Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0913 - Das Gespenst

0913 - Das Gespenst

Titel: 0913 - Das Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Saat des Grauens einpflanzen. Sie sind wie die Wölfe, und deshalb müssen wir uns beeilen. Es kann sein, daß schon welche im Schutz der Dunkelheit eingesickert sind. Sie haben überall ihre Spione, und ich bin bei ihnen nicht sehr gelitten. Wenn sie mich in die Hände bekommen, werden sie mich vierteilen wollen.«
    Hansen widersprach nicht. Er mußte dem Mann trauen, der sich ihm als St. Clair vorgestellt hatte.
    Er war der einzige Halt, den er in dieser Zeit hatte, und er wollte auch nicht weiter darüber nachdenken, wie er es geschafft hatte, ihn in die Vergangenheit zu holen. Er nahm es hin, er würde es auch weiterhin hinnehmen, und er würde sich von den Feuern wegführen lassen, um einen bestimmten Platz zu erreichen.
    Er hatte nie von diesen Kriegen gehört. Geschichte interessierte ihn kaum oder nur dann, wenn die Seefahrt eine große Rolle gespielt hatte. Das war hier nicht der Fall gewesen. Die Heere aus dem Norden, die sich als Kreuzritter schmückten, brauchten nicht über das Meer ins Heilige Land zu segeln.
    Die Menschen blieben zurück. Hansen konnte nicht anders. Er mußte noch einmal einen Blick über die Schulter werfen. Er sah die Verzweifelten an den Feuern stehen, wo auch die Leichen lagen und die Lebenden kaum anders wirkten als die Toten.
    So etwas war einfach schrecklich, grauenvoll!
    Sie gingen weiter. Der Schein des Feuers löste sich auf. Dunkelheit umfing sie. Das Pferd trottete neben ihnen her. Es hielt seinen Kopf gesenkt. Hin und wieder schnaubte es.
    Die Nacht war warm geblieben. Es wehte kaum Wind, und so hatte sich die schlimme Luft halten können. Sie hing wie eine Decke über dem Ort.
    Hansen schwieg.
    Auch sein neuer Begleiter sagte kein Wort. Ihre Tritte waren kaum zu hören. Der Hufschlag des Pferdes verschluckte sie. Überhaupt verschluckte und verbarg die Nacht viel. Sven war froh, nicht am Tage hergekommen zu sein. Wer konnte schon sagen, wie das Land richtig aussah? Sicherlich lagen noch viele Leichen herum, die allmählich vermoderten.
    Er hielt sich nicht an der Seite des Ritters, sondern dicht hinter ihm. Der Mantel des Mannes wehte bei jeder Bewegung hoch oder zur Seite hin, und er begleitete ihn wie eine Fahne, auf dessen dunklerem Stoff sich das helle Kreuz abmalte, über dessen Funktion sich Hansen Gedanken machte. Er traute sich nicht, den Mann zu fragen. Zu große Neugier war manchmal nicht gut.
    Sie durchquerten fast den gesamten Ort, um sich dann in eine andere Richtung zu wenden. Wieder schluckte sie eine schmale Gasse. Der Boden unter ihren Füßen war mit Staub bedeckt. Ein paar trockene Grasbüschel wuchsen auf den Resten einer schmalen Mauer, und ihr gegenüber hob sich ein Schatten ab.
    Es war ein kleines Haus, mehr eine Hütte, die ein schiefes Dach bekommen hatte.
    Als St. Clair stehenblieb, stoppte auch das Pferd seine Schritte. Zwischen Haus und Mauer ballte sich die Finsternis zusammen. So konnte Sven kaum das Gesicht des Mannes erkennen, obwohl dieser dicht vor ihm stand. Der Mann roch nach Pferdeschweiß und vielleicht auch nach Blut und Tod. Das bildete sich Hansen jedenfalls ein.
    »Wir sind da!« sagte er schlicht.
    »Und wo sind wir«
    »An einer wichtigen Stätte. Für dich und auch für mich. Wir werden hier Schicksal spielen.«
    Große Worte, die Hansen auch so auffaßte. Er konnte deshalb den Schauer nicht aufhalten, der sich auf seinem Körper ausbreitete. »Schicksal?« murmelte er.
    »Ja.«
    »Wie soll ich das denn…?«
    »Du wirst es begreifen, denn du bist dazu ausersehen, die Botschaft zu überbringen.«
    »Welche - und wohin?«
    »In deine Zeit.«
    »Was soll ich?«
    »Ja, in deine Zeit!« wiederholte St. Clair.
    Sven Hansen schüttelte den Kopf. »Das ist verrückt, das begreife ich nicht. Wieso denn in meine Zeit? Da sind wir doch gewesen. Du hast mich aus meiner Zeit herausgeholt. Warum hast du das getan? Du hättest es mir doch auch in meiner Zeit erklären können.«
    »Es muß alles seine Regeln haben. Niemand hätte mir geglaubt, wenn ich dich an einen bestimmten Punkt gebracht hätte, mein Freund. So aber bist du hier, und du wirst auch weiterhin hier sein, wenn auch unter veränderten Vorzeichen.«
    »Verdammt, da komme ich nicht mit.«
    »Das wirst du noch. Laß uns erst einmal eintreten.« St. Clair drehte sich um. Er ging einen Schritt nach vorn, und dann hörte Hansen, wie er eine Tür aufdrückte, was unter knarrenden und auch quietschenden Geräuschen geschah.
    Das Pferd blieb draußen. Es war unruhig geworden. Es

Weitere Kostenlose Bücher