0794 - Zeitbombe Zellaktivator
fünfzehn schwerbewaffnete Ertruser bestiegen mit ihm das Beiboot. Vigeland unterstellte sie dem Kommando von Xschultan, der sich nicht nur bei der Auseinandersetzung mit Verntoser, sondern auch schon bei früheren Gelegenheiten bewährt hatte.
Während das Beiboot durch die Atmosphäre glitt, überlegte Nos Vigeland, warum das NEI auf einer so unbedeutenden Welt wie Pata-Pata eine Agentin stationiert hatte.
Pata-Pata war eine ausgesprochene feuchtheiße Dschungelwelt. Einige tausend Auswanderer aus der terranischen Region Afrika hatten sie vor Jahrhunderten zu ihrer neuen Heimat erkoren.
Sie waren das Klima gewöhnt und hatten außerdem der übertechnifizierten Gesellschaft Terras entkommen wollen.
Aus diesem Grund waren hier auch keine größeren Fabriken errichtet worden, so daß die Laren, als sie die Herrschaft in der Milchstraße an sich rissen, Pata-Pata als unbedeutend einstuften und nicht einmal Kontrollsatelliten installierten.
Das Beiboot setzte am Rand des Hochplateaus auf, auf dem die Stadt Maungu stand. Eigentlich war die Bezeichnung „Stadt" irreführend, denn Maungu bestand nur aus zirka dreitausend Rundhütten, die in konzentrischen Kreisen um einige größere Bauten aus Selbstgebrannten Ziegeln angeordnet waren.
Der Rand dieser Pseudostadt war ungefähr fünf Kilometer vom Landeplatz des Beiboots entfernt.
Nos Vigeland ordnete an, im Boot zu warten, bis sich die ersten Eingeborenen zeigten. Die Stadtbewohner mußten die Landung des Beiboots gesehen und gehört haben und interessierten sich bestimmt dafür, wer ihre Welt besuchte. Jedenfalls dachte Vigeland das. Er änderte seine Ansicht, nachdem zwei Stunden vergangen waren und sich immer noch keine Eingeborenen näherten.
„Man möchte seine Ruhe haben", erklärte Vigeland seinen Männern. „Das kann ich verstehen. Aber ich kann den Wunsch der Eingeborenen nicht respektieren. Xschultan, Sie begleiten mich mit zehn Männern zur Stadt. Die anderen Männer bleiben im Boot.
Sie greifen nur dann ein, wenn wir in Maungu Schwierigkeiten bekommen, mit denen wir nicht allein fertig werden. In dem Fall melden wir uns über Funk!"
Zwei Gleiter brachten die zwölf Ertruser zur Stadt. Als die Fahrzeuge die ersten Hütten überflogen, sahen die Piraten die ersten Eingeborenen. Es waren hochgewachsene schwarzhäutige Frauen und Männer, die bis auf Perlenschnüre und winzige Lendenschürze unbekleidet waren. Sie blickten zu den Gleitern hinauf, verrieten aber mit keiner Bewegung, daß das Auftauchen der beiden Flugapparate sie beeindruckte.
„Wir landen und greifen uns einen der Burschen!" befahl Vigeland.
Die Gleiter setzten zwischen zwei Rundhütten auf. Einige nackte Kinder beobachteten den Vorgang aus den offenen Türen der Hütten. Sie verschwanden, als die Ertruser ausstiegen.
Xschultan erteilte seinen Leuten einen Befehl. Daraufhin wurde ein Eingeborener ergriffen und zu Vigeland geführt. Das Gesicht des Mannes verriet Unwillen, aber keine Furcht.
„Wie heißt du?" fuhr Vigeland den Eingeborenen auf Interkosmo an, halb erwartend, daß die galaktische Verkehrssprache auf Pata-Pata seit Jahrhunderten in Vergessenheit geraten war. Seine Verblüffung war groß, als der Mann in fast akzentfreiem Interkosmo antwortete.
„Ubar Igomo. Und wer bist du?"
Unter anderen Umständen hätte Vigeland den Eingeborenen für seine „Frechheit" bestrafen lassen. Da ihm aber die Zeit auf den Nägeln brannte, versuchte er es mit „Güte". Allerdings nannte er nicht seinen richtigen Namen.
„Ich bin Kudoo", erwiderte er. „Du hast nichts zu befürchten, wenn du mir sagst, wo ich eine Frau namens Berly Salvoni finde.
Also sprich, Ubar!"
Der Eingeborene sank in die Knie, berührte mit der Stirn den festgetretenen Boden und erhob sich wieder. Als er erneut sprach, schwang Ehrfurcht in seiner Stimme mit - allerdings erkannte Vigeland, daß die Ehrfurcht nicht ihm galt.
„Die Herrin der Guten Medizin wohnt dort", sagte er. Dabei deutete er auf den größten Ziegelsteinbau von Maungu. „Wenn sie euch empfangen soll, müßt ihr vor dem Hauptportal ein Opfer bringen."
Nos Vigeland atmete auf. Er hatte es sich schwerer vorgestellt, die NEI-Agentin zu finden.
Wahrscheinlich kamen niemals Laren oder Überschwere nach Pata-Pata, sonst hätte Berly Salvoni es wohl nicht gewagt, sich als Herrin der Guten Medizin zu exponieren.
Unterdessen waren etwa hundert andere Eingeborene erschienen. Sie bildeten eine lebende Mauer um die Besucher und Ubar Igomo. Ihre
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