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0837 - Aibon-Blut

0837 - Aibon-Blut

Titel: 0837 - Aibon-Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sehr schnell das freie Gelände, und ich schaute unwillkürlich dorthin, wo einmal das alte Haus gestanden hatte. Es gab das Hotel nicht mehr. Ich sah nur den wolkenreichen Himmel wie ein düsteres Gemälde über dem Land schweben. Es setzte sich aus dunklen, teilweise auch blassen Farben zusammen und verdeckte das funkelnde Licht der Sterne.
    Harry, der meinen Blick bemerkt hatte, konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. »John, du wirst nur die Ruinen sehen, wenn überhaupt. Alles ist schwarz, es stinkt nach kaltem Rauch, meine ich jedenfalls, und in einer derartigen Gegend hält sich niemand freiwillig auf.«
    »Außer uns.«
    »Das stimmt leider.«
    Wir rollten weiter. Die Scheinwerfer waren sicherlich von den Ruinen aus zu sehen. Zwei tanzende Lichtstrahlen, die den Gesetzen des unebenen Bodens gehorchten.
    Wie schon vor einem Jahr mußten wir den Wagen am Ende des Weges stehenlassen. Den Rest der Strecke bewältigten wir zu Fuß, und wieder kam es mir vor, als würden wir uns durch eine Mondlandschaft bewegen.
    Der Wind hatte aufgefrischt. Er peinigte unsere Gesichter. Wenn wir genau hinhörten, dann vernahmen wir das leise Säuseln, als er sich zwischen die alten Steine der Ruine drängte.
    Es gab dort oben kein Licht. Auch das geheimnisvolle grüne Leuchten, das mit Aibon in Verbindung gebracht wurde, war nicht zu sehen, und ich erkundigte mich noch einmal bei Harry Stahl, ob der Rote Ryan auch auf ihn wartete.
    »Er hat nichts Gegenteiliges gesagt. Er war auch damit einverstanden, daß ich mit dir Kontakt aufnahm.«
    »Und Ribana?«
    »Sie ist mir ein Rätsel.« Harry ging mit großen Schritten und vorgebeugtem Oberkörper weiter.
    Dabei drehte er den Kopf. »Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du sie nicht kennst.«
    »Nein, ich habe heute zum erstenmal von ihr gehört.«
    »Komisch.«
    »Wieso?«
    »Mir jedenfalls kam es so vor, als wären sie und der Rote Ryan ungemein vertraut miteinander.«
    »Das ist durchaus möglich. Nur kannst du nicht verlangen, daß ich den Roten Ryan so genau kenne wie Suko oder Bill Conolly. Wir sind keine Feinde, wir stehen uns neutral gegenüber, aber wir beide wissen genau, daß wir uns aufeinander verlassen können, wenn es darauf ankommt. Und das ist eben sehr wichtig. Dabei steht der Rote Ryan nicht allein. Es gibt eine Gestalt, die Mandragoro heißt und so etwas wie ein Umweltdämon ist. Zu ihm habe ich ein ähnliches Verhältnis.«
    Stahl grinste mich breit an. »Du hast wirklich außergewöhnliche Bekannte.«
    »Das kann man wohl sagen.« Ich dachte dabei noch an Myxin, Kara und den Eisernen Engel, die bei den Flammenden Steinen lebten.
    Als ich den Kopf hob, sah ich die ersten Schatten. Sie kamen mir vor wie einstmals große Säulen, die jemand in der Mitte oder im unteren Drittel gekappt hatte. Manche breiter, anderen nur schmal, je nachdem, wie das Feuer an ihnen gefressen hatte. Das sie überhaupt so zusammengefallen waren, hatte an ihrer Holzverkleidung gelegen und auch an dem großen Explosionsdruck.
    Der Untergrund flachte ab. Wir brauchten nicht mehr zu steigen, und ich wußte, daß wir den Platz vor dem ehemaligen Hotel erreicht hatten. Von hier aus waren es nur mehr wenige Schritte bis zur Eingangstür gewesen. Ich drehte mich um und schaute zurück.
    Der kleine Ort lag unter uns. Meilenweit entfernt kam er mir vor. Die wenigen Lichter lagen wie blasse Punkte oder Flecken in der Luft. Hier oben erwischte uns der Wind besser. Tatsächlich hatte auch ich den Eindruck, als würden die Ruinen noch nach altem Rauch stinken, der sich in das Gestein hineingefressen hatte.
    Harry hatte sich von mir entfernt. Er suchte nach dem Roten Ryan, konnte ihn aber nicht finden.
    »Tut mir leid, John, aber…«
    Ich legte einen Finger gegen die Lippen, denn genau in diesem Augenblick hörte ich den Klang der Flöte. Das war sein Zeichen, das war er, und ich lächelte, als ich die Melodien hörte, denn so meldete er sich stets an. Ich drehte mich zur Seite, um den Roten Ryan schon aus dem Schatten einer Ruine treten zu sehen, die ihn bisher verborgen hatte.
    Ich hob den rechten Arm.
    Das Flötenspiel verstummte. Er kam auf mich zu, und diesmal war er es, der verwundert den Kopf schüttelte. »Ich hätte nie gedacht, daß wir uns so schnell sehen würden.«
    »Ich auch nicht.«
    Wir reichten uns die Hände. Seine fühlte sich etwas fettig oder schweißig an, als würden aus zahlreichen Adern kleine Mengen von Flüssigkeit rinnen, die sich auf seine Haut verteilten. In

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