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0783 - Der Tunnel

0783 - Der Tunnel

Titel: 0783 - Der Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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relativ großen Fenster eingenommen, schaute auf den Parkplatz, wo viel Betrieb herrschte, und drehte mir den Rücken zu. Ich erkannte, dass seine Hände noch mit schmalen Verbänden umwickelt waren. Die Finger schauten allerdings hervor.
    Er konnte sie auch bewegen, denn er hatte sie gekrümmt auf der schmalen Fensterbank liegen und umklammerte deren Rand.
    Ich blieb vor dem Tisch und neben einen Stuhl stehen. Dann sprach ich ihn an. »Mr. Halloran…?«
    Er reagierte nicht. Das heißt, er drehte sich nicht um, aber er hatte mich in der Scheibe gesehen. »Was wollen Sie von mir, Mister? Ich kenne Sie nicht.«
    »Mein Name ist John Sinclair.«
    »Wie schön für Sie.« Er schien verbittert zu sein.
    »Ich bin von Scotland Yard. Wenn Sie, meine Legitimation sehen wollen, bitte sehr…«
    »Nicht nötig.« Er drehte sich um.
    Halloran trug einen dunkelgrauen Bademantel über dem Schlafanzug. Wie immer er auch ausgesehen haben mochte nach dem Verlassen des Tunnels, hier im Krankenhaus hatte man dafür gesorgt, dass die Verletzungen schnell verheilten, denn auf seinem Gesicht verteilten sich nur noch vier Pflaster. Narben entstellten Eds Gesicht, worauf er auch zu sprechen kam.
    »Sagen Sie nur nicht, wie toll ich schon wieder aussehe, Mister, ich würde es als Verarschung ansehen.«
    »Das hatte ich auch nicht vor.«
    »Was hatten Sie dann vor?«
    Inzwischen hatte ich mich gesetzt. Der Tisch trennte uns. Über die weißgraue Resopalplatte hinweg schauten wir uns an. »Sie können sich denken, dass ich mit einigen Fragen im Gepäck gekommen bin. Es geht um Ihr Erlebnis.«
    Der Mann schwieg. Erst nach einer Weile meinte er: »Das ist nichts für die Polizei.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es hier um Dinge geht, die ein normaler Mensch nicht begreifen und nachvollziehen kann. Hätte ich vor einer Woche auch nicht. Ich hätte jeden ausgelacht, der mir so etwas erzählt hätte. Aber jetzt denke ich anders darüber.«
    »Darf ich trotzdem wissen, was Sie erlebt haben?«
    Er stellte eine Gegenfrage. »Sind Sie denn etwas Besonderes, Mr. Sinclair? Ich wurde bereits verhört. Nicht nur von der Polizei, sondern auch von den Verantwortlichen der Firma. Ich habe alles erzählt und bin auf Kopfschütteln gestoßen.« Seine Augen verengten sich. »Wissen Sie was«, zischte er, »man hat mich bereits abgeschrieben. Man nimmt mich nicht für voll. Die Leute denken, dass ich spinne, denn was ich hinter mir habe, das gibt es eigentlich nicht. Ich habe etwas erlebt und gesehen, für das ich keine Erklärung weiß. Aber ich weiß, dass es existiert, und das ist das Schlimme an der Sache.«
    »Avalon, nicht…?«
    Er lehnte sich zurück. »Ach, Sie glauben daran?«
    »Möglich.«
    So etwas wie Interesse blitzte in seinen Augen auf. »Hat Lisa Braddock Sie vielleicht geschickt?«
    »Indirekt schon, denn sie hat den Stein ins Rollen gebracht, denke ich mal.«
    »Da denken Sie nicht einmal falsch. Ich bin ihr sehr dankbar. Sie hat mich verarztet, als ich bereits aufgeben wollte. Aber ich musste mit einem Menschen reden, damit ich die lange Strecke nicht grundlos zurückgelegt habe.«
    »Das war eine Leistung. Wie haben Sie es geschafft?«
    »Ich nahm Züge.« Als er meinen erstaunten Blick sah, musste er gegen seinen Willen lachen. »Ja, Züge, Güterzüge. Ich kenne mich da aus und habe mich in den Wagen versteckt gehalten, bis ich zu den Braddocks gelangte. Bei Jake traf mein Bericht auf keine Gegenliebe, zum Glück bei seiner Frau Lisa.«
    »Man hat Sie also verletzt.«
    »Richtig.«
    »Ich hörte von einem seltsamen Wesen…«
    »Stimmt auch. Es war ein Mittelding zwischen einem Skelett und einem Toten. Knochig und bleich. Eine Gestalt, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Nicht mal in meinen Alpträumen. Ich habe nie gedacht, dass es so etwas überhaupt gibt. Diese Gestalt hatte ein langes, glänzendes Messer, es kann auch eine Lanze oder eine Sense gewesen sein, so genau weiß ich das nicht. Es war in meiner Nähe und schnitt immer wieder in meine Haut. Da hatte ich das Gefühl, ständig von einer Rasierklinge ›gestreichelt‹ zu werden. Für mich war das ein verfluchter Sadist. Ich hatte auch nicht gedacht, dass ich es überleben würde, müssen Sie wissen.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Ach ja?«
    Ich ließ mich nicht auf diese Provokation ein, sondern redete weiter. »Da war doch noch etwas, wenn ich mich nicht irre. Man hat mir gesagt, dass Sie Stimmen gehört hätten, und die wiederum haben Sie mit einem bestimmten

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