0812 - Der Howalgonier
Dabei versuchte er, sich daran zu erinnern, was er dort überhaupt wollte. Er blieb erschreckt stehen, als er sich dessen bewußt wurde, daß er es vergessen hatte.
Verstört lief er auf einer kleinen Lichtung hin und her. Der Druck der Howalgoniumstrahlung wurde fast unerträglich. Sein Kopf schmerzte. Schließlich blieb er stehen und blickte zum Stützpunkt zurück.
Er überlegte, ob er zurückkehren und die anderen Kelosker fragen sollte.
In diesem Moment hörte er ein lautes Krachen. Er fuhr herum und sah, daß in einer Entfernung von etwa hundert Metern von ihm ein Baum umfiel. Neugierig näherte er sich ihm. Er konnte sich nicht vorstellen, was einen frischen, rotblühenden Baum so plötzlich zu Fall bringen konnte.
Aus dem Gebüsch tauchte ein hochgewachsener Mann auf.
Das schlohweiße Haar reichte ihm bis auf die Schultern herab. Im ersten Moment glaubte Splink, einen Arkoniden vor sich zu haben, dann aber merkte er, daß der Mann Terraner war, Gleichzeitig fiel ihm wieder ein, weshalb er aus dem Stützpunkt geflohen war.
Er brüllte laut, um den Fremden auf sich aufmerksam zu machen. Der Mann erschrak heftig, griff zu seinem Gürtel und zog einen Kombistrahler.
„Nicht schießen", schrie Splink entsetzt. Er schaltete hastig den Translator ein, der vor seiner Brust baumelte, und wiederholte seine Worte.
Der Terraner ließ die Waffe sinken. Splink eilte auf ihn zu.
„Ich bin ein Freund der Terraner", verkündete er. „Und ich bin in Not. Ich suche Hilfe."
Eine seltsame Faszination ging von dem Weißhaarigen aus. Splink fühlte sich zu ihm hingezogen. Es war, als sei der Mann von einer schwer faßbaren Kraft erfüllt, die auf ihn selbst überschlug und ihn in seltsamer Weise belebte. Splink glaubte, plötzlich wieder besser und klarer denken zu können, während sich seine Gedanken tatsächlich noch mehr verwirrten als zuvor. Keuchend blieb er vor dem Mann stehen.
„Mein Name ist Splink", sagte er, „Ich bin Kelosker und ein Freund Perry Rhodans."
„Ich bin Jaan Wegenrat", antwortete der Terraner. „Und ich bin ein Freund aller, die in Not sind."
„Helfen Sie uns", flehte der Kelosker. „Meine Freunde und ich sind in Not."
Der Ingenieur steckte die Waffe weg, kreuzte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen einen Baumstamm.
„Was gibt es denn?" fragte er freundlich.
„Auf dieser Welt existiert irgend etwas, das intensiv strahlt. Es könnte Howalgonium sein. Jedenfalls lähmt es uns. Wir können nicht mehr klar denken. Wir leiden unter der Strahlung, und wir können unsere strategischen Pläne nicht mehr so verfolgen, wie es notwendig ist, wenn sie gelingen sollen."
„Was wollt ihr denn damit erreichen?" erkundigte sich Wegenrat. „Wir wollen, daß die Laren weit von hier entfernt ein Black Hole schaffen. Es soll für sie zu einer kosmischen Falle werden."
„Interessant", sagte der Ingenieur nachdenklich. „Und weiter?"
Splink hatte blindes Vertrauen zu ihm. Er verriet ihm alles, was er wußte, und er offenbarte ihm damit das ganze Geheimnis. Jaan Wegenrat hörte aufmerksam zu. Er verspürte ein eigenartiges Brennen in seinem rechten Arm, seit der Kelosker bei ihm war.
Es schien, als erwache das Howalgonium zu eigenständigem Leben. Wegenrat verhielt sich ruhig und verriet sich durch nichts.
„Was soll ich tun?" fragte er schließlich, als Splink seinen Bericht beendet hatte.
„Wir müssen gegen die Strahlung abgeschirmt werden", erklärte der Kelosker. „So schnell wie möglich, denn jetzt besteht ständig die Gefahr, daß die Laren merken, in welcher Lage wir sind. Ist das Vertrauen aber erst einmal verschwunden, ist es mit uns vorbei, und der große Plan wird nicht mehr gelingen."
„Das müssen wir natürlich auf alle Fälle verhindern", sagte Jaan Wegenrat.
„Läßt sich die Strahlung abschirmen?"
Der Ingenieur winkte gelassen ab. „Das ist kein Problem", behauptete er. „Ich kann in einigen Tagen alles bewerkstelligt haben. Bis dahin müssen Sie und Ihre Freunde durchhalten."
„Wir werden es schaffen", rief Splink dankbar und voller Zuversicht.
„Kehren Sie in den Stützpunkt zurück", sagte Wegenrat. „Die Laren dürfen nicht merken, daß sie ihn verlassen haben. Sie müssen die Spuren jedoch nicht unbedingt verwischen. Wenn Sie wieder zu den anderen Keloskern gehen, genügt das."
„Vielen Dank, Wegenrat!"
Splink drehte sich um und eilte davon. Der Ingenieur blickte ihm nach. Ein triumphierendes Lächeln umspielte seine Lippen.
Jaan Wegenrat
Weitere Kostenlose Bücher