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0924 - Der Herr der Nebelberge

0924 - Der Herr der Nebelberge

Titel: 0924 - Der Herr der Nebelberge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Augen aus. Genauso, wie er gleich seines aushauchen würde, wenn nicht bald die Kavallerie über den Hügel geritten käme.
    Da kommt sie ja schon! Hallo, ihr edlen Reiter. Ihr seid keinen Moment zu früh.
    Rhetts Gedanken wurden immer diffuser und wirrer. Die Wirklichkeit verschwamm vor ihm, machte Platz für die letzten Wunschbilder seines Lebens. Natürlich waren da keine Reiter. Die konnten nämlich nicht fliegen.
    Und doch kam da etwas von der Seite angeflogen! Wer es auch war, was es auch war - in Rhetts Vorstellung hatte es Ankas Gesicht. Nicht die hasserfüllte Fratze, die noch immer über ihm schwebte, aus seiner Sicht aber nur ein verschwommener Farbklecks war, sondern das freundliche Gesicht seiner Anka, das heller strahlte als die Sonne, das ihn zum Schmelzen brachte, wenn es lächelte, von dem er träumte, sobald er die Augen schloss.
    Schon war der Schatten heran und riss das Mädchen vom Erbfolger . Der Druck auf seinen Hals ließ schlagartig nach. Er japste, sog gierig die Luft ein, zwängte sie durch seine brennende Kehle, konnte gar nicht genug davon bekommen.
    Mit zitternden Armen drückte er sich hoch und stützte sich auf dem Asphalt ab. Wenige Meter von ihm entfernt rollte Anka über die Straße - alleine! Von einer zweiten Person, seinem Retter (der Kavallerie) fehlte jede Spur.
    Rhett zweifelte an seinem Verstand. Gaukelte ihm der Sauerstoffmangel Trugbilder vor? Aber es waren keine Trugbilder, die er sah.
    Anka rollte aus und blieb für einen Moment ruhig liegen. Dann sprang sie auf, drehte sich zu Rhett um und schaute ihn an. Die Lippen und das Kinn waren blutverschmiert, doch ihre Nase sah kein bisschen gebrochen aus. In ihren Augen lag eine unfassbare Traurigkeit, die Rhett das Herz zerriss.
    Sie flüsterte einen Satz, den Rhett nicht verstehen konnte. Aber er konnte ihn von ihren Lippen lesen.
    Das wollte ich nicht!
    Sie wandte sich ab und lief davon. Die Straße hinunter.
    »Warte!«
    Rhetts Stimme war nur ein Krächzen, aber Anka hätte sie ohnehin nicht mehr gehört. Ihr Blinzelsprung hatte sie längst woandershin gebracht.
    ***
    Die Haut über Krychnaks Augenhöhlen pulsierte vor Erstaunen stärker. Er war dem Wesen gefolgt, das auf seinen Kreaturruf reagiert hatte - und an einem Ort gelandet, den er kannte. Vor der Burg des Weißmagiers, in dessen Obhut er den Erbfolger wusste. Dort, wo er sich vor Monaten von Agamar getrennt hatte, um seine alten Pläne zu verfolgen.
    Der Riss hatte ihn in ein kleines Wäldchen gebracht, weit genug von dem Schloss entfernt, dass er dessen Schutzschirm gerade nicht mehr wahrnahm, aber nahe genug, dass er erkennen konnte, was sich auf der Straße vor dem Château abspielte.
    Er konnte es kaum glauben. Das Wesen, das seinen Kreaturruf empfangen hatte und nun leuchtete wie ein Signalfeuer, war sie ! Und sie kämpfte mit dem Erbfolger . Sie war im Begriff, ihn zu töten!
    Das durfte Krychnak keinesfalls zulassen. Er konnte sich seine Pläne nicht kaputt machen lassen. Nicht ausgerechnet von ihr! Nicht von einem… einem gescheiterten Experiment!
    Doch gerade, als er eingreifen wollte, tat sie es selbst und rettete den Jungen vor ihrer Wut. Krychnak begriff nicht, was genau er da auf der Straße beobachtete oder warum sie den Erbfolger töten wollte, aber er hielt diese Entwicklung für hochinteressant.
    Noch interessanter wurde sie, als der Junge sich aufrappelte und dem Mädchen nachsah. Krychnak hatte keine Ahnung, wie sich diese Liebe anfühlte, der die Menschen ständig nachjagten, aber er erkannte sie, wenn er sie sah. Und hier sprang sie ihm förmlich entgegen. Aus den Augen des Jungen, aber auch aus denen des Mädchens.
    Faszinierend!
    Plötzlich verschwand sie . Natürlich, diese Fähigkeit hatte sie schon damals besessen, und er, Krychnak, hatte sie versehentlich noch verstärkt. Sie konnte damit an jeden Ort springen, den sie vor sich sah. Ob tatsächlich oder vor ihrem geistigen Auge spielte keine Rolle.
    Diesmal hatte sie sich aber nicht sehr weit weggeblinzelt. In wenigen Metern Entfernung tauchte sie hinter einer Felsnase wieder auf. Ganz in seiner Nähe, aber außerhalb des Sichtfelds des Erbfolgers . Der schaute sich noch einige Augenblicke ratlos um, dann wandte er sich ab und lief zurück ins Schloss.
    Vermutlich wollte er dem Weißmagier Bescheid sagen. Zamorra hieß er, wie Krychnak inzwischen wusste. Ihm war der Name bis zu seiner Neuwerdung fremd gewesen, doch in den Schwefelklüften sprach man von ihm voller Angst und Hass.
    Ein

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