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082 - Niemand hört dich schreien

082 - Niemand hört dich schreien

Titel: 082 - Niemand hört dich schreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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vor, daß Vicky Bonney so auf sich allein gestellt war. Zumeist hatte sie einen Freund an ihrer Seite. Entweder Tony Ballard oder Mr. Silver, oder Boram…
    Diesmal mußte sie allein ihren Mann stehen. Sie hätte das nicht getan, wenn sie sich nicht so sehr um Carole Irving und deren Vater gesorgt hätte.
    Sie tauchte nach wenigen Schritten in den nachtschwarzen Schatten eines Arkadenganges ein. Irgendwo wimmerte und knarrte eine Tür, bevor sie zuschlug.
    Es gab einen dumpfen Knall, bei dem sich das Herz des blonden Mädchens unwillkürlich verkrampfte. Ihre Hand zuckte sofort in die Tasche, in der sich die Derringer befand, aber sie holte die Waffe nicht heraus.
    Ihr Puls beschleunigte, und das Gefühl, heimlich beobachtet zu werden, wurde immer stärker, drohte zur Gewißheit zu werden. Eine merkwürdige Kälte klammerte sich an sie und ließ sie frösteln.
    Sie fragte sich, wie sich Tony Ballard in dieser Situation verhalten hätte. Der Weg zwischen Vorsicht und Risiko war eine gefährliche Gratwanderung, die sehr leicht schiefgehen konnte.
    Ein tappendes Geräusch veranlaßte sie, sich schnell umzudrehen. Verschwand nicht eben eine Gestalt hinter dieser efeuumrankten Säule, an der sie vor wenigen Augenblicken vorbeigegangen war?
    Diesmal zog Vicky die Pistole aus der Tasche und ging entschlossen zurück, aber hinter der Säule befand sich niemand. Da knarrte wieder diese Tür.
    Das Geräusch lockte Vicky an. Vorsichtig näherte sie sich der auf- und zuschwingenden Tür, und sie vertraute dabei der Waffe in ihrer Hand.
    Wenn sie aufpaßte, konnte kaum etwas schiefgehen, denn kein Angreifer, selbst wenn er noch so schnell war, konnte schneller sein als ihr Zeigefinger, der, auf dem Abzug lag.
    Sie hatte gesehen, welche vernichtende Wirkung die geweihte Silberkugel auf den Folterknecht gehabt hatte, und das gab ihr Zuversicht. Sollte sie noch mal angegriffen werden, würde sie wieder schießen, rasch und kompromißlos.
    Sie erreichte, die knarrende Tür und warf einen gewissenhaften Blick dahinter, um keine unliebsame Überraschung zu erleben. Niemand stand hinter der Tür.
    Vicky atmete durch und ging weiter. Sie war jetzt so gespannt, daß sie die Schmerzen in ihrer Kehle völlig vergaß. Jedes Geräusch nahm sie wahr, nichts entging ihrer Aufmerksamkeit.
    Auch nicht das dünne, klagende Winseln eines Hundes. Sie wußte, daß Carole Irving einen Rauhhaardackel besaß, hatte Fotos von dem kleinen struppigen Kerl gesehen und wußte, daß er auf den Namen Whisky hörte.
    Dem Tier schien irgend etwas zugestoßen zu sein. Eine andere Erklärung hatte Vicky Bonney nicht für das herzzerreißende Winseln des Kleinen.
    Vielleicht war der Hund gequält worden, lag nun irgendwo und winselte seinen Schmerz heraus. Hörten Carole Irving und ihr Vater diese furchtbaren Klagelaute nicht? Warum halfen sie dem Tier nicht? Was war mit ihnen passiert?
    Da war eine Wendeltreppe, und Vicky Bonney stieg die Stufen langsam hinunter. Geisterhaft wehten ihr die Laute entgegen. Sie war voller Mitleid für das arme Tier.
    Im kalten, modrig riechenden Kellergewölbe brannte Licht. Lauter und durchdringender war das Winseln geworden. Manchmal hatte Vicky den Eindruck, hinter der nächsten Tür würde der Hund sitzen, aber dann war ihr wiederum, als würde sich das Tier von ihr entfernen. Sie rief ihn deshalb und hoffte, daß er auch einer fremden Stimme gehorchte.
    »Whisky, komm her! Komm zu mir!«
    Aber das Winseln wich zurück und wurde dünner.
    Vicky betrat einen Raum, der unschwer als Folterkammer zu erkennen war, und als sie durch eine weitere Tür blickte, sah sie den Hund. Er saß zitternd vor einer Mauer, die einen Türbogen ausfüllte. Aus Whiskys Maul hing eine kurze rote Zunge. Unglücklich blickte er Vicky Bonney an und schien sich nicht von der Stelle rühren zu können.
    »Komm hierher, Whisky!« rief Vicky, doch das Tier gehorchte nicht.
    Die Schriftstellerin steckte die Derringer ein und näherte sich langsam dem Hund. Irgend etwas schien den Rauhhaardackel festzuhalten, und diese unsichtbare Kraft schien ihn auch zu quälen.
    Als sich Vicky nach dem Hund bückte, ließ die geheimnisvolle Kraft das Tier plötzlich los. Whisky sprang sofort auf und wich zur Seite, und im gleichen Moment durchstieß eine behaarte Teufelsklaue die steinerne Mauer.
    ***
    Jubilee wartete ungeduldig auf Vicky Bonneys Rückkehr. Es wäre ihr lieber gewesen, bei der Freundin zu sein, als hier allein im Wagen zu sitzen. In Sicherheit -

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