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0837 - Aibon-Blut

0837 - Aibon-Blut

Titel: 0837 - Aibon-Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spielte noch immer. Es war ihm nicht genug. Er wollte Aibon ganz aus dieser Versenkung holen, denn noch schwammen die Umrisse des Landes wie in einer geheimnisvollen Soße, die ein genaues Erkennen nicht möglich machte.
    Harry Stahl war trotzdem fasziniert. Er wußte nicht einmal, in welch einer Zeit er stand. Ob in der Realität oder schon gefangen in diesem wundersamen Land.
    Die Luft hatte sich ebenfalls verändert. Sie kam ihm wärmer vor, angenehm, und ebenso war es mit dem Geruch. Der war anders, er paßte nicht in diese Jahreszeit, denn es war der Geruch von Frühling, von frischem Gras und den ersten Blüten. Harry hatte das Gefühl, auf Wanderschaft zu sein.
    Immer wieder strich er über seine Augen, als wollte er ständig herausfinden, ob er nun einen Traum erlebte oder nicht.
    Es war kein Traum.
    Er hörte und sah alles.
    Der Duft drang in seine Nase. Er füllte sein Gehirn aus. Er war einfach wunderbar, und Harry hatte das Gefühl, im Kopf immer klarer zu werden. Er verglich dies mit einer magischen Kur, die er hinter sich gelassen hatte.
    Ein warmer Luftzug streifte ihn. Das Flötenspiel wehte durch seine Ohren, und vor ihm hatte sich der Boden geöffnet. Da war der Durchgang geschaffen worden, aber er sah das fremde Land nicht nur, wenn er hinunterschaute, es war aus der Tiefe in die Höhe gestiegen und begann damit, ihn zu umarmen.
    Harry Stahl hatte eigentlich nie an Wunder geglaubt. Was er in dieser Nacht erlebte, das kam schon einem Wunder gleich, und dieses Wunder nahm an Größe zu.
    Aus den Tiefen dieses geheimnisvollen Landes Aibon stieg etwas hervor.
    Zuerst war es für den beobachtenden Harry nicht mehr als ein weißer Fleck oder ein dicker Nebelstreifen, der sich immer mehr ausbreitete. Aber bei genauerem Hinschauen bekam er mit, daß sich in dem Nebel etwas bewegte.
    Harry zwinkerte.
    Eine Gestalt?
    Ja, aber nicht allein.
    Diese Gestalt hockte hoch aufgerichtet und mit erhobenen Armen auf einem weißen Pferd.
    Sie stieg höher, sie tat nichts, Wind spielte mit ihrem weißen Kleid, das sich wie eine dünne Fahne um den nackten Körper gelegt hatte. Langes Blondhaar wehte in den Nacken der Person, und der Aibonwind spielte mit der Mähne des Schimmels.
    Hatte der Rote Ryan das gewollt?
    Harry schaute ihn an.
    Er spielte nur noch leise und setzte genau in diesem Augenblick seine Flöte ab.
    Er bewegte seine Lippen, und ein Wort nur drang dem Detektiv entgegen. »Ribana, meine Liebe…«
    Harry begriff nichts mehr!
    ***
    Es lag auf der Hand, daß ich an diesem Morgen nicht eben mit einer tollen Laune mein Büro betrat.
    Ich war auch nicht sauer, aber nachdenklich geworden, denn diesen Mann in Grau nahm ich keinesfalls auf die leichte Schulter.
    Er war gekommen, um etwas herauszufinden, was für ihn ungemein wichtig war. Er wollte die Familie zurück, nur wußte ich nicht, wie ich ihm dabei helfen konnte. Zudem wollte ich es auch nicht.
    Die dreiköpfige Familie sollte weiterhin an einem sicheren Ort glücklich und zufrieden leben, denn ich ging davon aus, daß sie ihn erreicht hatte. Und mir brauchten sie dabei keinen Bescheid zu geben.
    In dem leeren Vorzimmer blieb ich stehen. Etwas irritiert, wie ich selbst zugeben mußte. Daß Glenda nicht anwesend war, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Sie gehörte zu den pünktlichsten und zuverlässigsten Personen, die ich kannte. Gut, sie konnte sich verspätet haben. Das passierte jedem Menschen. Es gab immer wieder Zwischenfälle, die für eine derartige Verspätung sorgten, aber bei Glenda war es schon ungewöhnlich.
    Eine Hoffnung gab es noch. Sir James, mein Chef, war sicherlich schon im Haus. Wenn Glenda sich verspätet hatte, dann wußte er bestimmt darüber Bescheid.
    Noch vom Vorzimmer aus rief ich ihn an. Er hob auch sofort ab, wobei ich mich nach dem Morgengruß erst gar nicht mit langen Floskeln aufhielt und augenblicklich zur Sache kam.
    »Glenda ist noch nicht im Büro, Sir. Hat sie Ihnen eine Nachricht hinterlassen, daß sie später kommen will?«
    »Nein!«
    Eine knappe und kalte Antwort, die mich trotzdem schlucken ließ. »Also nicht«, murmelte ich.
    »So ist es. Warum fragen Sie, John? Machen Sie sich Sorgen um Miß Perkins?«
    »Allerdings.«
    »Wollen Sie zu mir kommen?«
    »Es wird am besten sein.«
    Zwei Minuten später saß ich Sir James gegenüber. Er erfuhr, was mir widerfahren war und schüttelte bei meinem Bericht hin und wieder den Kopf. »Das ist nicht möglich?« flüsterte er. »Sie haben da einen Fall

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