092 - Schreie aus dem Sarg
hielten mich so lange fest, bis mir ihr Boß die ganze Wut aus dem Leib geprügelt hatte. Was hinterher blieb, war nur noch lahme Resignation.
»Yora wird verstehen, daß wir dich ein bißchen härter anfassen mußten«, sagte Bosco grinsend.
Ich hing erschöpft zwischen seinen Männern, konnte kaum noch aufrecht stehen.
»Schafft ihn wieder runter in seine Zelle«, sagte Bosco. »Und sperrt die Zombies vorläufig auch ein. Die haben schon für genug Aufregung gesorgt.«
O'Hara und Cosby schleppten mich aus dem Zimmer, durch die Halle und die Kellertreppe hinunter. Schmerzen durchtobten meinen Körper. Es würde seine Zeit dauern, bis ich sie verdaut hatte.
Der rothaarige Gorilla und sein Komplize stießen mich in meine Zelle. Ich stürzte, machte mir nicht die Mühe, aufzustehen, blieb liegen.
Cosby nahm das Tablett mit. Die Tür fiel mit einem dumpfen Knall zu, und dann war ich wieder allein. Übelkeit würgte mich. Ich wälzte mich auf den Rücken, breitete die Arme aus und versuchte mich zu entspannen.
Tony Ballard - der große Verlierer.
So fühlte ich mich.
***
Brian Hawke hieß der zweite Juwelenräuber, dessen Mitarbeit sich Chet Bosco auf eine ganz und gar unübliche Weise sichern wollte. Hawke war erst 49, aber er hatte sich bereits zur Ruhe gesetzt. Er hatte in seinem Leben einige große Coups gelandet und damit so viel Geld verdient, daß er heute von den Zinsen seines Geldes leben konnte.
Unermüdlich hatte die Polizei versucht, ihn zu kriegen. Er hatte es immer wieder geschickt verstanden, sich ihrem Zugriff zu entziehen und alle Beweise und Spuren zu beseitigen.
Bei Verhören hatte er ganz genau aufgepaßt, was er sagte, und so mußten sie den cleveren Verbrecher immer wieder nach Hause schicken.
Als er merkte, daß seine Spannkraft nachließ und sich dadurch die Gefahr erhöhte, von den Bullen geschnappt zu werden, hängte er seinen »Beruf« an den Nagel und genoß die Früchte seines Eifers.
Er war ein hagerer Mann, hatte seit zwanzig Jahren schon eine Glatze, und seine Nase sprang vor wie der Schnabel eines Raubvogels. Er führte ein geruhsames Leben, ging jeder Aufregung aus dem Weg, war Hobbygärtner und züchtete herrliche Orchideen.
Er verbrachte sehr viel Zeit in seinem großen Glashaus. Inmitten all der grünen, üppig wuchernden Pflanzen fühlte er sich wohl. Das war seine Welt. Für Juwelen interessierte er sich nicht mehr. Auch nicht für jene, die zur Zeit in London ausgestellt waren und einen hohen Wert repräsentierten. Er hatte sich die Ausstellung nicht einmal angesehen.
Wenn er sich dort hätte blicken lassen, hätten gewisse Leute angenommen, er würde rückfällig werden. Um so einen Verdacht nicht aufkommen zu lassen, blieb er zu Hause und der Ausstellung fern.
Hawke betreute einige Setzlinge. Er ging wie immer völlig in seiner Tätigkeit auf. Vor zehn Jahren hätte er sich das noch nicht vorstellen können. Er - ein Hobby-Gärtner.
Heute liebte er seinen »Dschungel« über alles und konnte sich ein Leben ohne diesen nicht mehr vorstellen. Er wäre sonst vor Langeweile umgekommen.
Da war plötzlich ein Geräusch…!
Brian Hawke nahm es zuerst gar nicht richtig wahr, aber dann drang es doch in sein Bewußtsein. Jemand mußte sein Glashaus betreten haben.
Er stellte die Kanne mit flüssigem Düngemittel an ihren Platz und wandte sich argwöhnisch um. Er mochte keine Besuche. Schon gar nicht in seinem Glashaus. Hawke trat ein paar Schritte vor.
Es gab so viele Pflanzen in dem großen Glashaus, daß man sich dazwischen gut verstecken konnte. Mißtrauisch ließ Hawke den Blick über das üppige Grün schweifen.
»Wer ist da?« fragte er.
Niemand antwortete.
Der Juwelendieb griff nach einer handlichen Gartenschere. Sie hatte scharfe, schlanke Schenkel, die spitz zuliefen.
Andere Leute besaßen einen Revolver. Brian Hawke verabscheute Schußwaffen. Ab und zu war er gezwungen gewesen, zu kämpfen, aber da hatten ihm immer die Fäuste genügt.
Wenn ein Verbrecher den Bullen mit einem Revolver entgegentritt, fordert er es nur heraus, daß sie auf ihn schießen. Das hatte er sich immer gesagt und deshalb die Finger von Schießeisen gelassen.
Langsam schlich Hawke den »Dschungelpfad« in der Mitte des Glashauses entlang. Seine Augen wurden zu engen Schlitzen. Er drückte hin und wieder lappige Blätter zur Seite, bog Zweige zurück, schaute sich sehr gewissenhaft um.
Er fühlte sich beobachtet. Das machte ihn unruhig. Deshalb schlossen sich seine Finger fester
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