08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
Gen-Eins-Großvater, wenn Lazaro Archer auch kaum der Typ schien, der auf das Mitgefühl von anderen angewiesen war. Sobald die Bestattungsriten für seinen Sohn Christophe im Hauptquartier abgehalten worden waren, hatte sich Lazaro geweigert, von dieser entsetzlichen Nacht auch nur zu sprechen. Seither hatte er sich ganz der engen Zusammenarbeit mit dem Orden gewidmet. Der Gen-Eins-Zivilist schien nun genauso entschlossen wie jeder einzelne Krieger, Dragos und seine ganze Operation vernichtet zu sehen.
Jenna kannte dieses Gefühl. Es war entnervend zu denken, dass ein Schurke wie Dragos auf der Welt sein Unwesen treiben konnte. Er baute seine Operation immer weiter aus, was bedeutete, dass der Orden sich keine Chance entgehen lassen durfte, die Oberhand zu gewinnen. Und nach dem, was er Lazaro Archer und seiner Familie angetan hatte, machte Jenna sich nur umso größere Sorgen über die Gruppe der Stammesgefährtinnen, die er gefangen hielt.
Zumindest in dieser Hinsicht gab es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Dylan hatte diesen Morgen einen Anruf von der Leiterin des Altenheims in Gloucester bekommen, wo Schwester Margaret Howland lebte. Man hatte der alten Nonne von Dylans Besuchsanfrage erzählt, und sie freute sich sehr auf etwas Gesellschaft.
Jenna hatte sich als Erste freiwillig gemeldet, als Dylan den Nachmittagsausflug ankündigte. Auch Renata und Alex hatten sich angeboten mitzufahren, alle konnten kaum erwarten, ob Claire Reichens Skizzen der gefangenen Stammesgefährtinnen ihnen endlich zu einem Durchbruch verhelfen würden.
Jetzt, als die vier Frauen im schwarzen Rover des Ordens nach Gloucester hineinfuhren, konnten sie nur beten, dass sie die alte Schwester in einem Moment geistiger Klarheit antreffen würden.
Ihre Mission wäre schon ein Erfolg, wenn sie auch nur einen einzigen Namen aus ihr herausbekommen konnten. Selbst Lucan hatte es so gesehen.
Brock hingegen war gar nicht begeistert gewesen über die Aussicht, dass Jenna das Hauptquartier verlassen würde, und schon gar nicht so kurz nach dem schrecklichen Anschlag auf Lazaro Archer und seine Familie. Er machte sich eben Sorgen um sie wie immer, und sosehr es sie bisher auch irritiert hatte, jetzt wärmte sie seine Besorgnis.
Er sorgte sich um sie, weil sie ihm etwas bedeutete, und sie musste zugeben, dass es sich sehr gut anfühlte zu wissen, dass sie jemanden hatte, der ihr den Rücken freihielt. Und sie spürte, dass Brock ein Mann war, der auch über ihr Herz genauso aufmerksam wachen würde wie über ihre physische Sicherheit und ihr Wohlergehen.
Zumindest hoffte sie das, denn in den letzten paar Tagen und den unglaublichen Nächten mit ihm hatte sie ihm ihr Herz offen in die Hände gelegt.
„Da wären wir“, sagte Dylan vom Beifahrersitz des Rover, als Renata in die Einfahrt des Altenheims einbog. „Die Leiterin hat mir gesagt, dass Schwester Margaret um diese Zeit ihren Nachmittagstee in der Bibliothek einnimmt. Sie sagte, wir könnten einfach zu ihr reingehen.“
„Da drüben ist es.“ Alex zeigte auf eine Bronzetafel, die vor einem bescheidenen kleinen Schindelhäuschen aus einer Schneeverwehung ragte.
Renata parkte auf dem halb leeren Parkplatz und stellte den Motor ab. „Na Mädels, dann wollen wir mal, was? Wird schon schiefgehen. Jenna, gibst du mir bitte die lederne Tragetasche vom Rücksitz?“
Sie drehte sich um, um die Sammlung von Aktenordnern und Notizblöcken aus dem Kofferraum zu wuchten, dann stieg sie mit ihren Freundinnen aus dem Wagen.
Als sie um den Rover herumgingen, nahm Dylan ihr die Ledertasche ab und drückte sie an die Brust. Sie spitzte die Lippen und stieß einen tiefen Seufzer aus.
Alex blieb neben ihr stehen. „Was ist los?“
„Alle meine Recherchen der letzten paar Monate führen zu diesem Augenblick. Mein Gott, wenn das eine Sackgasse wird, Mädels, dann hab ich wirklich überhaupt keine Ahnung mehr, wo wir noch weitersuchen sollen.“
„Jetzt mach mal halblang“, sagte Renata und legte ihr schwesterlich den Arm um die Schultern. „Du hast dich so in diese Ermittlung reingehängt, ohne dich und Claire wären wir nicht mal so weit gekommen, Dylan.“
Dylan nickte, wirkte aber dennoch nicht wirklich aufgemuntert. „Wir brauchen einfach so dringend eine richtige Spur. Ich glaube, ich ertrage es nicht, wenn wir jetzt wieder ganz am Anfang landen.“
„Wenn wir noch mal ganz von vorn anfangen müssen“, sagte Jenna, „dann hängen wir uns eben umso mehr rein, wir alle
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