0918 - Auf der Schwelle der Zeit
er das Gefälle hinunter.
Aber er war nicht allein. Irgendetwas oder irgendwer umklammerte ihn und überschlug sich mit Zamorra immer und immer wieder.
Der Professor versuchte Halt zu finden, packte nach Ästen, nach Baumstämmen, doch er hatte zu viel Schwung. Ein Zweig peitschte ihm ins Gesicht und verpasste ihm eine Schramme auf der Wange.
Als hätte ich heute noch nicht genug eingesteckt!
Mit dem Fuß blieb er an einer Wurzel hängen, die ihn jedoch nicht merklich bremste. Sie riss ihm lediglich den Schuh davon. Erst eine Eiche stoppte die Talfahrt auf schmerzhafte Weise. Dabei hatte Zamorra noch Glück, dass nicht er es war, der gegen den Stamm knallte, sondern seine Begleitung auf diesem wilden Ritt.
Zamorra setzte sich auf und schüttelte sich wie ein nasser Hund. Auf dem Hosenboden… oder besser: Auf dem Boden dessen, was von seiner Hose noch übrig geblieben war, rutschte er ein paar Meter zurück.
Und er erkannte, wer mit ihm den Abhang hinuntergestürzt war.
Auch wenn er so eine Kreatur noch nie gesehen hatte, war sie ihm aus Rhetts Erzählung noch lebhaft im Gedächtnis haften geblieben: Vor ihm lag ein C'wete. Zu Zamorras Bestürzung hatte der Dämon den Sturz wesentlich unbeschadeter überstanden, denn im Nu stand das Wesen mit den unzähligen Hautlappen wieder auf den Beinen. Nicht einmal sein inneres Kraftwerk hatte gelitten, denn unzählige grünliche Funken zuckten durch dieses obskure Fell aus Hautfetzen.
»Wo sind Grostaan und die anderen? Was hast du mit ihnen gemacht?«
Langsam dämmerte Zamorra, was oben auf der Lichtung geschehen war. Rhett hatte erzählt, die C'weten seien alle von dem Rauchring verschluckt worden. Offenbar hatte er sich getäuscht, denn eines dieser Wesen war nicht mit seinen Kollegen nach wohin auch immer gegangen. Es musste bereits vorher den Abhang hinuntergestürzt sein. Als es versuchte, wieder hinaufzuklettern, war Zamorra ihm auf die Hand getreten - nicht auf einen Stein, wie er zuerst vermutet hatte. Der Dämon hatte die Hand unter Zamorras Fuß weggezogen und den Professor dadurch zu Fall gebracht.
Und ihm auf diese Weise das Leben gerettet!
So wie es aussah, wollte er dieses Versehen aber schnellstmöglich wiedergutmachen.
Im Sitzen tastete Zamorra unauffällig nach dem E-Blaster, doch er griff ins Leere.
Natürlich! Du hast nicht ernsthaft geglaubt, das Ding würde nach der Menge von innigen Kontakten mit Erde, Gras und Stein noch an seiner Magnetplatte pappen, oder?
Nein, geglaubt natürlich nicht. Aber gehofft!
»Sprich, du lächerlicher Wicht! Was hast du mit dem Rest meines Volks gemacht?«
Der Dämon wollte sich mit Zamorras Schweigen offenbar nicht zufrieden geben. Sollte er sich nun mit etwas brüsten, für das er gar nicht verantwortlich war und den C'weten damit einschüchtern? Ging das überhaupt? Oder sollte er lieber zugeben, dass er nicht wusste, was mit den anderen geschehen war? Würde er dadurch aber nicht jeglichen Wert für das hässliche Ding vor ihm verlieren?
Sein Blick huschte den Abhang hinauf über den Boden. Vielleicht hatte er den Blaster erst hier verloren, dann könnte er sich gegen den Dämon wehren.
Moment mal! Wo war eigentlich die Magnetplatte geblieben? Den Gürtel trug er noch. Wenn der Blaster sich von der Platte gelöst hatte, müsste doch wenigstens sie noch da sein, oder nicht? Aber er hatte vorhin ins Leere gegriffen!
Nun erst bemerkte er den Druck im unteren Rücken. Vorher hatte er bei all den Schmerzen, die durch seinen Körper marodierten, nicht darauf geachtet. Aber jetzt…
Er griff nach hinten und ertastete, was er nicht zu hoffen gewagt hatte: den E-Blaster! Der Sturz hatte den Gürtel so verdreht, dass es die Magnetplatte samt Strahlenwaffe hinter den Körper geschoben hatte.
Zamorra packte den Strahler und riss ihn hoch. Noch bevor er abdrücken konnte, verlor der C'wete die Geduld.
»Du schweigst? Dann stirb und schweig für immer!«
Gleichzeitig mit diesen Worten flappten die Hautlappen für einen Sekundenbruchteil hoch. Die grünlichen Funken stoben auf und jagten als konzentrierter Energieball auf Zamorra zu.
Mit einem Hechtsprung konnte der Professor sich gerade noch in Sicherheit bringen. Jeder Knochen in seinem Leib brüllte vor Schmerz auf, alle Muskeln - selbst die, von denen Zamorra gar nicht wusste, dass er sie hatte - jammerten vor Qual.
Der Energieball traf stattdessen einen Baum, dessen obere Hälfte einfach wegplatzte.
Zamorra duckte sich unter den umherfliegenden Ästen und
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