist, aber du wirst seine Macht und seine Zauberkraft nicht spüren. Man hat mir versprochen, daß diese Stunden meine Blutnacht werden, und die Nacht ist noch nicht beendet. Das weißt du ebenso wie ich.«
»Stimmt.«
»Dann rate ich dir…«
»Nichts, Assunga, gar nichts. Ich gebe hier die Befehle, und du wirst sie befolgen. Ich habe mir meinen Plan zurechtgelegt. In ihm spielst du eine Hauptrolle. Wir beide werden deshalb dieses Zimmer verlassen und woanders hingehen.«
»Ach ja? Zu wem?«
»Geh vor!«
Assunga wirkte für einen Moment so, als wollte sie Widerstand leisten. Dann hob sie die Schultern, drehte sich um und nahm den kürzesten Weg zur Tür.
Suko blieb hinter ihr.
Er traute der Hexe nicht. Assunga gehörte nicht zu den Wesen, die so leicht aufgaben, und sie konnte ja auch noch hoffen, denn nach wie vor gab es Will Mallmann.
Suko dachte auch an John Sinclair.
Er hatte sich Mallmann vorgenommen. Es konnte durchaus sein, daß er mit ihm noch einen Kampf auszufechten hatte.
Suko konnte sich vorstellen, daß er John noch im Zimmer der Köchin fand. Dahin ging er auch.
Assunga schlich vor ihm her.
Von hinten sah sie aus wie eine alte Frau. Es lag wohl an ihrem Gang, und sie hielt den Kopf auch gesenkt, als suchte sie bestimmte Dinge auf dem Boden.
Die Hexe vergaß er für einen Moment. Er war gespannt, wie es seinem Freund John Sinclair ergangen war…
***
Und der Freund, also ich, staunte nicht schlecht, als er sah, wer da durch die Tür ins Zimmer kam.
Assunga zuerst.
Aber wie hatte sie sich verändert. Ohne ihren verdammten Zaubermantel kannte ich sie nicht. Sie sah aus wie eine normale Frau mit rötlichen Haaren, einem bleichen Gesicht und machte insgesamt einen ziemlich geknickten Eindruck.
Das lag an Suko, der hinter ihr herging und in der rechten Hand seine Beute hielt.
Es war ihr Mantel!
Ich konnte es nicht verhindern, aber aus meinem Mund drang ein tiefer Atemzug, der sich befreiend anhörte. Ich riß mich ansonsten zusammen und warf Suko nur einen blitzenden Blick zu, den er durchaus als ein Kompliment auffassen konnte.
Er hatte es geschafft!
»So sieht man sich wieder«, begrüßte ich Assunga, die stehengeblieben war, sich umschaute, auch den verdeckten Körper registrierte, aber keinen Kommentar dazu abgab.
Suko dirigierte sie auf die rechte Bettseite zu und erklärte mir, daß es Lorna gutging. Sie tauchte auch Sekunden später auf, blieb aber an der Tür stehen, beide Hände gegen den Rosenkranz gedrückt, der vor ihrer Brust baumelte.
Assunga hatte sich mit dem Rücken gegen die Wand gestellt. Sie stand zudem im Schein der Nachttischleuchte. Ihr Gesicht hatte einen seichten Schleier bekommen.
Ich konzentrierte mich auf ihre Augen.
Dunkle Pupillen, die leicht glitzerten, als hätte jemand Eiskrümel hineingestreut.
Hatte sie schon aufgegeben?
Daran glaubte ich nicht. Sie selbst sah sich in einer eingezäunten Situation, aber sie suchte zumindest mit den Augen nach einem Ausweg, denn sie bewegten sich und zielten zumeist gegen das zerstörte Fenster, denn von dort erwartete sie Hilfe.
Noch war Mallmann frei!
»Dein Freund wird wohl kaum hier erscheinen«, sagte ich. »Da brauchst du dir keine Hoffnungen zu machen.«
»Er ist stärker.«
»Wir haben ihn vertrieben!«
»Er kommt zurück!«
»Das kann er ruhig«, sagte ich. »Denn ich will ihm zeigen, wie es seiner Freundin ergangen ist. Ihr gehört doch zusammen. Ihr habt euch gesucht und gefunden. Aber du, Assunga, bist am Ende. Mein Freund Suko hat deinen Mantel. Du darfst nicht glauben, daß wir ihn mitnehmen, um ihn in einem Museum auszustellen. Dieser Mantel ist etwas Widerliches, etwas Böses, in ihm steckt ein gefährlicher Zauber, der für Menschen tödlich sein kann. Uns bleibt nur eine Möglichkeit, Assunga. Wir werden deinen Mantel vernichten!«
Es war nicht ersichtlich, ob sie auf diese Worte gelauert hatte. Aber sie hatte sie einfach erwarten müssen, denn dumm war sie nicht. Und sie war auch von ihnen getroffen worden, denn sie schrak zusammen. Panik flackerte in ihren Augen. Hilflos sah die Hexe aus, als sie ihre Hände ballte und durch diese Geste trotzdem keinen neuen Kraftstrom mehr bekam.
Dann schaute sie auf Suko.
Mein Freund nickte nur. Diese Bestätigung reichte ihm. Und noch eine Person befand sich im
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