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0885 - Kampfplatz der Bestien

0885 - Kampfplatz der Bestien

Titel: 0885 - Kampfplatz der Bestien
Autoren: Jason Dark
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ich sah für einen Moment das Knochengefüge – und, da täuschte ich mich bestimmt nicht –, auch sein ehemals menschliches Gesicht.
    Es war so, als hätte ich einen Schlag bekommen, denn an dieses Gesicht erinnerte ich mich. Ich hatte es im Krankenhaus gesehen, als der Verletzte in seinem Bett gelegen hatte. Im nächsten Augenblick zerfiel der Kopf nach innen hin, er zerknackte, wurde zu Staub. Die Gestalt lag so plötzlich auf dem Boden, als hätte ich ihr die Beine weggeschlagen, und das blaue Feuer breitete sich auch in seinem Innern aus, um die gesamte Gestalt zu zerstören.
    Ich schaute dem Vorgang zu. Erst Sukos Schlag auf meine Schulter riß mich aus meinen Gedanken. Ich zuckte zusammen und drehte den Kopf. »Schlaf nicht ein, John.«
    »Ja, du hast recht. Aber ich dachte daran, daß ich diesen Werwolf einmal als Menschen gesehen habe. Weißt du, das Gefühl und das Wissen kann ich nicht so leicht abschütteln.«
    »Verstehe ich, John, dennoch müssen wir weitermachen.«
    Die »Musik« spielt weiter vor uns. Dort stand noch immer der helle Kreis im Nebel, umwallt von dünnen Dunst, der die Ränder zerfasern ließ, aber im Innern eine ungewöhnliche Klarheit zurücklief.
    Morgana hatte ihren Schutz noch nicht verlassen. Sie schaute dem Kampf zwischen Vampiren und Werwölfen zu. Daß sich die Bestien dort bekämpften, bekamen wir mit. Die Fledermäuse hatten es besser. Sie konnten aus der Luft angreifen, und es waren nicht nur zwei oder drei, sondern einige mehr. Der Nebel über dem Kampfplatz wurde dabei von den Schwingen durcheinandergewirbelt.
    Wir wollten ebenfalls mit dabei sein, waren aber noch zu weit vom eigentlichen Schauplatz entfernt. Zudem befanden wir uns auf einem Gelände, das für ein schnelles Laufen nicht eben geeignet wäre.
    Noch immer befanden wir uns auf einer tiefen Wiese und hatten zudem das Pech, einen schmalen Graben nicht rechtzeitig genug zu sehen, so daß wir beide hineinrutschten und plötzlich Wasser in unsere Schuhe rann. Wir fluchten beide über das Ungeschick, kletterten an der anderen Seite wieder hoch, mußten uns über einen Drahtzaun schwingen, um auf einer freien Fläche weiterzulaufen, die allerdings im Hintergrund durch einen dichten Schatten abgeschirmt wurde, wahrscheinlich ein Waldstück, das die Grenze der Wiese bildete.
    Auf ihr und noch vor dem Wald stand der helle Kreis. Wie gezeichnet sah er aus, umflort vom grauen Dunst, wolkig und streifig zugleich, eine wie in die Luft gezeichnete Gaze, als sollte der brutale Kampf für menschliche Augen bewußt verzerrt werden.
    Und verzerrt war auch unsere Perspektive. Wir sahen die Gestalten der Werwölfe herumwirbeln. Mit vollem Einsatz versuchten sie, die Vampire zu fangen.
    Aber die waren gewitzt. Immer wieder wichen sie den zupackenden Klauen aus, drehten sich schraubenartig in die Nebelwolken hinein und fielen dann in schrägen Bahnen nach unten, als Ziele die Körper der Werwölfe vor Augen.
    Ich lief schneller, was Suko nicht paßte. Er zerrte mich zurück, dabei wäre ich beinahe noch ausgeglitten. »Was hast du vor, verdammt?«
    Ich drehte den Kopf nach rechts. »Ich will zu Morgana!«
    »Was?«
    »In den Kreis!«
    »Und dann?«
    »Ich will sie haben!«
    »John, du bist verrückt. Du kommst nicht gegen sie an. Sie steht unter dem Schutz des Götterwolfs. Wenn er merkt, daß sich seine Morgana Layton in Gefahr befindet, wirst du vernichtet.«
    »Ich habe das Kreuz!« hielt ich ihm entgegen. »Außerdem ist sie durch den Kampf abgelenkt!«
    »Okay!« Er hatte das Wort zischend ausgestoßen. Ich kannte Suko und wußte, daß er mit dieser Antwort keineswegs zufrieden war.
    Für mich durfte es kein Halten mehr geben. Selten hatte ich die Chance so greifbar nahe bekommen, Morgana zu vernichten. Außerdem war ich nicht allein. Suko würde mir mit seiner Peitsche und der Beretta Rückendeckung geben.
    Ein Luftstrom wischte über mein Haar hinweg. Abgegeben von den Schwingen eines Vampirs, der verdammt dicht in meine Nähe gekommen war. So dicht, daß er sich noch drehen und abermals nach mir schlagen konnte. Plötzlich sah ich auch sein dreieckiges Gesicht, das fast nur aus Maul und kleinen, roten Augen bestand. Er wollte sich auf mich stürzen, denn Menschenblut war ihm am liebsten.
    Ob mich das Kreuz gut genug schützte, wußte ich nicht. Es gelang mir auch noch nicht, die Beretta schnell genug in die Höhe zu reißen, aber ich hatte Glück, denn plötzlich fegte ein gewaltiger Heulton durch meine Ohren. Abgegeben von
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