0934 - Der Arm des Monsters
gekommen«, erklärte Jane Collins locker.
»Sie glauben mir nicht, wie?«
»Wir gehen erst mal zurück in Ihre Wohnung.«
Angela nickte, blieb aber beim Thema. »Schon auf dem gesamten Rückweg hatte ich das Gefühl, verfolgt zu werden. Von einer Gestalt, aber auch von irgendwelchen Blicken.« Sie mußte selbst lachen. »Ja, wieder von fremden Augen.«
»Das bekommen wir schon in die Reihe.«
»Woher nehmen Sie nur Ihren Optimismus?«
»Ganz einfach, Angela. Hätte ich ihn nicht mehr, könnte ich diesen Job nicht ausführen.«
»Das mag wohl stimmen.«
Zwischen den Lücken einer Hecke sahen sie bereits das Blech der abgestellten Wagen schimmern. Der Parkplatz war nicht groß, er reichte aber auch, und er lag geschützt, denn um ihn herum breiteten sich die Bäume aus, die auf dem Grundstück standen.
Den Weg zum Haus kannte Jane. Zwei Lampen spendeten Licht. Der größte Teil der Umgebung blieb in der Dunkelheit versteckt. Jane konnte sich schon vorstellen, daß sich dort jemand versteckt hielt und einen perfekten Beobachtungsposten bekommen hatte. Sie selbst spürte keine große Unruhe, während sich Angela immer wieder umschaute.
Die Haustür lag im Licht. Als sie hineintraten, flüsterte die Frau: »Jetzt geben wir aber eine gute Zielscheibe ab, nicht?«
Jane mußte lachen. »Wir sind doch nicht in einem Film.«
»Die Wirklichkeit ist schlimmer, Jane.«
»Manchmal schon, da haben Sie recht.«
Angela hielt den Schlüssel schon in der Hand, brauchte aber nicht aufzuschließen, denn von innen wurde die Tür aufgezogen, und ein elegant gekleidetes Paar verließ das Haus.
Die Mieter begrüßten sich. So erfuhren Angela und Jane, daß die beiden ins Theater wollten.
Man wünschte sich gegenseitig viel Spaß, dann waren die Frauen wieder allein, und Angela schloß die Tür auf. Sie zögerte noch, ihre eigene Wohnung zu betreten und wandte sich an Jane Collins. »Wollen Sie nicht lieber vorgehen?«
»Angst?«
»Etwas Furcht«, flüsterte Angela.
»Gut, ich mache es.« Jane ging an der erleichtert aufatmenden Klientin vorbei. Der Schlüssel steckte noch im Schloß. Sie mußte ihn zweimal drehen, bis die Tür offen war.
Die Schauspielerin blieb zurück. Nervös trat sie von einem Fuß auf den anderen. Sie spürte auch wieder dieses rieselnde Gefühl in ihrem linken Arm, aber jetzt war nicht die Zeit, um darauf zu achten. Sie schaute zu, wie Jane in der Wohnung verschwand und sofort das Licht einschaltete, das die Dunkelheit vertrieb.
Wie eine helle Bühne lag die Wohnung vor ihnen. Jane drehte sich um.
»Soll ich noch nachschauen?«
»Nein, nicht nötig.«
Die Detektivin tat es doch. Sie schaute zuerst in das Bad, dann in den Schlafraum. Beide Zimmer waren leer, auch in ihrem hielt sich niemand verborgen, und als sie sich drehte, hatte Angela ihre Jacke bereits ausgezogen und aufgehängt.
»Sind Sie jetzt beruhigter?«
»Ein wenig schon.«
»Das ist gut.«
Auch Jane zog den Mantel aus. Angela war in den Wohnraum getreten.
Sie schaltete dort verschiedene Leuchten ein, die inselartig und unterschiedlich hell den Raum ausleuchteten.
»Gefällt es Ihnen, Jane?«
»Ja, es ist gemütlich. Beinahe sogar romantisch, und es vertreibt sicherlich die Furcht.«
»Das will ich wohl hoffen. Mögen Sie Musik?«
»Gern.«
»Welche?«
Jane hatte wieder in ihrem Sessel Platz genommen und ihn etwas nach links gedrückt, so konnte sie besser gegen das große Fenster schauen. Angela schaltete auch die Gartenbeleuchtung ein. Die Lampen standen fest im Boden. Es waren zumeist Strahler, die ihr Licht wie Suchscheinwerfer durch den kleinen Garten und auch über die dunkle Oberfläche des Teichs hinwegschickten. Ein Frosch hüpfte in die Höhe und verschwand kopfüber im Wasser.
»Sagen Sie, Jane, welche Musik sie hören möchten. Wir haben praktisch alles hier.«
»Mehr Background. Das ist nicht so störend. Zudem instrumental. Wir sollten uns noch unterhalten.«
»Richtig. Ich nehme mal Webber. Seine Musical-Melodien höre ich gern.«
Angela legte die kleine Scheibe auf, dann kümmerte sie sich um den Wein. Schon im Lokal, wo beide nur Wasser getrunken hatten, waren sie sich bereits einig geworden, einen Rotwein zu trinken. Einen guten Tropfen aus Australien.
Die Schauspielerin schenkte ein. Jane roch an der Glasöffnung und hätte beinahe die Augen verdreht. In diesem Moment vergaß sie alle Sorgen. »Der ist ja ein kleines Wunder.«
»Kann man sagen.«
Die Detektivin hob ihr Glas an. »Na denn, Angela,
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