079 - Der Körperdieb
ihn schien es nur Charles Sirk zu geben. Der Sargträger stand Todesängste aus. »Schießen Sie, Inspektor!« schrie er verzweifelt. »So schießen Sie doch endlich!«
Porter drückte ab. Seine Kugel traf. Rock Coburn wurde nach vorn gestoßen, auf Sirk zu. Der Sargträger sprang zur Seite, so schnell er konnte. Ganz kurz hatte er Kontakt mit Coburns Körper. Hart schlug das gläserne Gesicht gegen die graue Betonwand.
Inspektor Porter rechnete damit, daß Coburn zu Boden ging, doch der Sergeant blieb auf den Beinen. Es gab keinen Menschen, der diesen Treffer überlebt hätte.
Aber war Rock Coburn noch ein Mensch? Mußte man in ihm nicht eher ein gefährliches Monster sehen? Der Sergeant mit dem Glaskopf drehte sich um. Er hatte jetzt ein neues Ziel: Inspektor Michael Porter!
Porter blieb wie angewurzelt stehen, obwohl ihm seine Männer rieten, sich zurückzuziehen. Mit beiden Händen hielt der Inspektor seine Waffe. Er zielte auf den Glaskopf und hoffte, daß die Kugel den Schädel zertrümmern würde.
Seine Hände zitterten. Er versuchte so gewissenhaft wie möglich zu zielen, und dann hielt er den Atem an und zog durch.
Laut peitschte der Schuß, und die Kugel traf den gläsernen Kopf. Aber die erhoffte Wirkung stellte sich nicht ein. Das Glas überstand den Treffer ohne sichtbaren Schaden.
Die Aufprallwucht stieß Coburn nur zur Wand zurück, aber der Sergeant befand sich gleich darauf wieder auf dem Vormarsch. Porter, mit seinem Latein schon lange am Ende, wußte nicht mehr, was er jetzt noch tun konnte. Verstört ließ er die Waffe sinken. Hände packten ihn und zerrten ihn zurück, und er starrte fassungslos auf Coburn, den niemand stoppen konnte.
***
Cruv kehrte zu Tuvvana zurück. Er war völlig aus dem Häuschen. Seine Freundin griff nach der Fernbedienung und schaltete das TV-Gerät ab.
»Was ist passiert, Cruv?« fragte Tuvvana.
»Du lernst nicht nur schnell, du nimmst auch alle Unarten der Menschen an«, sagte der häßliche Gnom vorwurfsvoll.
»Soll ich dir vorrechnen, wie viele Stunden du in der vergangenen Woche vor dem Fernsehschirm verbracht hast?«
»Fernsehen fasziniert mich; das mußt du verstehen, Cruv. Fühlst du dich von mir vernachlässigt?«
»Kann schon sein, aber während du pausenlos in die Röhre starrst, passieren hinter deinem Rücken die ungeheuerlichsten Dinge, ohne daß du es mitbekommst.«
»So?« fragte Tuvvana spitz. »Was denn zum Beispiel?«
»Fiel dir nicht auf, daß ich weg war?«
»Natürlich fiel es mir auf. Warum bist du hinausgegangen?«
»Weil ich Licht in Peckinpahs Arbeitszimmer sah.«
Tuvvana schaute ihren Freund entgeistert an. »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Du warst zu sehr beschäftigt. Ich wollte dich nicht stören.«
»War ein Einbrecher in Mr. Peckinpahs Arbeitszimmer?«
fragte Tuvvana.
»Nein, kein Einbrecher. Wenn jemand in sein eigenes Haus kommt, kann man ihn nicht als Einbrecher bezeichnen. Nicht einmal dann, wenn er es heimlich tut und alles Geld aus dem Safe holt.«
Tuvvana sprang auf und ging auf Cruv zu. »Peckinpah? Du hast Tucker Peckinpah gesehen? Er ist wieder da? Ich dachte, er wäre in der Hölle.«
»Das war er. Ihm gelang die Flucht, aber nun ist sein Leben in großer Gefahr.«
»Was können wir für ihn tun? Befindet er sich noch in seinem Arbeitszimmer?«
»Nein, er hat das Haus schon wieder verlassen.«
»Vielleicht hättest du ihn daran hindern sollen.«
»Das hatte ich zuerst vor, aber dann ließ ich ihn lieber gehen. Er hat einen Verfolger auf den Fersen.« Cruv erzählte, was er von dem Industriellen erfahren hatte.
»Du mußt unverzüglich Tony Ballard informieren«, sagte Tuvvana. »Kanutto darf Peckinpah nicht erwischen.«
»Das ist auch meine Meinung. Aber es wird nicht einfach sein, das zu verhindern.«
»Ruf an. Schnell.«
Cruv begab sich zum Telefon. »Einen erfreulichen Aspekt hat das Ganze doch: Nun wissen wir wenigstens sicher, daß Tucker Peckinpah noch lebt.«
»Aber wie lange noch…«
Cruv hob die Hand, und seine Freundin verstummte. »So etwas darfst du nicht einmal denken, Tuvvana!«
Der Gnom hob ab und wählte Tony Ballards Nummer in Paddington. Er brauchte nicht im Telefonbuch nachzusehen.
Wichtige Nummern hatte er im Kopf, und Tonys Rufnummer war für ihn eine der wichtigsten.
Nachdem es am anderen Ende des Drahtes viermal geläutet hatte, meldete sich Vicky Bonney.
»Hier ist Cruv«, sagte der Gnom von der Prä-Welt Coor.
Das wäre nicht nötig gewesen, denn er
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