09 - Verschwörung der Druiden
Bibliothek verfügte über ein Zwischengeschoss mit weiteren Regalen. Dort oben, im hinteren Teil des Raumes, wurden die Standardwerke über Okkultismus aufbewahrt. Dank Giles besaß die Bibliothek eine ganze Menge davon. Er hatte sogar eine kleine verschließbare Vitrine hinter dem Bibliothekarstisch stehen, in der er besondere Ausgaben verwahrte, von denen es nur noch wenige Exemplare gab.
Buffy fragte sich oft, was wohl die anderen Schüler und Lehrer von Giles’ recht ausgefallener Sammlung hielten, ganz zu schweigen von den weggeschlossenen Bänden. Als sie das Thema zur Sprache brachte, hatte Giles ziemlich wichtigtuerisch die Nase gerümpft und gemeint, dass die Schulverwaltung sich glücklich schätzen könnte, einen Bibliothekar von seinem Format beschäftigen zu dürfen. Dass er einen Teil seines Forschungsmaterials mitgebracht hatte, war selbstverständlich.
Wenn Giles der Pfadfinderführer war, dann war dieser Raum für Buffy und ihre Freunde ein ganzjähriges Sommerlager. Giles beschwerte sich nie, wenn einer von ihnen vorbeischaute, nicht einmal an jenen Tagen, wenn es keine Krise gab. Für Buffy war diese Bibliothek tatsächlich eine Art zweites Zuhause.
Natürlich waren manche Tage in diesem Zuhause besser als andere. Offenbar kam der Bibliothekar im Moment mit seinen Nachforschungen nicht besonders gut voran.
»Gibt es denn keine Möglichkeit, das Problem zu beheben?«, stöhnte Giles.
Willow blickte zu Buffy auf und grinste. »He, mit Computern kann man fast alles machen.« Willows Glaube an die Macht der Computer war eine der Konstanten in Sunnydale. »Und hier haben wir fast alles.«
»Alles«, fügte Giles auf seine zerstreut wirkende Weise hinzu, »und noch viel mehr.« Er wies auf den Stapel Ausdrucke neben dem Laserdrucker der Bibliothek. Er war so dick wie zwei voluminöse Telefonbücher. »Da ist alles aufgeführt, was in Sunnydale passieren wird.«
Für Buffy ging alles viel zu schnell. »Einen Moment! Das ist das große Computerprojekt, das Sie letzte Woche begonnen haben, richtig? Das uns das Leben erleichtern sollte?«
Giles sah sie über den Rand seiner Brille an. »Nun, zunächst schien es ganz einfach zu sein. Das - wie hat Willow es noch einmal genannt?«
»Das >Gönnen-wir-Buffy-eine-Pause<-Programm«, warf Willow hilfsbereit ein.
»Ja, es sollte uns das Leben erleichtern - eine Art Frühwarnsystem für potentielle Katastrophengebiete.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe Willow genau erklärt, was sie in das Programm laden sollte. Alle deine Erlebnisse seit deinem Umzug nach Sunnydale...«
»Alle meine Erlebnisse?«, entfuhr es Buffy.
»Nur diejenigen, die du in deiner Funktion als Jägerin hattest«, sagte Willow beruhigend. »Ich habe alles aufgezeichnet.«
»Und wir haben außerdem alle Informationen über die Geschichte von Sunnydale und seiner Umgebung zusammengetragen«, fügte Giles hinzu, »wobei wir uns auf unerklärliche Geschehnisse in der Vergangenheit konzentriert haben.«
Buffy ahnte, worauf er hinaus wollte. »Sie meinen eine Art Lebensgeschichte des Höllenschlunds.«
Giles schwieg einen Moment. Etwas wie Überraschung huschte über sein Gesicht. »Treffend ausgedrückt. Da wir nicht wussten, was sonst noch relevant sein würde, haben wir außerdem alle Daten aus unseren Untersuchungen früherer Zwischenfälle hinzugefügt, unabhängig davon, ob diese Untersuchungen zu einem Ergebnis führten oder nicht. Und anschließend haben Willow und ich noch sämtliche Informationen über unsere jeweiligen Lieblingsprojekte hinzugefügt - du weißt schon, Okkultismus, das Übernatürliche, unerklärliche Phänomene, die >abgedrehten Sachenc, wie du sie zu nennen pflegst.«
»Wow«, machte Buffy. »Haben Sie auch die Küchenspüle eingegeben?«
»Ich wünschte, wir hätten es getan. So hätten wir wenigstens erfahren, wie man sie abdreht.«
»Sie wollen mir also sagen, dass dieses ganze große Projekt nicht funktioniert hat.«
»Nein, im Gegenteil. Das Problem ist, dass es zu gut funktioniert hat.« Er klopfte auf den Riesenstapel Ausdrucke. »Dies war als ein Frühwarnsystem für dich gedacht, damit wir einige dieser Bedrohungen sozusagen schon im Keim ersticken können und uns nicht jede Woche mit einer neuen Krise herumschlagen müssen. Leider hat uns dieses Programm die wahre, überwältigende Natur unserer Aufgabe enthüllt.«
Willow blickte von ihrem Computer auf. »Wie Giles schon sagte, das Problem hier ist, dass alles zu einfach ist. Da
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